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     3818  3 Kommentare Wie Vermögen verschwinden

    Am Freitag beim Gänsebraten konnte ich einmal praktisch im Zeitraffer erleben, wie große Familienvermögen einfach verschwinden. Der Vater überschreibt in bereits dementem Zustand alles seiner zweiten Frau, die Kinder gehen leer aus, und das, was die erste bei der Scheidung bekommen hat, haben die Männer der Töchter mit ihren Projekten durchgebracht. Jetzt sind sie allesamt mittellos.

     

    Doch wie sieht das jetzt eigentlich im Aggregat aus? Ist überhaupt etwas verschwunden – oder besitzen es jetzt nur andere?

     

    Häuser verschwinden nicht, Geld und Wertpapiere auch nicht. Das Bruttovermögen eines Lands verringert sich erst dann, wenn Schulden zusammenbrechen und die ihnen gegenüberstehenden Aktiva damit wertlos werden. Was allerdings auf das Nettovermögen ebenfalls keine Auswirkung hat.

     

    Das Nettovermögen kann nur durch Übertragung in andere Länder abnehmen, oder durch physische Zerstörung, Verkonsumierung, wo das möglich ist, oder eben durch Bewertungsänderungen. Eine kleine Börsenkrise oder eine Zunahme des Risikos, und sofort schrumpft über die Hebelfunktion des Diskontierungsmodell alles zusammen wie eine Plastikflasche im Wasserdampf.

     

    Der finanzielle Ruin einer Familie bleibt daher nahezu in Gänze Privatsache.

     

     

     


    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Wie Vermögen verschwinden Mal abgesehen von Middelhoff