Aktienmarkt Short
„Nur der tote Fisch schwimmt mit dem Strom“ – Hoher Optimismus könnte kurzfristig gefährlich werden
Im letzten Beitrag habe ich noch darauf hingewiesen, dass langfristig kein Weg an Aktien als Baustein des heimischen Portfolios vorbei geht. Wie gesagt ist hiermit der langfristige Horizont gemeint an dem ich selbstverständlich weiter festhalte. Auf dem Weg zu attraktiven Renditen ist man auf diesem Weg jedoch hohen Schwankungen ausgesetzt. Um sich nun gegen diese Phasen zu schützen und das Portfolio kurzfristig gegen fallende Märkte abzusichern dient die Messung der aktuellen Marktmeinung als hilfreicher Kontraindikator.
Sobald also die Summe der unterschiedlichen Parameter, anhand derer sich die Positionierung der Anleger messen lässt, ein Extrem ergibt ist Vorsicht das Gebot der Stunde. Genau diese Konstellation ist aktuell bei gleich mehreren Faktoren der Fall.
Stimmung in Übersee positiv wie 2012 nicht mehr
Anhand der äußerst optimistischen Stimmung, die sich bei wöchentlichen Umfragen unter über 3.500 US-Privatinvestoren ermitteln lässt, wird deutlich, dass wir hier heute wieder Extrempunkte erreichen. In den letzten fünf Fällen zu denen das Sentiment eine ähnlich euphorische Konstellation aufwies, haben die Börsen daraufhin 4x korrigiert. Lediglich zu Beginn 2013 war es Bernanke, der die weltweiten Börsen mit seiner lockeren Geldpolitik weiter jubeln lies.
Größter ETF der Welt erreicht neue Höchststände
Der größte ETF (Exchange-traded fund) deckt den wohl bekanntesten Aktinindex, den S&P500, ab. Mit einem derzeitigen Nettoinventarwert von knapp 198 Milliarden US$ ist seit Veröffentlichung der historischen Daten ein neuer Rekordwert erreicht. Allein in den letzten vier Wochen hat der Fonds Zuflüsse (bereinigt um die Performance des Aktienmarktes) von knapp 20 Mrd. US$ gesehen. Auffallend ist dabei, dass sich diese Zuflüsse vor allem über mehrere Woche hintereinander aufgebaut haben. Solche Cluster, wie wir sie in der Grafik sehen gab es in der Vergangenheit nicht oft, haben dann jedoch immer ein antizyklisches Signal geliefert. Dieser Fakt unterstreicht einmal mehr das aktuell starke Interesse an Aktien.
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Nun gibt es noch zahlreiche weitere Faktoren, die das Bild untermauern. So sind Fondsmanager aus Übersee nach der kleinen Korrektur am Markt hektisch und überstürzt ausgestiegen und haben ihren Aktienanteil drastisch verringert. Während der daraufhin postwendend wieder steigenden Märkte sind diese jedoch in gleicher Geschwindigkeit zurückgekehrt. Solch hektisches und gerne auch zittriges Agieren liefert somit ein weiteres Bild vom derzeitigen Verhalten der unterschiedlichen Marktteilnehmer. Abgeschlossen wird diese Aussage durch eine quantitative Studie von Investors Intelligence, welche ganz klar aufzeigt, dass wir derzeit mit einer Mehrzahl an zittrigen Anlegern am Markt zu rechnen haben.
Alles in allem sieht die stimmungstechnische Lage somit momentan ziemlich eindeutig aus. Die Anleger erweisen sich als äußerst optimistisch, steigen zunehmend in Aktien ein und zeigen somit eine Euphorie wie seit mehreren Jahren nicht mehr. Dabei agieren diese jedoch mit zunehmender Schnelllebigkeit, weswegen man davon ausgehen sollte, dass der Markt derzeit nicht von fundamental langfristig überzeugten Akteuren bestimmt wird, sondern Anleger bei ersten Anzeichen fallender Kurse genauso schnell aussteigen, wie sie gekommen sind.
Ihr Andreas Meyer