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    Stabilisierung oder Verschärfung?  3714  1 Kommentar OPEC entscheidet über das Schicksal des Ölpreises - Russland zittert

    Tag der Entscheidung. Die OPEC könnte die Talfahrt des Ölpreises bei ihrem heutigen Treffen bremsen, indem sie ihre Fördermengen drosselt. Aber will sie das überhaupt? Die einen sagen ja, die anderen nein – die OPEC steht vor der Zerreißprobe. Und Russland?

    Am heutigen Donnerstag treffen sich die Mitglieder der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) in Wien, um die künftigen Öl-Fördermengen festzulegen. Laut „Handelsblatt“ ist es das wichtigste Treffen der OPEC „seit Jahren, wenn nicht seit Jahrzehnten“. Hintergrund ist der massive Preisverfall auf dem Ölmarkt. Seit Monaten befindet sich der Ölpreis auf Talfahrt und jagt ein Rekordtief nach dem anderen. Aktuell kostet ein Barrel (159 Liter) der Rohölsorte Brent knapp 76 US-Dollar, der Preis für die US-Leichtölsorte WTI liegt bei rund 72,40 US-Dollar. Nie waren die Ölpreise in den vergangenen vier Jahren so niedrig wie heute. Doch die Talfahrt könnte weitergehen – nämlich dann, wenn die OPEC sich heute dazu entschließt, die Fördermengen nicht zu drosseln.

    „Kann die OPEC den Ölpreisrutsch stoppen“, titelt das „Wall Street Journal Deutschland“ heute. Allerdings müsste die Frage viel eher lautet: WILL die OPEC den Ölpreisrutsch überhaupt stoppen? Denn der Grund für die sinkenden Ölpreise ist ein spannender Machtkampf, der sich derzeit zwischen der OPEC und der Fracking-Industrie in den USA abspielt. Wie wallstreet:online berichtete, geht es dabei um die Frage, wie robust der Fracking-Boom in den USA tatsächlich ist. Den arabischen Ölproduzenten, allen voran Saudi-Arabien, ist dieser zunehmend ein Dorn im Auge, da sie angesichts steigender Fördermengen langsam aber sicher um ihre Führungsrolle im Ölmarkt bangen muss.

    Machtkampf auf dem Ölmarkt

    Entsprechend versucht die OPEC, die Fracking-Industrie mit Kampfpreisen unter Druck zu setzen. Dafür spricht die Tatsache, dass Saudi-Arabien Anfang November seine Ölpreise nochmals senkte – allerdings nur für Kunden in den USA. Diese regional differenzierte Preispolitik interpretieren viele deswegen als bewussten Schlag gegen das US-Fracking. „Der größte Ölproduzent lässt seine Muskeln spielen“, kommentierte wallstreet:online.

    Im Vorfeld des OPEC-Treffens machte Saudi-Arabien erneut seine Position deutlich. Ein Ölpreis von 70 bis 80 US-Dollar sei für Saudi-Arabien erträglich, hieß es. Außerdem werde sich der Preis „irgendwann von selbst“ stabilisieren, teilte der saudische Ölminister Ali al-Naimi laut „Handelsblatt“ mit. Ähnlich äußerten sich auch Kuwait sowie die Vereinigten Arabischen Emirate und nährten damit den Eindruck, dass sie an einer Stabilisierung der Preise gar nicht interessiert sind.

    OPEC-Länder gespalten

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    Andere Länder haben dagegen umso größeres Interesse daran, die Fördermengen zu drosseln und so die Talfahrt der Ölpreise zu bremsen. Der „Economist“ hat untersucht, bei welchem Ölpreis die verschiedenen Ölproduzenten unter Druck geraten. Und siehe da: die Mehrheit der arabischen Förderländer können den aktuellen Ölpreis bzw. sogar einen noch niedrigeren Ölpreis verkraften. Gang im Gegensatz zu Venezuela, Iran oder Russland. Diese Länder leiden laut dem Bericht zufolge am meisten unter dem gegenwärtigen Preisverfall. So müsste der Ölpreis im Fall von Venezuela bei rund 120 US-Dollar, im Fall vom Iran gar bei 140 US-Dollar liegen, damit der Staatshaushalt ausgeglichen ist. Kein Wunder also, dass die beiden OPEC-Mitglieder bei dem Treffen in Wien auf eine Drosselung der Fördermengen drängen. Ob sie sich allerdings gegen Saudi-Arabien und Co. durchsetzen können, darf zu Recht bezweifelt werden. Das heutige Treffen stelle das Ölkartell daher vor eine Zerreißprobe und „könnte der Anfang vom Ende der Opec sein“, schreibt das „Handelsblatt“.

    Russland sucht den Schulterschluss

    Während sich die OPEC also heute in Wien zusammensetzt, muss ein Land, das ganz besonders unter dem Preisverfall leidet, draußen bleiben: Russland. Aufgrund des dramatischen Rubel-Verfalls steht die russische Wirtschaft ohnehin mit dem Rücken zur Wand, ein weiter sinkender Ölpreis könnte für Russland damit zum Sargnagel werden, wie wallstreet:online titelte. Aus diesem Grund setzt Russland derzeit alles daran, den Ölpreis zu stabilisieren, und versucht sich dabei die Zerstrittenheit der OPEC zunutze zu machen. Laut „Welt“ sucht Russland in diesen Tagen einen Schulterschluss mit Venezuela. Konkret könnte Russland der OPEC vorschlagen, die eigene Jahresproduktion um 15 Millionen Tonnen zu kürzen, wenn die OPEC-Staaten im Gegenzug ihre Förderquote um 70 Millionen Tonnen reduzieren, schreibt die „Welt“ unter Berufung auf eine russische Zeitung. Ob’s hilft? Bisher sieht es eher so aus, als ob sich die arabischen Länder durchsetzen und die OPEC ihre Fördermengen nicht drosseln wird. Das dürfte die Talfahrt des Ölpreises nochmals verschärfen. Am Morgen gab der Ölpreis jedenfalls weiter nach.




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