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    ETF, Indexfonds,  5610  0 Kommentare
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    ETFs auf dem Vormarsch- sind ETFs wirklich anlegerfreundlich?

    In diesem Artikel befasse ich mich ausführlich mit der Attraktivität eines Indexfonds. Wo liegen die Vor- und wo die Nachteile? Für wen eignet sich das Produkt und auf welche Dinge muss der Börsianer achten? Diese Fragen werden hier behandelt

    Seit der Finanzkrise hat sich die Risikoaversion der privaten und institutionellen Anleger deutlich erhöht. Das hat auch die Finanzindustrie erkannt und nutzt die Nachfrage nach breit gestreuten Produkten. Diversifikation ist das Schlüsselwort. Doch die Produkte sollen auch kostengünstig sein und die Performance eines breiten Marktes zum Großteil abbilden können.

    Aktiv gemanagte Fonds haben sich aufgrund ihrer hohen Kosten und häufigen Unterperformance jedoch aus dem Interesse des breiten Anlegerpublikums heraus katapultiert. Zu Recht?

    Mehrere Studien beschäftigten sich in den letzten Dekaden vor allem mit Indexfonds und ETFs. Diese Studien untersuchten zum einen die Nachfrage nach diesen Produkten weltweit, sowie die Vorteilhaftigkeit bezüglich der Kosten- und Liquiditätsstrukturen.

    Das immer mehr aufkommende Interesse bei den Privat-Anlegern hat sich bereits vor der Finanzmarktkrise deutlich ausgeweitet, dennoch war der Sprung im investierten Volumen ab dem Jahr 2009 als massiv zu verzeichnen. Vor allem aber in den europäischen Ländern überstieg das Anlagevermögen im Jahr 2009 sogar das der USA. Auch die Anzahl der aufgelegten ETFs überstieg erstmalig die Anzahl der ETFs im weltgrößten Finanzsystem.

    Aber nicht nur Privatanleger investieren vermehrt in ETFs, sondern auch institutionelle Investoren nutzen diese Produkte. Entweder als Diversifikation zur Reduktion des Risikos oder als kurzfristige Parkmöglichkeit für liquide Mittel.

    Die Diversifikation ist auch einer der Bestandteile eines ETFs, mit dem Vertriebsunternehmen und Banken gerne werben. In der Tat beherbergen ETFs eine Menge an vorteilhaften Eigenschaften gegenüber Einzelinvestments, und nicht selten werden ETFs von Bankberatern als All-Round-Investment-Anlage angepriesen.

    Berater beraten z.T. jedoch im eigenen Interesse, man erhält bei Banken nicht alle Produkte angeboten, weshalb es sich lohnt sich auch anderweitig zu informieren, wie z.B. über ETFs, die interessante Renditen bieten aber von Banken eher ungern verkauft werden. Um den Unterschied fest zu machen, muss man allerdings zunächst wissen was ETFs sind.

    Indexfonds und ETFs

    Ein ETF oder Exchange Traded Fund ist ein börsengehandelter Indexfond. Ein klassischer als auch ein börsengehandelter (ETF) Indexfond, bildet den Wert eines marktbasierten Index wie etwa den des DowJones-Index ab. Es sind daher überwiegend passiv gemanagte Fonds.

    Der Unterschied zwischen klassischen Indexfonds und ETFs liegt darin, wie Fondsanteile geschaffen werden und das Kapital investiert wird. Beide bilden ein verbrieftes Sondervermögen, dass unabhängig von der Investmentgesellschaft treuhänderisch verwaltet wird und an dem Investoren Anteile erwerben können.

    Dabei stehen dem klassischen Indexfonds folgende Möglichkeiten zur Verfügung:

    • Beschaffung von Barmitteln durch Ausgabe von Fondsanteilen.
    • Investition der Barmittel in die im Index enthaltenen Wertpapiere.

    Ein ETF wird auf folgende Weise verwaltet:

    • Beschaffung der Barmittel und der Wertpapiere über einen Market Maker (Banken, Börsen, Broker).
    • Market Maker verkauft Fondsanteile an Investoren.

    Die Unterschiede in der Beschaffung und der Investition der Mittel führen zwangsläufig zu Differenzen innerhalb der Kosten- und Liquiditätsstrukturen. Während klassische Fonds direkt bei der Fondgesellschaft erworben werden müssen, können ETFs über die Börse bzw. den Market Maker ge- und verkauft werden. Das hat den Vorteil der sofortigen Handelbarkeit ohne Umwege.

    Die Umwege führen bei klassischen Indexfonds zwar zu niedrigen Transaktionskosten für den Investor auf der einen Seite, aber auch zu einer versicherten Liquidität auf der anderen. Die Gesellschaft muss zwecks Rücknahme von Anteilen stets eine Liquiditätsreserve vorhalten, die aber nur gering verzinst wird. Daraus resultieren anderweitige Kosten (Mittelflusskosten), die auf den Anleger umgelegt werden.

    ETFs weisen höhere Transaktionskosten (Managementgebühren, Geld-Brief-Spanne, Maklergebühren) auf, da sie aber auf dem Sekundärmarkt (Börse) handelbar sind, entfällt für die Gesellschaft das Vorhalten einer Liquiditätsreserve. Dadurch entfallen für den Anleger die Mittelflusskosten und die Gebühren sind im Gegensatz zu Indexfonds insgesamt niedriger.

    ETFs als Anlageprodukt

    Aufgrund der hohen Liquidität und geringeren Managementgebühren werden ETFs besonders für den Privatanleger als für geeignet empfohlen. Eine kostengünstige Variante um in breit gestreute Indizes zu investieren. Dennoch die Benchmark zu schlagen ist bei ETFs nicht das vordergründige Ziel wie bei aktiv verwalteten Fonds, sondern eine kostengünstige Abbildung.

    Traditionell bilden ETFs den Index durch den Kauf der in ihm enthaltenen Wertpapiere nach. Das heißt, je breiter und tiefer der Markt um so höher die Kosten, die wiederum auf die Rendite drücken. Um diese Kosten zu reduzieren, werden entweder nur die Wertpapiere mit der größten Gewichtung physisch oder über Swap-Verträge ins Portfolio geholt.  Das sind dann die sogenannten Swap-basierten ETFs.

    Bei Swap-basierten ETFs übernimmt ein Swap-Partner, in der Regel sind das Kreditinstitute, die Zahlung der Wertpapiere. Dafür darf das Kreditinstitut an der Wertentwicklung des ETFs partizipieren. Es entsteht ein Bonitätsrisiko seitens des Kreditinstituts, das bei einem traditionell, physisch replizierten ETF nicht existiert. Daher muss die Gesellschaft auch bei Swap-basierten ETFs eine geringe, gesetzlich vorgeschriebene Liquiditätsreserve vorhalten.

    Aufgrund der geringeren Kosten bei der Abbildung, scheinen ETFs die bessere Variante zu den klassischen Index-Fonds zu sein. Dennoch, mehrere Studien belegen, dass es hierbei um die Betrachtung der einzelnen Kostenkomponenten geht.

    Weil bei Indexfonds die Anleger nur einen geringen Anteil an Transaktionskosten tragen, würden die Anleger auch aggressiver handeln. Die Konsequenz daraus spiegelt sich in einer schlechteren Performance wieder.  Bei ETFs wirkt das Gegenteil. Die Transaktionskosten, die der Anleger bewusst entrichten muss wirken sich konservativ auf sein Anlageverhalten aus. Ein ETF ist daher für den eher langfristig fokussierten Anleger interessant, da er weniger Liquidität benötigt.

    Darüber hinaus lassen sich mit ETFs auch Leerverkäufe auf Marginebene tätigen. Auch die vom Anleger zu tragenden Transaktionskosten werden immer geringer je mehr Market Maker den ETF anbieten. Die Geld-Brief-Spanne verengt sich aus Wettbewerbs- und Arbitragegründen.

    Weitere Studien belegen, dass ETFs in vielen Fällen besser abschneiden als Indexfonds. Die Unterperformance der Indexfonds wird mit der versicherten Liquidität, die die Gesellschaft vorhalten muss, begründet.

    Performance-Einflußfaktoren

    Ob ein ETF passabel ist oder nicht, wird anhand einer Kennzahl angegeben. Der Tracking-Error gibt die Abweichung der Fondsrendite zu der Rendite des Referenzindex an.

    Neben den Transaktions- Management- und Maklerkosten wirken sich auch Indexanpassungen sehr stark auf den Tracking Error aus. Etwaige Kapitalerhöhungen bei Einzelwerten oder Dividendenzahlungen müssen auch im ETF abgebildet werden, was zu zusätzlichen Kosten führt.

    Darüber hinaus sind auch steuerliche und währungsbedingte Einflüsse auf den Tracking Error nicht außer acht zu lassen. Verwaltet ein Market Maker mehrere ETFs, können steuerliche Vorteile bei der Wiederveräußerung von Tranchen am Kapitalmarkt erzeugt werden, die dann als Performancevorteil an den Anleger weiter gegeben werden. Dies wäre beispielsweise bei der unterschiedlichen Besteuerung von Gewinnen aus kurz- und langfristigen Anlagen in den USA der Fall.

    Wie investieren in ETFs?

    Ein Investment in einen ETF ist denkbar einfach. Da ETFs an Börsen gehandelt werden, kann der Anleger sich den besagten ETF einfach ins Depot holen. Die Referenzindizes sind schier unendlich und es gibt so gut wie auf jeden dieser Indizes einen handelbaren ETF.

    Doch der Anleger sollte sich nicht davon täuschen lassen, dass mit einem Investment in einen einzelnen Index-ETF sein Portfolio breit gestreut ist und das Risiko gering. Dafür kann sich der Anleger einfach den Kursverlauf des gewünschten Index anschauen. Korrekturen im zweistelligen Prozentbereich bei den liquiden Aktienindizes sind da keine Seltenheit.

    Auch Indizes wie der MSCI World, der Werte sowohl aus den Entwicklungs- als auch Schwellenländern beinhaltet, konnte das Risiko Anfang des Jahres während der Schwellenländerkrise nicht eindämmen, lediglich verteilen.

    Es kommt also eher darauf an sich mehrere ETFs ins Portfolio zu holen um das Risiko zu streuen. Beispielsweise aus verschiedenen Anlageklassen wie Rohstoffen oder Renten. Eine Mischung ist auch branchenbezogen möglich.

    Der Anleger sollte sich vorher über die Zusammensetzung des Referenzindex informieren. Wie sind die Titel innerhalb des Index gewichtet? Nicht selten bevorzugen ETFs eine Abbildung des Index lediglich durch die Aufnahme von Werten, die im Index das meiste Gewicht ausmachen. So reduzieren sie weitere Kosten.  In Aktienindizes sind es oft Werte mit der größten Marktkapitalisierung, während es bei Anleihen die Länder oder Unternehmen sind, die die größte Schuldenlast tragen.

    Ob sich der Anleger für einen Swap-basierten ETF entscheidet oder eher für einen ETF der physisch repliziert wird, hängt davon ab wie wichtig ihm die Bonität des Swap-Partners der Fondsgesellschaft ist. Dennoch auch physisch replizierte ETFs versprechen keine hundertprozentige Sicherheit, da Fondsgesellschaften ihre im Portfolio befindlichen Wertpapiere anderweitig verleihen, um Nebenerträge zu generieren, die sie dann an die Anleger zwecks Outperformance und aus Konkurrenzgründen weitergeben dürften.

    Fazit

    ETFs sind grundsätzlich eine attraktive Anlagemöglichkeit sowohl für Privat- als auch institutionelle Anleger. Besonders aber langfristig fokussierte Anleger sollten sich näher mit ETFs beschäftigen.

    Für Anleger, die etwas aggressiver vorgehen seien die klassischen Indexfonds nahe gelegt. Zwar ist der Tracking Error von ETFs meistens deutlich niedriger als der von klassischen Indexfonds, doch die höheren Transaktionskosten bei regem Handel von ETFs sind nicht zu unterschätzen. Die Einschnitte könnten enorm performancemindernd ausfallen.

    Auch ist es wichtig sich zwischen physisch-replizierenden und swap-basierten ETFs zu entscheiden. Es ist klar, dass Banken in der Regel Swap-basierte ETFs empfehlen würden, vor allem wenn sie bei diesen ETFs als Swap-Partner der Fondsgesellschaft auftreten.

    Weiterhin ist eine Streuung auch innerhalb eines ETF-Portfolios wichtig. Ein einzelner ETF vermag das Risiko nur in einem geringen Maße abzufedern. Dabei kann der Anleger auf ETFs aus verschiedenen Anlageklassen, Branchen, Sektoren oder Ländern auswählen.

    Besonders ins Auge fassen, sollte der Anleger aber auch stets die Geld-Brief-Spannen für ETFs. Diese geben Aufschluß darüber, wie gefragt der ETF ist und ob der Anbieter dabei konkurrenzfähig auftritt. Eine Spanne von 50BP für einen DAX-ETF ist beispielsweise etwas zu hoch angesetzt. In der Regel beträgt die Spanne hier 10BP.




    Martin Brosy
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    Martin Brosy ist Tradingcoach und Mitbegründer der Trading Ausbildung www.trademy.de. Großen Einfluss auf sein ökonomisches Weltbild haben die Publikationen von Karl-Heinz Paqué und Joseph Schumpeter. Als Börsianer inspirieren ihn die Ansätze von Buffett, Burry, Livermore und Lynch.
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    Verfasst von Martin Brosy
    ETF, Indexfonds, ETFs auf dem Vormarsch- sind ETFs wirklich anlegerfreundlich? Seit der Finanzkrise hat sich die Risikoaversion der privaten und institutionellen Anleger deutlich erhöht. Das hat auch die Finanzindustrie erkannt und nutzt die Nachfrage nach breit gestreuten Produkten. Diversifikation ist das Schlüsselwort. Doch die Produkte sollen auch kostengünstig sein und die Performance eines breiten Marktes zum Großteil abbilden können.

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