Commerzbank, Deutsche Bank, Nordex – droht ein Erdbeben vom Anleihemarkt?

Mit Rekorden an den Aktienmärkten ist das so eine Sache. Normalerweise sind frische Hochs das beste Kaufsignal in der Technischen Analyse. Oberhalb der erreichten Kursniveaus kann es keine bereits bestätigten Widerstände mehr geben, eigentlich sehr gute Voraussetzungen für weiter steigende Notierungen. Der Blick in den Rückspiegel zeigt aber auch: Rekordhochs waren nicht immer ein guter Einstiegspunkt gewesen – ganz im Gegenteil. Sowohl im Mai und September 2013 folgten auf neue Tops beim DAX deutliche Gewinnmitnahmen. Ähnliche Marktreaktionen waren zuletzt in den Sommermonaten zu beobachten. Im Chart-Webinar am Abend werden wir uns die Märkte genauer betrachten – hier geht es zur Anmeldung.

Neue Ziele für BMW, Daimler und VW

Deutsche Bank seit Jahresbeginn

Von wegen ruhige und friedliche Weihnachtszeit. Aktionäre der Deutschen Bank müssen erneut schlechte Nachrichten verkraften. Die USA verklagen das Bankhaus wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung. Angeblich habe der heimische Branchenprimus versucht, Geld durch ein Geflecht von Luftbuchungen und Scheinfirmen am US-Fiskus vorbei zu schleusen. Die New Yorker Staatsanwaltschaft fordert 190 Mio. Dollar Entschädigung, die Aktie beendet vorerst ihre jüngste Erholungsbewegung.

Kursverluste beim Indexschwergewicht Bayer belasten zudem den Gesamtmarkt. Das Krebsmittel Nexavar verfehlte offenbar einen bestimmten Endpunkt in einer Studie. Die DZ Bank ist dennoch  überzeugt von der Aktie und erhöhte das Kursziel von 120 auf 137 Euro. Zudem äußerten sich die Analysten der Deutschen Bank zu zahlreichen Autowerten. Das Kursziel für BMW wurde von 103 auf 110 Euro erhöht, für Daimler wurde der faire Wert von 75 auf 79 Euro angepasst. Bei VW lautet das neue Kursziel 210 Euro, bisher wurden 205 Euro ausgegeben.

Grenzen erreicht

Vergleicht man nur die Bewertung einiger internationaler Indizes miteinander, erscheint der heimische Aktienmarkt derzeit noch günstig. Auf Basis der Gewinnschätzungen für die kommenden zwölf Monate wird der S&P 500 mit einem KGV von 16,3 gehandelt, für den Dow Jones fällt der Faktor mit 15,3 etwas moderater aus. Noch günstiger ist der Euro Stoxx 50 mit 13,5 sowie der DAX mit 12,9. Allerdings nur auf den ersten Blick, denn alle vier Indizes liegen mit den aktuellen Kennzahlen am oberen Ende ihrer 5-Jahres-Spanne. Etwas mehr Fantasie auf Basis der Gewinnschätzungen bietet derzeit nur noch der Nikkei mit einem KGV von 18. In den vergangenen Jahren wurden zeitweise auch Niveaus von 22 aufgerufen.

US-Anleihen sind attraktiver

Hingegen liegt nach den kräftigen Gewinnen der vergangenen Wochen und Monate die Dividendenrendite am unteren Ende der langjährigen Range. Der DAX bietet auf Basis der Prognosen eine Verzinsung von 3,1 Prozent. Mit 3,8 Prozent bietet der Euro Stoxx 50 eine etwas höhere Rendite. US-Aktien bleiben in dieser Disziplin hingegen chancenlos, die Dividendenrendite der Werte im S&P 500 erreicht nur 2,1 Prozent. Gerade im Vergleich zu den Anleihen sind die Unterschiede dies- und jenseits des Atlantiks recht groß. Die Rendite zehnjähriger US-Bonds liegt mit 2,3 Prozent deutlich über dem Niveau entsprechender Anleihen gleicher Laufzeit aus Deutschland mit 0,7 Prozent.

Warnsignale vom Rentenmarkt

Wohin die Reise der US-Renditen gehen wird, ist derzeit noch offen. Nach den starken Arbeitsmarktdaten werden zunehmend mehr Investoren darauf spekulieren, dass die US-Notenbank nicht erst Mitte 2015 sondern schon früher mit der Zinswende beginnen wird. Entsprechend sind die Zinsen für zweijährige Anleihen, die bisher am stärksten mit der US-Wirtschaftsentwicklung korrelierten, deutlich gestiegen und liegen auf dem höchsten Niveau seit April 2011.

Auf dem längerfristigen Chartbild könnte damit eine zähe Phase der Bodenbildung vor dem Ende stehen. Bereits seit Mitte 2011 läuft die Rendite nur noch seitwärts. Mitte 2008 forderten Investoren noch drei Prozent, ein Jahr zuvor waren es sogar fünf Prozent.

Hingegen zeigen die langfristigen Zinsen, dass viele Strategen offenbar nicht mit einer nachhaltigen Konjunkturerholung rechnen. Die Zinsen von 30jährigen US-Papieren liegen aktuell mit 2,9 Prozent nur knapp über dem Stand von Mitte Oktober und drohen bereits heute per Tagesschluss auf ein neues Tief zu fallen. Bereits seit rund drei Wochen befinden sich die Zinsen im Sinkflug. Ganz anders die Entwicklung am Aktienmarkt. Der S&P 500 legte seit Mitte Oktober um rund 14 Prozent zu. Der bisher recht enge Gleichlauf zwischen Zinsen und Aktienmarktentwicklung ist offenbar aufgehoben. Dieser Ausnahmezustand dürfte aber schon bald wieder korrigiert werden. Der Aufwärtsimpuls bei den US-Schwergewichten verliert bereits an Dynamik. Mit Kursgewinnen von zwölf bis 20 Prozent zählen der S&P 500 sowie der Nasdaq 100 zu den besten internationalen Indizes seit Jahresbeginn. Im Dezember treten beide Barometer bisher auf der Stelle und rangieren im unteren Tabellendrittel.