checkAd

    Pictet-Experte  1984  0 Kommentare „Die meisten Anlageklassen sind zu teuer“

    Walter Liebe, Senior Investment Advisor bei Pictet Asset Management, blickt im Gespräch mit FundResearch ins neue Jahr: Die Liquidität bleibt erhalten, aber für Anleger wird es teuer.

    Walter Liebe, Investment Advisor bei Pictet Asset Management, ist durchaus in der Lage, Fehleinschätzungen einzugestehen: „Bei unserem Ausblick auf das laufende Jahr lagen wir in Bezug auf den Anleihenmarkt völlig falsch“, sagt er im Gespräch mit FundResearch. „Wir hatten einen Bärenmarkt erwartet. Die Renten-Rallye war die Überraschung des Jahres.“ Bei der Entwicklung globaler Währungen lag er hingegen fast komplett richtig: „Wir haben erwartet, dass der US-Dollar stärker sein wird als Yen, Euro und Schweizer Franken“, so der Experte. „Allerdings rechneten wir damit, dass die Schwellenländer-Währungen noch vor dem US-Dollar stehen werden.“ Aber dem US-Dollar konnte 2014 keine Währung folgen. Mit einem Trendwachstum, einer weiterhin moderaten Inflation und positiven Erträgen globaler Aktien behielt Liebe jedoch Recht.

    „2015 wird das globale Wachstum moderat anziehen“, prognostiziert der Pictet-Experte. 3,3 Prozent erwartet er für das kommende Jahr – nach 2,4 Prozent im auslaufenden. „Dabei werden die Schwellenländer die hauptsächlichen Wachstumstreiber sein, während die Industriestaaten zurückfallen.“ 50 Prozent der Wachstumsstory würden die Emerging Markets ausmachen, insgesamt 4,9 Prozent. Die entwickelten Länder bleiben Liebes Ansicht nach mit 2,9 Prozent unter der drei-Prozent-Marke hängen.

    Die USA, die in Sachen Wachstum die Fahne für die Industriestaaten mit einem Anteil von 19,3 Prozent des globalen Wachstums hochhalten, bewegten sich im kommenden Jahr nicht in Richtung einer Deflation, ist Liebe überzeugt: „Die Deflationsangst ist übertrieben, zumal wir steigende Löhne erwarten.“ Nicht übertrieben hingegen sei die Erwartung einer geldpolitischen Wende der US-Notenbank Federal Reserve. „Die Fed wird die Zinszügel straffen“, ist sich Liebe sicher. „Aber erst im vierten Quartal 2015.“ Zunächst werde die Zinsanhebung sehr bedacht sein. „In drei bis vier Jahren wird die Fed mit dieser Handlungsweise jedoch hinter die Inflationskurse zurückfallen. Dann steigt die Inflation, wodurch die Zinsen stärker angeschoben werden.“ Einen Abfall der globalen Liquidität fürchtet Liebe trotz des erwarteten Taperings der USA aber nicht – dank der Europäischen Zentralbank und der Bank of Japan. „Die EZB bereitet sich auf eine Bilanzerweiterung in Höhe von einer Billion Euro vor“, sagt der Pictet-Stratege. „Sie wird im kommenden Jahr Staats- und Unternehmensanleihen kaufen.“ Und auch BoJ stelle weitere Finanzspritzen bereit.

    Anleger sollten im kommenden Jahr unbedingt auf die Bewertungen ihrer Investments achten. „Die meisten Anlageklassen sind zu teuer“, warnt Liebe. „Das ist aber nicht weiter verwunderlich. Nach einer langen Phase der Hausse befinden wir uns am oberen Rand der Bewertungen.“ Einzig bei Schwellenländer-Anleihen und -Aktien sowie vereinzelt bei Aktien aus entwickelten Märkten erkennt Liebe Potenzial für überdurchschnittliche Renditen. Besonders Aktien der europäischen Schwellenländer könnten 2015 positiv beitragen, aber auch japanische. Japan sei 2015 die attraktivste Region, Technologie der beste Sektor. „Die Entwicklung europäische Aktien wird vom Gewinnwachstum der Unternehmen abhängen“, so der Experte. Vorsicht hingegen bei US-Aktien: Keine andere Assetklasse sei derzeit höher bewertet.

    „Aktien dürften 2015 eine Outperformance zeigen, aber der Weg ist steinig und die Erträge sind moderat“, glaubt Liebe. „Anleiherenditen dürften steigen, aber Schwellenmarktanleihen sind widerstandsfähig.“ Differenzierung ist für ihn in den Emerging Markets das Schlüsselwort. Auf Währungsseite werde der US-Dollar weiter aufwerten, aber in deutlich langsamerem Tempo. „Der Preis für einen Euro wird sich bei 1,15 bis 1,20 US-Dollar einpendeln“, so Liebe. 

    In einem Jahr wissen wir mehr.

    (PD)




    Patrick Daum
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen
    Patrick Daum ist Dipl.-Politologe mit Schwerpunkt für Europa, Wirtschaft und Recht. Als Redakteur bei €uro-Advisor-Services GmbH ist er zuständig für die Top-Themen auf www.fundresearch.de.
    Mehr anzeigen
    Verfasst von 2Patrick Daum
    Pictet-Experte „Die meisten Anlageklassen sind zu teuer“ Walter Liebe, Senior Investment Advisor bei Pictet Asset Management, blickt im Gespräch mit FundResearch ins neue Jahr: Die Liquidität bleibt erhalten, aber für Anleger wird es teuer.

    Schreibe Deinen Kommentar

    Disclaimer