Thomas Laubach
Deutscher Ökonom zieht bei US-Notenbank Fed künftig die Strippen
Jede Branche hat ihre Stars und Sternchen. Bei den deutschsprachigen Ökonomen heißen sie Hans-Werner Sinn, Marcel Fratzscher oder Peter Bofinger. Den Namen Thomas Laubach sucht man dagegen vergeblich. Es existiert noch nicht einmal ein Eintrag bei Wikipedia. Und doch könnte jener Thomas Laubach bald zum mächtigsten deutschen Ökonomen werden.
Bislang war Thomas Laubach allenfalls Insidern ein Begriff. Der Diplom-Volkswirt, der sowohl in Bonn als auch an der renommierten Elite-Uni Princeton studierte, arbeitet seit 1997 bei der US-amerikanischen Zentralbank (Federal Reserve). Nun steht der Deutsche, der zeitweise einen Lehrauftrag an der Uni in Frankfurt am Main wahrnahm, vor der bislang größten Beförderung seiner Karriere. Wie das „manager-magazin“ berichtet, soll Laubach künftig die Leitung der geldpolitischen Abteilung der US-Notenbank übernehmen. Mit dieser Berufung macht Fed-Präsidentin Janet Yellen den deutschen Volkswirt zu ihrem wichtigsten Angestellten.
Ausgerechnet ein Deutscher?
Ein deutscher Ökonom bereite Amerikas Zinswende vor, heißt es in dem Bericht. In der Tat stolpert man zunächst über diese Information. Ausgerechnet ein deutscher Volkswirt soll künftig die technische Vorarbeit für die weltweit so wichtigen Fed-Entscheidungen liefern? Das überrascht insofern, als die Deutschen bei ihren internationalen Kollegen nicht gerade als beliebt gelten – zu starrsinnig, zu Querulant seien sie. Beispiel EZB-Staatsanleihenkäufe: Während vor allem US-Ökonomen die Europäische Zentralbank zum großangelegten Ankauf von Staatsanleihen aufrufen, übernimmt Bundesbank-Chef Jens Weidmann immer wieder die Rolle des Spielverderbers, indem er sich vehement gegen ein solches Quantitative Easing ausspricht.
Zinswende wird zur ersten Bewährungsprobe
Doch bei Thomas Laubach scheint das alles anders. Er sei „Deutscher nur im Namen, nicht in der Politik“, zitiert das „manager-magzin“ den US-Ökonom Adam Posen. Fed-Chefin Yellen soll ihren Angestellten dem Bericht zufolge als „hoch angesehenen Ökonomen“ und „verlässlichen Berater“ loben, der bereits mehrere wichtige Politentscheidungen mit seinen Analysen vorbereitet habe.
Thomas Laubach dürfte schon bald die Gelegenheit bekommen, den Vorschusslorbeeren gerecht zu werden und sein Können unter Beweis zu stellen. Denn auf den neuen Leiter der geldpolitischen Abteilung kommt demnächst die ehrenvolle Aufgabe zu, die Zinswende vorzubereiten. Erstmals seit 2006 will die Fed in diesem Jahr den Leitzins wieder anheben. Ein Deutscher wird dabei dann im Hintergrund die Strippen ziehen.