Marktanalyse
Die Ruhe vor dem Sturm? - Seite 3
Athen überlegt nun, sich durch die Ausgabe kurzfristiger Schuldverschreibungen (T-Bills) zu finanzieren. Dafür galt bislang eine Obergrenze von 15 Milliarden Euro. Die EZB lehnte es zunächst ab, diese Obergrenze zu erhöhen. Inzwischen hat sie die Obergrenze für Notkredite der griechischen Notenbank an Geschäftsbanken des Landes angehoben. Nach übereinstimmenden Berichten der Nachrichtenagenturen Reuters und AFP wurde das Limit auf 60 Milliarden Euro erhöht.
Den Griechen läuft die Zeit davon
Den Griechen läuft die Zeit davon. Die knappen liquiden Finanzmittel des bankrotten Staats versiegen. Eine letzte Rate aus dem aktuellen Troika-Programm steht noch aus. Immerhin sieben Milliarden Euro. Doch ohne Einlenken der Regierung Athens wird es nicht zur Auszahlung kommen. Und bis Ende März 2015 müssen 4 Milliarden Euro Schulden bedient werden. Als nächste Eskalationsstufe könnte der Zentralbankrat mit Zwei-Drittel-Mehrheit auch noch die Ela-Kredite stoppen.
Angesichts dieser politischen Unsicherheit besteht die Gefahr, dass Panik entsteht und immer mehr Menschen die Bankkonten leerräumen. Spätestens am 16. Februar, dem nächsten regulären Treffen der Eurofinanzminister, müsste ein Antrag auf Verlängerung des laufenden Hilfsprogramms gestellt werden. Andernfalls steht Griechenland ab März ohne finanzielle Unterstützung der Eurozone dar.
In der Realität angekommen
Die Betteltour von Tsipras und Finanzminister Varoufakis wurde zum Desaster. Nun lernen die beiden Herren die Realität der Politik kennen. Und sie sollten so langsam begreifen, was für eine Stütze die europäischen Partner für ihr Land wirklich ist.
Konflikte kurz vor der Eskalation
Wie sich die Märkte vor diesem Hintergrund noch so ruhig verhalten können, ist ein Rätsel. Zumal auch noch ein anderer Konflikt kurz vor der Eskalation steht:
Vor dem Hintergrund der Ukraine-Krise wollten die Verteidigungsminister der 28 Nato-Staaten in diesen Tagen ihre Planungen gegen Russland voranbringen. Bei einem Spitzentreffen in Brüssel standen unter anderem Beschlüsse zum Aufbau von sechs neuen Stützpunkten in Bündnisländern wie Litauen und Polen auf der Tagesordnung, womit die Politik des Wettdrohens weitergehen könnte.
Zudem haben sich mehrere Dutzend Staats- und Regierungschefs, Außen- und Verteidigungsminister in München zur 51. Sicherheitskonferenz zusammengefunden. Auch im Mittelpunkt dieses hochkarätig besetzten Treffens stehen Beratungen über den Krieg in der Ostukraine.