Aktienmärkte
Wo stehen wir im laufenden Bullenmarkt?
Nach der EZB-Entscheidung, eine quantitative Lockerung im großen Stil durchzuführen, könnte die viel beschworene Alternativlosigkeit von Aktien auch in der deutschen Bevölkerung zu einem Umdenken führen und der daniederliegenden Aktienquote hierzulande neuen Auftrieb geben.
Im Jahr 2013 waren 13,8 Prozent der deutschen Bevölkerung direkt oder indirekt an Unternehmen beteiligt. Im Vergleich zu den Niederlanden (ca. 30,0 %), Japan (ca. 27,7 %), USA (ca. 25,4 Prozent) und Großbritannien (ca. 23,0 %) ist die Aktienquote in Deutschland nach den Zahlen für 2013 bezogen auf den Durchschnitt der genannten Länder nur etwa halb so hoch. Die deutschen Anleger gelten als risikoscheu und es wird ihnen nachgesagt, dass sie in erster Linie Schnäppchenjäger seien, also eher zum Aktienkauf neigen, wenn die Kurse stärker gefallen sind.
Das könnte sich aber in den nächsten Jahren ändern, denn die EZB-Liquiditätsschwemme könnte deutsche Anleger in Zugzwang bringen. Dies könnte vielleicht der Grund dafür sein, dass einige Analysten und Finanzmarktexperten schon von einer möglichen Milchmädchenhausse sprechen. Bei vielen Beobachtern macht sich nach den starken Kursanstiegen in den letzten Jahren das mulmige Gefühl breit, dass dies so nicht weitergehen kann.
Quelle: Ro, Sam (31.12.2014) unter: http://uk.businessinsider.com/illustration-of-bull-and-bear-markets-2014-12?r=US (abgerufen am 12.02.2015).
Um also eine ordentliche Standortbestimmung des laufenden Bullenmarktes durchzuführen, ist ein Blick auf die Mutter aller Aktienmärkte, nämlich dem US-Aktienmarkt, unerlässlich. Auch wenn der DAX30-Index in den letzten Monaten eine beeindruckende Outperformance gegenüber den US-amerikanischen Indices, wie etwa dem S&P500-Index oder dem Dow Jones, hinlegte, so könnte doch eine vollständige Abkopplung eher untypisch, wenn nicht sogar unwahrscheinlich, für den deutschen Aktienmarkt sein.
Ein Blick auf den Chartverlauf des marktbreiten S&P500-Index könnte den Betrachter zu dem Ergebnis führen, dass der Bullenmarkt in den USA an ein Ende gekommen sein könnte, nach einer bemerkenswerten Hausse in den letzten 5 Jahren. Doch wo steht der laufende Bullenmarkt im historischen Vergleich. Aufklärung könnte ein Blick auf einen sehr aufschlussreichen Chart geben, der von dem Finanzinformations- und Analyseunternehmen Morningstar veröffentlicht wurde und den ich in einem Finanzblog gesichtet habe. Hier kann man gut erkennen, dass der laufende Bullenmarkt in Länge und Ausprägung nicht so spektakulär ist, wie vielleicht vermutet.
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Auch wenn der historische Vergleich nicht viel über das momentane Bewertungsniveau von Aktien aussagt, so kann man gut erkennen, dass es in der Vergangenheit längere und stärkere Bullenmärkte gab. Vor dem Hintergrund einer, in historischen Dimensionen betrachteten, noch nie da gewesenen Liquiditätsschwemme der Notenbanken weltweit, könnte der Bullenmarkt noch nicht an sein Ende gekommen sein. Auf der anderen Seite könnte man aber auch sagen, dass schon ein gutes Stück hinter uns liegt und die Zeit der Sorglosigkeit vorbei sein könnte. Wie der Betrachter die momentane Situation anhand des Schaubilds auch interpretieren mag, so ist doch zu konstatieren, dass langfristig dem Verlustrisiko mit Aktien ein nach oben offenes Renditepotential gegenübersteht.