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    Hüfners Wochenkommentar  1301  0 Kommentare Irrtümer zur Deflation - Seite 2



    Schließlich: Viele Menschen sind unzufrieden mit der gegenwärtigen Geldverfassung, weil sie zu Unsicherheit und Krisen führt. Manche wünschen sich deshalb eine Goldwährung zurück. Dabei übersehen sie, dass es in einer Goldwährung zwangsläufig häufiger zu Deflationen kommt. Immer dann, wenn die gesamtwirtschaftliche Nachfrage zunimmt, das Angebot an Gold aber nicht vergrößert werden kann, müssen die Preise sinken. In den USA, wo die Goldwährung noch bis 1970 herrschte, gab es Jahrzehnte, in denen es genauso oft zu Deflation wie zu Inflation kam.

    Die zweite These beruht ebenfalls auf der Historie. Deflation, so sagt man, führte in Japan zu zwei "verlorenen Jahrzehnten". In der Welt löste sie vor achtzig Jahren die größte Wirtschaftskrise aus, die es je gab. Auch das darf man freilich nicht so einfach in die Zukunft projizieren. Das, was in Japan und in der Weltwirtschaftskrise geschah, war zwar von sinkenden Preisen begleitet. Es hatte aber ursächlich mehr mit wirtschaftspolitischen Fehlern zu tun als mit Deflation.

    Der Chefvolkswirt der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, Claudio Borio, hat dieser Tage die wohl umfassendste Studie zur Entwicklung der Deflation in der Welt vorgelegt. Sie betrifft 38 Länder und bezieht sich auf 140 Jahre. Dabei zeigt sich, dass sinkende Konsumgüterpreise keineswegs zwangsläufig zu rückläufigem Sozialprodukt führen. Das ist auch theoretisch plausibel. Sinkende Preise erhöhen die Kaufkraft und stärken damit den privaten Verbrauch als wichtigste Nachfragekomponente. Dafür spricht auch die Erfahrung gegenwärtig in Europa. Ausgerechnet in der Zeit, in der die Preissteigerung unter die Nulllinie fiel, hat die Konjunktur Fahrt aufgenommen.

    Die Japaner, die zwanzig Jahre mit Deflation gelebt haben und es daher wissen müssen, sehen sinkende Preise keineswegs negativ. Laut einer Umfrage der Bank of Japan äußerten sich 44 Prozent der Befragten positiv zu Deflation und nur 20 Prozent negativ (36 Prozent waren unentschieden). Gillian Tett schrieb dazu vor Kurzem in der Financial Times "How deflation gave lower prices a bad name" (Wie Deflation niedrigeren Preisen einen schlechten Namen gab). Es ist also nur der Name, der schlecht ist, nicht die Sache selbst. Das hat sich bei uns nur noch nicht herumgesprochen.

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    Hüfners Wochenkommentar Irrtümer zur Deflation - Seite 2 Hüfner 1. April 2015. MÜNCHEN (Assenagon). Es gibt zwei Thesen zur Deflation, die man in diesen Tagen immer wieder hört. Die eine ist, dass sinkende Preise in einer Volkswirtschaft relativ selten vorkommen. Man muss sie also nicht so ernst …

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