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     3696  0 Kommentare Gold – Spekulanten verzocken sich

    Lange Zeit waren Investoren davon ausgegangen, dass die US-Notenbank wegen der erwarteten Beschleunigung des Wirtschaftswachstums möglicherweise zur Jahresmitte die Zinsen anheben würde. Nach den jüngsten US-Arbeitsmarktdaten legen Anleger diese Theorie aber ad acta und helfen dem Goldpreis auf die Sprünge. Kann sich dieser Trend fortsetzen?

    US-Wirtschaft bleibt angeschlagen

    Der starke Dollar sorgt für eine kleine Korrektur beim Goldpreis: Zuvor war die Notierung noch von den miserablen US-Arbeitsmarktdaten beflügelt worden. So waren im März lediglich 126.000 Jobs statt der von Volkswirten vorhergesagten 245.000 Jobs geschaffen worden. Das war der niedrigste Wert seit März 2013. Gleichzeitig hat das Arbeitsministerium die Zahlen für Januar und Februar um insgesamt 69.000 Jobs nach unten korrigiert. Die Daten zeigen, wie stark sich der Arbeitsmarkt abkühlt, von 423.000 Arbeitsplätzen für November 2014 über 264.000 für Februar 2015 auf nur mehr 126.000 für März. In den vergangenen Monaten hatten Investoren allein die angeblich starken Daten vom Arbeitsmarkt als Argument dafür herangezogen, weshalb die Fed zur Jahresmitte die Zinsen anheben werde. „Wir glauben, dass es die richtige Politik wäre, Zinserhöhungen erst einmal auf Eis zu legen“, schrieben die Analysten von Goldman Sachs nach der Veröffentlichung der Arbeitsmarktzahlen. Die Finanzprofis, die bislang ein Wirtschaftswachstum „oberhalb der Konsensschätzung“ propagiert hatten, befürchten nun, dass das Wachstum möglicherweise nicht stark genug sein könnte, um die Inflation anzuheizen.

    gold_190x190Rezession oder Stagnation?

    Nach den jüngsten Arbeitsmarktdaten sind Spekulationen über Zinssenkungen zumindest kurzfristig auf Eis gelegt, zumal die Arbeitsmarktdaten nun gut zu vielen anderen US-Konjunkturdaten passen, die zeigen, dass sich die Wirtschaft derzeit so stark abschwächt, wie letztmalig nach der Lehman-Pleite. So waren die Einzelhandelsumsätze im Februar 2015 um 0,6 Prozent gegenüber dem Vormonat gesunken. Das war der dritte Rückgang in Folge. Die Auftragseingänge für die US-Industrie waren zwar im Februar um mickrige 0,2 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen. Davor waren sie aber sechs Monate in Folge gesunken. Derartig schwache Zahlen gibt es eigentlich nur, wenn die US-Wirtschaft bereits in der Rezession ist.

    Zwar haben viele Volkswirte ihre Prognosen für das Wirtschaftswachstum für das erste Quartal auf annualisiert zwei Prozent gesenkt. Der annualisierte Wert wird errechnet, wenn man die Veränderung gegenüber dem Vorquartal mit vier multipliziert. Die Notenbank von Atlanta, die auf Basis der aktuellen Konjunkturdaten auf ihrer Homepage ein Echtzeitmodell veröffentlicht, prognostiziert aber ein Wachstum von annualisiert lediglich 0,1 Prozent. Damit wäre die Wirtschaft bereits am Rande der Stagnation.

    Viele Spekulanten auf dem falschen Fuß erwischt

    Gold in Dollar je Unze

    Gold in Dollar je Unze auf ein Jahr

    Vor der Vorlage der US-Arbeitsmarktdaten war die Zahl der Short-Positionen, – also die Zahl der Futures und Optionen, mit denen Spekulanten auf einen Rückgang des Goldpreises gesetzt hatten -, auf den Rekordwert von 84.022 gestiegen. Nach dem Arbeitsmarktbericht mussten sich die Spekulanten zwar eindecken, weshalb die Zahl der Short-Positionen auf 66.797 gesunken ist. Dennoch liegt der Wert noch meilenweit über dem Schnitt der vergangenen zehn Jahre. Anhaltend schwache US-Daten müssten eigentlich den Dollar schwächen. In unsicheren Zeiten flüchten Investoren aber aus Gewohnheit in den Dollar, weshalb er in den nächsten Monaten zulegen könnte. Das dürfte die Erholung des Goldpreises allerdings bestenfalls bremsen, denn wenn Investoren zusehends dämmert, wie schwach die US-Wirtschaft tatsächlich ist, dürften sie mehr Geld in Gold umschichten.

    Anleger sollten die Entwicklung des Dollar weiter genau im Auge haben. Schon seit einer ganzen Weile steigt der Dollar deutlich stärker als der Goldpreis fällt. Das ist ein gutes Zeichen. In den nächsten Monaten sollte daher die Zuversicht der Gold-Fans allmählich zunehmen. Je länger die aktuelle Entwicklung anhält, umso mehr sollte sich ein nachhaltiger Boden für den Goldpreis bilden.




    Daniel Saurenz
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    Der ehemalige FTD-Redakteur und Börse Online-Urgestein Daniel Saurenz hat zusammen mit Benjamin Feingold das Investmentportal „Feingold Research“ gegründet. Dort präsentieren die beiden Börsianer und Journalisten ihre Markteinschätzungen, Perspektiven und Strategien samt Produktempfehlungen. Im strategischen Musterdepot werden die eigenen Ideen mit cleveren und meist etwas „anderen“ Produkten umgesetzt und für alle Leser und aktiven Anleger verständlich erläutert. Weitere Informationen: Feingold Research.
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    Verfasst von Daniel Saurenz
    Gold – Spekulanten verzocken sich Lange Zeit waren Investoren davon ausgegangen, dass die US-Notenbank wegen der erwarteten Beschleunigung des Wirtschaftswachstums möglicherweise zur Jahresmitte die Zinsen anheben würde. Nach den jüngsten US-Arbeitsmarktdaten legen Anleger diese …

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