Hüfners Wochenkommentar
"Geldmenge und Aktienmärkte" - Seite 2
Wenn man jedoch genauer hinschaut, dann ist das, was wir im Augenblick erleben, keine Fortsetzung des bisherigen Musters. Die jetzige Beschleunigung des Geldmengenwachstums ist wesentlich dynamischer. Zudem begann sie früher, nämlich bereits vor einem Jahr, also lange bevor die EZB über ihr neues Programm sprach. Die EZB sollte sich also nicht zu stark auf die Schultern klopfen.
Was die Zunahme der Geldmenge wirklich zeigt ist, dass sich die Konjunktur bessert und es wieder aufwärts geht. Die Menschen fragen wieder Geld nach, in Form von Bargeld und Einlagen. Das ist ein Indiz, dass sie wieder mehr verbrauchen und investieren wollen.
Was sie auch zeigt ist, dass jetzt wieder genügend Geld da ist zur Finanzierung eines ordentlichen Aufschwungs. Als die Geldmenge in den letzten Jahren nur um 1 Prozent bis 2 Prozent expandierte, war das nicht der Fall. Beim jetzigen Wachstum kann die Wirtschaftsleistung real um 2 Prozent zunehmen. Gleichzeitig können die Preise um 2 Prozent steigen. Das ist mehr als derzeit gebraucht wird. Der monetäre Mantel ist weit. Auch das ist ein gutes Zeichen.
Schließlich zeigt die Entwicklung, dass sich bei den Banken etwas bewegt. Sie geben wieder mehr Kredit. Die Zeit des "Deleveraging", also der Rückführung der Bilanzsummen, nähert sich dem Ende. Noch geht das langsam. Die Kredite sind derzeit nur 0,1 Prozent höher als im Vorjahr. Aber der Trend stimmt. In den vergangenen Jahren waren sie noch zurückgegangen.
Das einzige, das mich bei all dem stört ist, dass die Banken jedenfalls seit März nicht nur aus eigenem Antrieb mehr Kredite vergeben. Sie werden durch die Wertpapierkäufe der EZB praktisch dazu gedrängt. Sie bekommen Bargeld, das sie nicht zinstragend bei der EZB anlegen können. Sie müssen es – wenn sie es nicht im Ausland investieren wollen – im Inland ausleihen. Das bringt neue Risiken in die Bilanzen.
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Andererseits sollte man das nicht überbetonen. Durch die bessere Konjunktur verringern sich auch die Kreditausfälle, was die Bilanzen entlastet. Zudem wäre die Konjunktur ohne die EZB erst später in Gang gekommen. Insofern wäre es voreilig, jetzt schon der EZB zu raten, sich aus der expansiven Geldpolitik zurückziehen. So weit sind wir noch nicht. Wir stehen erst ganz am Anfang des Aufschwungs. Das muss alles erst noch gefestigt und gegen die vielen Risiken auf den Märkten abgesichert werden.