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Großbritannien wählt die Hausse
Großbritannien hat gewählt. Der alte Premier David Cameron wird auch der neue sein und wohl ohne Koalitionspartner regieren können. Die absolute Mehrheit für die Konservativen ist eine Blamage für die oppositionelle Labour und die bislang mitregierenden Liberaldemokraten, aber auch für die Demoskopen, die ein Kopf-an-Kopf-Rennen vorhergesagt hatten.
Die Reaktion der Börse war eindeutig. Der britische Leitindex FTSE 100 eröffnete mit einem kräftigen Kurssprung, zum Redaktionsschluss lag das Plus über 2%. Wir sehen zwei Gründe für die Euphorie: Zum einen ist eine Regierung der Tories unter allen Übeln das kleinste. Zum anderen liebt die Börse klare Verhältnisse. Monatelange Koalitionsverhandlungen und unausgegorene Kompromisse bleiben den Briten nun höchstwahrscheinlich erspart.
Gleichwohl ist auch nicht alles Gold, was am Nachwahltag glänzt. Cameron hat zwar die absolute Mehrheit, dürfte aber auch künftig mit europaskeptischen Hinterbänklern seiner eigenen Partei zu kämpfen haben und daher immer mal wieder mit einem EU-Austritt flirten.
Sensible Sektoren wie Banken und Versorger sollten Anleger daher im Auge behalten. Robuster sind global aufgestellte Konzerne wie unsere Empfehlungen Associated British Foods, British American Tobacco, GlaxoSmithKline, Imperial Tobacco, Kingfisher, Reckitt Benckiser und Rexam.
Unsere Marschroute, britische Aktien gegenüber dem deutschen Markt unterzugewichten, behalten wir bei. In den vergangenen fünf Jahren, also seit der vorangegangenen Unterhauswahl im Mai 2010, ging diese Strategie bereits bestens auf: Während der um Dividenden bereinigte DAX seither 64% zulegte, schaffte sein britisches Pendant FTSE 100 nur 30%. Als Ganzes erscheint uns der britische Aktienmarkt auch jetzt nur mäßig interessant, weshalb wir dort weiterhin lieber Stock-Picking betreiben.
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