Silber-Stärke gegenüber Gold bleibt nur ein schwacher Trost
Während sich die Aktienmärkte langfristig gesehen in einer unverändert intakten Aufwärtsbewegung befinden, sind die Edelmetalle seit Jahren in einem Abwärtstrend gefangen. Vor nahezu exakt vier Jahren kostete die Feinunze Silber knapp 50 Dollar. Einige euphorische Silber-Fans sahen bereits Kurse im dreistelligen Bereich. Wie so oft an der Börse sollte man aber immer dann besonders vorsichtig werden, wenn die Masse der Investoren ein bestimmtes Szenario erwartet.
Auch bei Silber wendete sich sehr schnell das Blatt, die Feinunze büßte kontinuierlich an Wert ein. Seit Sommer vergangenen Jahres liegt der Kurs unter 20 Dollar, ein Ende der Talfahrt scheint nicht in Sicht. Von der Stimmungslage könnte es aber kaum besser sein, höchstens antizyklische Anleger verfolgen derzeit noch engmaschig die Preisbewegungen.
Realzinsen bleiben wichtig
Während das Sentiment also durchaus für einen Einstieg spricht, bleiben die fundamentalen und charttechnischen Aussichten bescheiden. Eine baldige Zinserhöhung in den USA steht vorerst nicht an, wie auch aus dem jüngsten Notenbank-Protokoll hervorging. Damit dürfte sich auch der Renditeanstieg bei den Anleihen in den vergangenen Wochen wieder beruhigen. 10jährige US-Bonds wurden Mitte April bei 1,9 Prozent gehandelt, aktuell sind es 2,22 Prozent. Damit sind auch die Realzinsen wieder gestiegen, was erfahrungsgemäß negativ für die Edelmetalle ist. Sollten nun die Renditen wieder fallen und auch der Dollar zur Schwäche neigen, dürfte dies Gold und Silber unterstützen.
Gold ist relativ teuer
Langfristig ist die Sache aus technischer Sicht ohnehin klar, wie der seit Frühjahr 2011 bestehende Abwärtstrend zeigt. Anleger die auf steigende Kurse setzen, positionieren sich also gegen den übergeordneten Trend, was die Wahrscheinlichkeit für einen erfolgreichen Trade reduziert. Ein gutes Timing ist hier entscheidend.
Im Vergleich zu Gold scheint derzeit eher Silber von den Investoren bevorzugt zu werden, was sich in einem fallenden Gold-Silber-Verhältnis ablesen lässt. Mit der Kennzahl wird die Frage beantwortet, wie viele Feinunzen Silber für eine Feinunze Gold benötigt werden. Zum Jahreswechsel sowie noch Anfang April lag die Quote bei 75, aktuell sind es 70. Die dritte Grafik im ersten Chart zeigt deutlich, dass in den vergangenen 20 Jahren vielfach ab einem Verhältnis von 75 bis 85 die Spitze erreicht war und Silber anschließend eine Outperformance zeigte.
Grenzen im Blick
Im kurzfristigen Zeitfenster ist der Preis seit Dezember 2014 in einer Spanne zwischen 15,25 / 15,50 Dollar bis 18,40 / 18,50 Dollar (Jahreshoch) gefangen. Zwar kletterte der Kurs Mitte Mai über einen seit 2013 bestehenden Abwärtstrend sowie die fallende 200-Tage-Linie. Die Anschlusskäufe fielen aber schwach aus. Auch die zuletzt erreichte Differenz von rund sieben Prozent zur 21-Tage-Linie spricht eher gegen eine Fortsetzung der Aufwärtsbewegung. Erfahrungsgemäß bildet sich ab einem Abstand von sieben bis acht Prozent ein Preishoch aus.
Lesen Sie auch
Vorerst dürfte Silber daher bestenfalls seitwärts laufen. Dies ändert sich erst mit Kursen oberhalb der massiven Barriere von 18,50 bis 19 Dollar. Sollte der Sprung allerdings gelingen, könnte der Preis kräftig durchstarten, weil dann auch der langfristige Abwärtstrend überwunden wäre. Auf der Unterseite gilt es die Jahrestiefs um 15,25 Euro zu beachten. Erfolgt hier keine Stabilisierung, drohen Abgaben bis mindestens in den Bereich um 14 Dollar.
Rendite über Umwege
Um von einer möglichen Seitwärtsbewegung verstärkt zu profitieren, bieten sich Inliner an. Passend zu den charttechnischen Marken gefällt uns die SG7CXR mit Grenzen bei 14 und 24 Dollar. Werden die Schwellen nicht berührt, steigt der Schein bis März 2016 um 73 Prozent oder 92 Prozent p.a. Etwas defensiver ausgerichtet ist der Discount Call DG2HEQ mit einem Cap bei 18 Dollar. Die Laufzeit endet im Dezember, maximal sind mit dem Papier 58 Prozent oder 109 Prozent p.a. möglich.