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    EnBW oder „Freunde von Prokon“  3625  0 Kommentare Quo vadis, Prokon? Gläubiger entscheiden über Zukunft … und verlieren in jedem Fall!

    Wie geht es weiter mit Prokon? Am 2. Juli kommt es zum Showdown. Dann nämlich stimmen die Gläubiger über die Zukunft des insolventen Windunternehmens ab. Doch egal welches der beiden zur Wahl stehenden Zukunftsmodelle sich durchsetzt, klar ist: Die Prokon-Anleger verlieren in jedem Fall!

    Rückblick: Am 22. Januar 2014 meldete Prokon Insolvenz an (wallstreet:online warnte Anleger bereits am 11. Januar vor diesem Schritt). Viele der Anleger, die insgesamt 1,4 Milliarden Euro als Genusskapital in das Unternehmen gesteckt hatten, stehen vor dem Nichts. Wallstreet:online berichtete mehrfach über das undurchsichtige Geschäftsmodell, fehlende und fehlerhafte Konzernabschlüsse und die zähen und langen Versuche des Prokon-Gründers, Carsten Rodbertus, alles als eine Kampagne der Medien gegen ihn, seine Firma und den Erfolg erneuerbarer Energien darzustellen.

    Gläubiger haben es in der Hand

    Am 2. Juli entscheiden die rund 100.000 Gläubiger und Inhaber von Genussrechten über die Zukunft Prokons. Auf der Gläubigerversammlung haben sie die Wahl zwischen der Übernahme durch EnBW mit einem angebotenen Kaufpreis von 550 Millionen Euro einserseits und dem Genossenschaftsmodell des Vereins „Freunde von Prokon“ andererseits. Der Gläubigerausschuss des Unternehmens in Itzehoe habe EnBW zwar schon als „bevorzugten“ Investor ausgewählt, berichtet „dpa-AFX“. Die endgültige Entscheidung falle jedoch am 2. Juli.

    Die Zeit bis dahin nutzen die „Freunde von Prokon“ für eine Werbeoffensive. In einem Schreiben auf der Website appelliert der Vorstand an die rund 10.000 Mitglieder des Vereins: „Lassen Sie sich nicht von EnBW abspeisen!“ Das Angebot des drittgrößten deutschen Energieunternehmens liege deutlich unter dem Wert, der von renommierten Gutachtern für Prokon ermittelt worden sei. Das Genossenschaftsmodell sei daher die „klar bessere Alternative“. Im genossenschaftlichen Insolvenzplan werde Prokon mit einem Wert beziffert, der um etwa 103 Millionen Euro höher angesetzt sei als im Reserveinsolvenzplan mit EnBW als Investor. Demzufolge erhalte der einzelne Genussrechtsinhaber im genossenschaftlichen Plan je 10.000 investieren Euro 670 Euro mehr als im Investorenplan.

    Unternehmerisches Risiko vs. Schnelles Geld

    Die EnBW bewerte Prokon zwar deutlich niedriger als das Konkurrenzmodell. Unterm Strich würden die Anleger und Gläubiger aber mit der EnBW besser fahren, hält EnBW-Finanzvorstand Thomas Kusterer dagegen. Gegenüber „dpa-AFX“ sagte er: „Unser Angebot macht Prokon zukunftssicher. Das Unternehmen wird handlungsfähig, wir schaffen die Voraussetzungen für einen soliden Neuanfang.“

    Die „Freunde von Prokon“ sehen das anders. EnBW wolle nur den nachgewiesen werthaltigen Teil des Unternehmens übernehmen, heißt es in dem Schreiben. Das Genossenschaftsmodell könne Prokon aber zu einem „werthaltig und in Zukunft profitablen“ Unternehmen machen.

    EnBW betont, dass alle Gläubigergruppen „risikofrei und zeitnah eine substanzielle Barzahlung“ erhalten würden. Beim Genossenschaftsmodell erhielte hingegen „nur ein kleiner Teil der Gläubiger“ wie Lieferanten und Banken eine sofortige Barauszahlung.

    Und genau hier liegt wohl der entscheidende Unterschied zwischen beiden Modellen: EnBW stellt den Genussrechtsinhabern eine Barauszahlung von 34,1 Prozent sowie eine Abgeltung von 18,1 Prozent in Aussicht. Nach dem Modell der „Freunde von Prokon“ sollen die Genussrechte der Anleger dagegen in Genossenschaftsanteile (24,4 Prozent) und Anleihen (34,5 Prozent) umgewandelt werden. Diejenigen, die einen solchen Tausch nicht möchten, sollen Anleihen und später eine Abgeltungskomponente von 24,4 Prozent erhalten. Im Unterschied zum EnBW-Modell bekämen nur Genussrechtsinhaber mit Forderungen bis zu 1.000 Euro eine Barauszahlung von 34,5 Prozent und später die Abgeltungskomponente, erläutert die „FAZ“.

    Prokon-Anleger verlieren so oder so

    Die Gläubiger müssen also am 2. Juli abwägen: Wollen Sie das unternehmerische Risiko, in der Hoffnung auf mehr Geld, oder eine möglicherweise niedrigere Barauszahlung, dafür aber ohne Risiko? Die „Freunde von Prokon“ versprechen jedenfalls die „Aussicht auf stabile Zinseinnahmen und auf Dividenden in den kommenden Jahren“, was insbesondere angesichts des Niedrigzinsumfelds eine „attraktive Lösung“ sei. Der EnBW-Finanzvorstand gibt zu bedenken, die Genussrechtsinhaber müssten entscheiden, ob „ein schuldenbeladenes Unternehmen ohne starken Partner wirklich bessere Chancen auf eine erfolgreiche Zukunft hat.“

    Aber Fakt ist: Verlieren werden die Prokon-Anleger so oder so. Die Insolvenz sei für die Gläubiger „eine sehr bittere Tatsache, weil sie in jedem Fall mehr als 40 Prozent ihres eingesetzten Kapitals verlieren werden“, so Kusterer.




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