Und täglich grüßt das Murmeltier…
Griechenland auf Ramschniveau vor Staatspleite - Rentenreform gekippt - IWF sauer
„Es zählt jetzt jeder Tag.“ Mit diesem Mantra von Bundeskanzlerin Angela Merkel könnte seit langem jeder Artikel zum Thema Griechenlandkrise beginnen. Gestern Abend traf sich Merkel mit Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras und dem französischen Präsidenten François Hollande. Das Thema: Einen Ausweg aus der griechischen Schuldenkrise zu finden. Mal wieder. Greifbare Ergebnisse, Fehlanzeige.
Und täglich grüßt das Murmeltier… Das Treffen habe in konstruktiver Atmosphäre stattgefunden, ließen alle Seiten verlauten. Es bestünde „Einigkeit, dass die Gespräche zwischen der griechischen Regierung und den Institutionen mit hoher Intensität fortgesetzt werden sollen,“ erklärte ein Regierungssprecher am heutigen Morgen. Einen Zeitplan für weitere Gespräche gebe es jedoch nicht. Das nächste Treffen der Euro-Finanzminister findet am Donnerstag nächster Woche statt.
+++ Die Kuh muss vom Eis - IWF bricht Gespräche ab
Update: Am Rande des EU-Lateinamerikagipfels warnte Gipfelchef Donald Tusk die Athener Regierung vor weiteren Verzögerungen. "Es gibt keinen Raum zum Spielen mehr, es gibt keine Zeit zum Spielen mehr", sagte Tusk am Donnerstag in Brüssel. Die griechische Regierung solle, "ein bisschen mehr realistisch sein". Tusk weiter: "Wir brauchen Entscheidungen, keine Verhandlungen.“ EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker unterstrich: "Die Kuh muss vom Eis, aber sie rutscht dauernd aus.“
Und die Uhr, sie tickt unerbittlich weiter: Ende Juni droht dem Krisenland die Staatspleite. Ob bis dahin eine Übereinkunft über die Auszahlung von weiteren 7,2 Milliarden Euro aus dem Rettungsprogramm erzielt wird, ist fraglich. Im Gegenzug zu den Hilfsgeldern verlangen die Geldgeber verbindliche Reformen.
Erneute Grexit-Sorgen schürte auch der Internationale Währungsfonds (IWF) am Nachmittag: Beim Abbau von Differenzen mit Athen in Sachen Schuldenstreit gebe es keine Fortschritte. Die IWF-Delegation ist abgereist. Sowohl der DAX als auch der Eurostoxx 50 gaben binnen Sekunden einen Großteil der Tagesgewinne ab. +++
Ratingagentur S&P stuft Griechenland auf Ramschniveau
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Da platzt die nächste Meldung ins Haus: Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) hat die Kreditbewertung Griechenlands auf Ramschniveau abgestuft. Die Bonitätsnote des Landes rutschte um eine Stufe „CCC+“ auf „CCC“. Auch der Ausblick für das Rating sei negativ, teilte S&P mit. Das heißt, weitere Abstufungen seien nicht auszuschließen. Mit einer derart schlechten Kreditbewertung werden die Staatsanleihen Griechenlands als hochriskant eingestuft.
Rentenkürzungen in Griechenland verfassungswidrig
Damit noch nicht genug: Auf Griechenlands Regierungschef rollt das nächste Problem zu. Die vor drei Jahren im Rahmen des Sparprogramms verhängten Rentenkürzungen in Griechenland seien verfassungswidrig, entschied das Verwaltungsgerichtshofes in Athen. Damit kommen auf den Staat pro Jahr etwa 1,5 Milliarden Euro Mehrausgaben zu. Betroffen seien vor allem die Renten des privaten Sektors.
Finanzministerium von kommunistischer Gewerkschaft besetzt
Das Finanzministerium bekommen Besuch: Gut 200 Mitglieder der kommunistischen Gewerkschaft PAME haben am Donnerstagmorgen das Finanzministerium in Athen besetzt. Mit der Aktion wollen sie ihrem Protest gegen die Sparpläne der der Links-Rechts-Regierung Griechenlands Nachdruck verleihen. "Wir haben genug geblutet! Wir haben genug gezahlt!", steht auf einem Transparent an der Fassade des Finanzministeriums. Zudem wollen Staatsbedienstete am Nachmittag gegen die Sparpläne demonstrieren.
Bundesbank-Präsident Weidmann: Gefahr der Staatspleite wächst täglich
Die Zeit läuft ab: Bundesbank-Präsident Jens Weidmann warnt vor einer wachsenden Gefahr einer Staatspleite Griechenlands und eines Grexits. Zwar seien die daraus resultierenden Risiken heute besser einzudämmen als noch vor Jahren. Doch dürften diese nicht unterschätzt werden. "Die Hauptverlierer eines solchen Szenarios wären Griechenland und die Griechen“, zitiert die Nachrichtenagentur dpa-AFX Weidmann aus einer Rede am Donnerstag in London.