Nach dem Gipfel ist vor dem Gipfel
Grexit-Poker geht in die Verlängerung - Optimistischer DAX setzt Höhenflug fort
Kein Ergebnis, aber viel Optimismus: Der Griechenland-Poker geht in die Verlängerung. Am Mittwoch will die Eurogruppe erneut zusammenkommen, um über Griechenland zu beraten. Dann, so die Hoffnung, soll es endlich eine Lösung geben. Die Märkte zeigen sich optimistisch.
Der Eurogruppe bleiben nun 48 Stunden, um die neuen griechischen Reformvorschläge zu prüfen. Praktisch in letzter Minute legte Griechenland neue Vorschläge für harte Steuererhöhungen und Einsparungen vor. „Es stehen Stunden intensiver Beratungen vor uns“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel am Montagabend nach dem Sondergipfel der Staats- und Regierungschefs in Brüssel.
Athen ist "dpa-AFX" zufolge nun bereit, die Mehrwertsteuer im Bereich Tourismus (Hotels, Tavernen und Cafés) zu erhöhen, die meisten Frührenten abzuschaffen und die Reichen des Landes mit einer Sondersteuer zu belegen. Unternehmen, die 2014 mehr als 500.000 Euro Gewinn machten, sollen Sondergewinnsteuer zahlen. Eine Immobiliensteuer, die die linke Regierung eigentlich abschaffen wollte, soll bestehen bleiben. Besitzer von Jachten, Luxusautos und Schwimmbädern sollen tiefer in die Tasche greifen. Die Regierung will die Rüstungsausgaben zudem um 200 Millionen Euro kürzen. Rentenkürzungen soll es aber nicht geben.
Juncker sprüht vor Optimismus, Merkel verhalten
EU-Gipfelchef Donald Tusk lobte die jüngsten Spar- und Reformangebote Griechenlands als die "ersten wirklichen Vorschläge in vielen Wochen". Er sprach von einem "positiven Schritt" und betonte: "Wie die letzten Stunden gezeigt haben, können wir sehen, dass alle Beteiligten vollständig engagiert sind, eine Lösung zu finden." Auch Frankreichs Präsident François Hollande sagte, die neuen Vorschläge hätten "den Weg zu einer schnellstmöglichen Einigung" geebnet.
Etwas verhaltener klangen die Äußerungen der Bundeskanzlerin. Zwar gebe es einen „gewissen Fortschritt“, so Merkel. Aber es sei auch klar geworden, dass „noch sehr viel Arbeit zu leisten ist, und dass die Zeit dafür sehr kurz ist.“ Wie Merkel sieht auch IWF-Chefin Christine Lagarde noch Handlungsbedarf. Die neuen Vorschläge Athens seien noch zu unspezifisch, sagte sie. Dennoch wuchs die Hoffnung auf eine Einigung noch in dieser Woche.
Am Donnerstag kommt der reguläre EU-Gipfel mit den 28 Staats- und Regierungschefs zusammen. Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sagte: "Ich bin überzeugt davon, dass wir zu einer abschließenden Einigung im Laufe dieser Woche kommen, aus dem einfachen Grund, dass wir diese Woche eine Einigung finden müssen."
Lesen Sie auch
Hoffnung auf baldige Einigung treibt die Märkte
Nicht nur Juncker, auch die Märkte sprühen vor Optimismus. Die Hoffnung auf eine baldige Einigung im Griechenland-Streit ließ den DAX am Montag fulminant in die Höhe steigen. "Das Votum an den Kapitalmärkten war gestern eindeutig: Man findet eine Lösung für das Griechenland-Problem, so dass eine Staatspleite des Landes vermieden werden kann", kommentierte Analyst Dirk Gojny von der National-Bank den Optimismus der Anleger nach dem gestrigen Sondergipfel der Euro-Staats- und Regierungschefs. Am Dienstag setzte der DAX seine Rallye nach Handelsbeginn weiter fort.
Der DAX im 24-Stunden-Chart
Positive Signale auch aus Übersee: Der Future auf den US-Leitindex Dow Jones Industrial gab seit dem europäischen Börsenschluss leicht nach, während es an den meisten asiatischen Aktienmärkten bergauf ging, wie „dpa-AFX“ berichtet.