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Netzbetreiber Amprion sieht entscheidendes Jahr für die Energiewende
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der größte deutsche Stromnetzbetreiber Amprion macht beim stockenden Ausbau der Stromleitungen Druck. "2015 wird ein entscheidendes Jahr für den Erfolg der Energiewende", sagte der kaufmännische Geschäftsführer des Dortmunder Unternehmens, Hans-Jürgen Brick, am Mittwoch in Frankfurt. "Wenn der Netzausbau jetzt nicht Fahrt aufnimmt, dann kommt die Energiewende zum Erliegen."
Amprion ist für die Planung von zwei der im Zuge der Energiewende geplanten neuen Stromtrassen zuständig, die vor allem Windstrom aus dem Norden und Osten nach Süden bringen sollen. Rund 2300 Kilometer neue Leitungen soll das Unternehmen bauen. In den vergangenen fünf Jahren schaffte es gerade einmal 180 Kilometer. In diesem Jahr könnten zumindest 200 Kilometer in Bau gehen, wenn alle Genehmigungen vorliegen.
Die Stromautobahnen sind vielerorts umstritten. So stellt Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) die Vereinbarungen zum Bau neuer Trassen grundsätzlich infrage. Amprion forderte verlässliche Rahmenbedingungen. Das Unternehmen sei fest überzeugt, dass auch die nach Bayern geplante Leitung kommen werde. "Alles andere wäre angesichts der auf Bayern zukommenden Versorgungslücke nicht verantwortbar", sagte der technische Amprion-Chef Klaus Kleinekorte.
Amprion betonte, aus Fehlern der Vergangenheit gelernt zu haben. So habe das Unternehmen den Austausch mit betroffenen Bürgern deutlich verstärkt. Dazu gehört auch eine neue Internetseite, auf der Interessierte Fragen stellen können. Zudem habe es allein im vergangenen Jahr 370 Veranstaltungen gegeben. "Wir wollen besser erklären, warum der Netzausbau der beste Weg zu zuverlässiger, bezahlbarer und sauberer Stromversorgung ist", sagte Brick. Zugleich betonte er, dass jede weitere Verzögerung die Energiewende teurer mache.
Amprion steigerte im vergangenen Jahr seinen Umsatz im Netzgeschäft um knapp sechs Prozent auf gut 1,7 Milliarden Euro. Unter dem Strich sackte der Gewinn aber wegen veränderter Vorgaben der Bundesnetzagentur bei der Weitergabe von Kapitalkosten für Investitionen um gut ein Viertel auf 150 Millionen Euro ab. Bis 2024 will Amprion rund 5,4 Milliarden Euro in den Ausbau seines Netzes stecken. Brick betonte, dass diese Vorhaben durchfinanziert seien, sofern die Entgelte für die Leitungsnutzung stabil blieben.
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Amprion ist mit Leitungen in einer Länge von rund 11 000 Kilometern der größte der vier Höchstspannungsnetzbetreiber in Deutschland. Die Leitungen führen von Niedersachsen durch den Westen der Republik bis an die Grenzen zur Schweiz und zu Österreich. Das Unternehmen ist aus dem RWE-Konzern hervorgegangen. Seit 2011 gehören drei Viertel der Anteile Finanzinvestoren wie Pensionskassen, Versorgungswerken sowie Versicherungen wie Talanx und Munich Re . RWE selbst hält noch 25,1 Prozent der Anteile./enl/men