Aktien Frankfurt Ausblick
Griechenland-Eskalation drückt Dax unter 11000 Punkte
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Eskalation der Griechenland-Krise lastet schwer auf dem deutschen Aktienmarkt. Nach dem optimistischen Kursfeuerwerk in der Vorwoche folgt im Dax am Montag nun die Ernüchterung. Im deutschen Leitindex zeichnet sich ein massiver Rückschlag um knapp 550 Punkte oder 4,74 Prozent auf 10 945 Punkte ab. Dem EuroStoxx 50 droht aktuell ein Einbruch um über 5 Prozent.
Bis zuletzt hatten die meisten Anleger noch auf eine Einigung gewettet. Völlig überraschend hatte der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras am Wochenende aber ein Referendum über geforderte Reformen für den kommenden Sonntag (5.7.) angekündigt und gleichzeitig deren Ablehnung empfohlen. Damit brachte er nicht nur die Verhandlungen mit den Geldgebern über das am Dienstag auslaufende Hilfsprogramm zum Scheitern, sondern auch eine Lawine ins Rollen.
Die Europäische Zentralbank beschloss, die Notkredite auf dem aktuellen Stand von rund 90 Milliarden Euro einzufrieren. Griechenlands Banken sind seit Monaten darauf angewiesen. Tsipras kündigte daraufhin die Einführung von Kapitalverkehrskontrollen an. Um sein Finanzsystem zu schützen, bleiben alle Banken des Landes zunächst geschlossen.
COBA: 'NERVENKRIEG UM VOLKSABSTIMMUNG'
Die Devisenmarktexperten der Commerzbank erwarten die neue Woche nun ganz im Zeichen eines "Nervenkrieges um die Volksabstimmung in Griechenland". "Erst der Ausgang der Volksabstimmung am Sonntag entscheidet endgültig über die Mitgliedschaft Griechenlands in der Währungsunion."
Marktexperte Daniel Saurenz von Feingold Research rechnet entsprechend zunächst mit deutlichen Verlusten im Dax: "Ein Einbruch bis 11 000 Zähler ist denkbar und ein schwarzer Montag möglich. Allerdings hat sich an den Fakten wenig geändert - Griechenland bleibt pleite und es geht nun darum, ob das Ende mit Schrecken kommt", schränkte er ein.
"Eines steht wohl fest - der Handelstag wird ausgesprochen volatil werden mit ungewissem Ausgang." Dies zeigte sich vorbörslich bereits mit heftigen Schwankungen des Dax um 11 000 Punkte. "Danach jedoch werden die Investoren wieder Vertrauen fassen, denn US-Zinsen und ein Brexit sind langfristig wichtiger", sagte Saurenz mit Blick auf die angekündigte Abstimmung der Briten über den Verbleib des Landes in der Europäischen Union (EU).
Lesen Sie auch
Die Gefahr eines "Grexits", also des Ausstiegs der Griechen aus der Währungsunion, sieht Wortschöpfer Ebrahim Rahbari von der US-Investmentbank Citigroup sogar gesunken. Er rechnet bei der Volksabstimmung in Griechenland mit einer "komfortablen Mehrheit" für die von den Geldgebern geforderten Reformen und einen Verbleib im Euro.
FINANZWERTE BESONDERS SCHWACH
Besonders schwach erwarteten Börsianer die Finanzwerte - allen voran die Papiere der Deutschen Bank mit einem Abschlag von fast 8 Prozent. Die "Financial Times" berichtete, dass die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) dem Co-Chef Anshu Jain im Zusammenhang mit den Untersuchungen des Libor-Skandals Irreführung vorwerfe. Nachdem Jains Abschied ohnehin feststehe, sei dies einem Händler zufolge zwar "kein Schocker mehr". Der Brite John Cryan ersetzt zum 1. Juli Jain als Co-Chef. "Der Bericht ist aber neben Griechenland ein weiterer Stimmungsdämpfer", fügte der Börsianer an.
Weder im Dax noch im Index mittelgroßer Werte MDax noch im Technologiesegment gab es vorbörslich einen Gewinner./ag/das