DAX Profits Analyse
Börsen vor Griechen-Referendum: In Kürze endlich Klarheit?
der Wochenauftakt verlief für die Börsen rabenschwarz. Der Grund: Die Verhandlungen über eine Rettung Griechenlands vor der drohenden Staatspleite waren am Wochenende gescheitert, nachdem Athen ein großzügiges Angebot der Gläubiger ablehnte. Und stattdessen eine in der EU bis dato völlig unbekannte Spielart der Demokratie (namens „Volksbefragung“) für den 5. Juli ankündigte. Weiterer Knackpunkt: das Referendum wurde mit einer negativen Abstimmungsempfehlung der griechischen Regierung versehen. Und so ganz nebenbei liegt der Termin jenseits aller bisherigen Deadlines einer griechischen Staatspleite. Die heute fällige Ratenzahlung in Höhe von 1,6 Mrd. Euro an den Internationalen Währungsfonds kann Athen natürlich auch nicht bedienen. Neue Kredite gibt es nicht. Der erste griechische Rentenfonds ging heute ebenfalls Pleite.
Bringt das Griechen-Referendum endlich die ersehnte Klarheit?
Vielleicht macht diese Entwicklung den Griechen klar, dass sie ohne neue Kredite noch ärmer dran sind als mit den Sparprogrammen. Entweder, die Griechen stimmen für neue Kredite und damit auch für die verhassten Sparprogramme sowie den Verbleib im Euro. Dann tritt die linksradikale Syriza-Regierung zurück und es dürfte recht schnell einen Deal mit den Gläubigern geben. Oder die Griechen stimmen am Sonntag mit Nein. Was ich stark vermute. Das wäre für die Märkte eine weitere Enttäuschung. Es wäre nämlich unbekanntes Neuland. Die erste EU-Staatspleite samt Euroaustritt. Gegen den die linke Regierung aber dann wiederum klagen will. Das soll einer verstehen. In diesem Fall gäbe es wieder nicht die ersehnte Klarheit, wer welche Lasten zu tragen hat. Für den DAX geht es insbesondere um die rund 80 Mrd. Euro an Krediten, die Griechenland bis zum Jahr 2022 an Deutschland zurückzahlen müsste. Wobei das Geld streng genommen sowieso schon weg ist, denn Griechenland wird seine 340 Mrd. Euro Staatsschulden nie mehr zurückzahlen.
Lesen Sie auch
Medienberichten zufolge sagte ein griechischer Regierungsbeamter heute Morgen, dass es bereits eine Arbeitsgruppe in der Regierung gebe, die sich mit dem Übergang zu einer neuen Drachme beschäftige. Später wurde diese Aussage von einem Regierungssprecher als "Science-Fiction-Szenario und monumentale Unverantwortlichkeit" zurückgewiesen. Demnach scheint etwas dran zu sein. Für Griechenland wäre ein Euro-Austritt eigentlich der langfristig beste Weg aus der Misere. Durch die eigene Weichwährung mit Abwertungsmöglichkeit wäre man wieder ein bisschen wettbewerbsfähiger. Auf die Füße käme die griechische Wirtschaft aber selbst mit neuer Drachme nur durch flankierende tiefgreifende Steuer- und Sozialsystemreformen. Die man aber offenbar scheut wie der Teufel das Weihwasser. Und es darf eben kein erzwungener Euro-Austritt werden, wie er jetzt bevorsteht. Weil dann keine Mittel für notwendige Reformen vorhanden wären. In Brüssel lagen alle Optionen auf dem Tisch. In dieser für Griechenland vorteilhaften Situation „aus Stolz“ einfach den Verhandlungstisch zu verlassen, ist einfach nur dumm.