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Talanx kappt Gewinnziel und beerdigt klassische Lebensversicherung
(Neu: Aktienreaktion, Details)
HANNOVER (dpa-AFX) - Der Versicherungskonzern Talanx steigt aus dem klassischen Lebensversicherungsgeschäft in Deutschland aus und kappt im gleichen Zug seine Gewinnprognose. Wegen einer Neuorganisation des Deutschlandgeschäfts werde der Nettogewinn in diesem Jahr statt über 700 Millionen nur 600 bis 650 Millionen Euro betragen, teilte das MDax-Unternehmen mit Marken wie HDI und Neue Leben am Dienstagabend in Hannover mit. Ab Ende 2016 will das Unternehmen nur noch neuartige Lebens- und Rentenversicherungen mit geringeren Garantien anbieten.
An der Börse wurden die Nachrichten negativ aufgenommen, lösten jedoch keine schwereren Turbulenzen aus. Sackte der Kurs der Talanx-Aktie zu Handelsbeginn am Mittwoch um 2,6 Prozent ab, lag er im weiteren Verlauf am Vormittag nur noch mit 0,87 Prozent im Minus bei 29,00 Euro.
Die gute Nachricht für die Anteilseigner: Die Kürzung des Gewinnziels soll sich nicht auf die Dividende auswirken. Die Ausschüttung für das laufende Geschäftsjahr werde sich an einem angenommenen Jahresgewinn zwischen 755 bis 805 Millionen Euro orientieren, betonte die Konzernspitze um Vorstandschef Herbert Haas. Davon will er 35 bis 45 Prozent an die Anteilseigner auszahlen.
Zudem strich der Manager seine Gewinnprognose nicht so stark zusammen, wie nach der Sonderabschreibung von 155 Millionen Euro zu erwarten gewesen wäre. Die Abschreibung fällt an, weil das Unternehmen die Aufgaben seiner Vorstandsmitglieder neu aufteilt. Dabei werden die immateriellen Unternehmenswerte in der Bilanz korrigiert.
Mit den neuartigen Lebens- und Rentenversicherungen will Haas will die Lebensversicherungsgesellschaften des Konzerns wieder wettbewerbsfähiger machen. Zudem will das Unternehmen in den kommenden Jahren gut 170 Millionen Euro in diese Bereiche investieren, um die jährlichen Betriebskosten langfristig um 70 Millionen Euro zu senken.
Talanx reagiert damit auf die steigenden Kapitalanforderungen für Versicherer und die anhaltenden Niedrigzinsen. Die neuartigen Verträge sollen dem Versicherer Kapital sparen, den Kunden aber höhere Renditechancen bieten. Dazu werden die Überschüsse zwar jährlich gutgeschrieben, den Erhalt der Beiträge garantiert der Versicherer aber erst zum Ende der Laufzeit.
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Auch andere Versicherer wie der Generali-Konzern mit Marken wie AachenMünchener verabschieden sich von den herkömmlichen Modellen der Lebens- und Rentenversicherung. Marktführer Allianz hält an den klassischen Vertragsmodellen fest, hat aber schon länger Produkte mit anderen Garantiekonzepten im Angebot./stw/enl/stb