EUR/USD
Squeeze in Richtung 1,1500 in kommender Woche?
(DailyFX.de) – Die Verteidigung der 1,08er Region nach dem soliden US-Arbeitsmarktbericht vergangenen Freitag war aus technischer Sicht wichtig. Der Treiber für die starke Vorstellung im EUR/USD in den vergangenen Tagen fand sich dann in China.
Durch die Intervention der chinesischen Notenbank am Devisenmarkt um die eigene Leitwährung zu schwächen (die PBoC reduzierte den Yuan-Referenzsatz in drei Tagen um rund 4,5%) und dem infolgedessen auftretenden Risk-Off-Modus kam es dann am Markt zu einer Reduktion aufgebauter Carry-Trades.
Carry Trades?
Das Prinzip von Carry Trades beinhaltet, dass sich ein Spekulant günstig in Euro „verschuldet“ (das ist durch die EZB, die die Zinsen durch ihre breitangelegten Anleiheaufkaufkäufe in den Nullzinsbereich drückt möglich) und diese dann höher verzinst anlegt (bspw. in US-Zinspapieren). Neben dem auflaufenden Zinsgewinn (Bsp.: man leiht sich Euro zu 0,5% auf 10 Jahre und legt diese zu 2,5% in 10-jährigen US-Papieren an: Zisngewinn: 2%) kommt es zudem zu entsprechenden Spekulationsgewinnen durch die anhaltende Abwertung des Euro zum US-Dollar.
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Setzt man diese Spekulation dann, um seine Rendite zu steigern, mit Fremdkapital um und bedient sich somit eines „Hebels“ (Englisch: Leverage), resultiert hieraus ein verstärktes Risiko in dem Moment, wo es zu einer Umkehr dieses Carry Trades kommt. Die investierten Spekulanten sind dann gezwungen, durch aufkommende Unsicherheit (bspw. durch China und massive Interventionen der chinesischen Regierung die darauf hindeutet, dass es in China ein Problem gibt...) diese spekulativen Positionen aufzulösen.
Durch das einsetzende „De-Leveraging“ kommt es zu einer (kurzfristig) verstärkten Nachfrage nach Euro, die sich dann in solch Bewegungen, die fundamental regelrecht surreal anmuten, in Richtung der 1,12er Region „entladen“.
Sollte sich diese Auflösung von Carry Trades auch in der kommenden Woche fortsetzen, dann wäre mit dem Überschreiten der 1,1280/1300er Marke eine Squeeze in Richtung der Region um 1,1470/1530 USD einzukalkulieren, dem Beriech um die Februar-/Mai-/Juni-Hochs.
Eintrüben würde sich das Bild in meinen Augen im EUR/USD weiterhin erst mit einem Bruch der 1,08er Marke, die auf der Unterseite dann als Kursziel die 1,0450er Region, den Bereich ums Jahrestief, aktiviert.
Für den Vorteil auf der Oberseite spricht zudem auch die im SSI-Snapshot Indikator deutlich auszumachende Netto-Short-Positionierung der Retail-Trader bei FXCM (oben rechts):
Chart erstellt mit FXCMs Trading Station II / Marketscope
Es gilt aber aufmerksam zu sein: die Tatsache, dass auf jeden Retail-Trader bei FXCM im Schnitt rund 2,2 Trader kommen,
die Netto-Short positioniert sind deutet darauf hin, dass der Modus etwas heiß läuft. Wie die Betrachtung zum SSI am Donnerstag zeigte, bewegt sich der SSI hier in den Bereich seiner negativsten Stände in 2015, was auf kurzfristige Tops und Gegenbewegungen hindeuten
könnte.
Wirtschafstdatentechnisch ist der Kalender in der kommenden Woche relativ dünn befüllt, doch die Veröffentlichung des FED-Sitzungsprotokolls am Mittwoch könnte es dennoch in sich haben:
Quelle: DailyFX Wirtschaftsdatenkalender
Spannend wird es deswegen, da die Marktteilnehmer sich erhoffen bzw. versprechen seitens der FED deutlichere Hinweise im Bezug auf den Termin eines ersten Zinsschritts zu bekommen. Da ich weiterhin davon ausgehe, dass es einen solchen im September nicht geben wird und der Markt einen solchen eventuell zu stark eingepreist hat, würde ich in diesem Zusammenhang eher eine Enttäuschung und einen bearishen US-Dollar erwarten.
Allerdings: durch die Squeeze-Bewegung im EUR/USD in den vergangenen Tagen durch die Auflösung von Carry Trades und das thematisierte und ausmachbare FXCM-SSI-Netto-Short-Sentiment-Extrem heißt das nicht zwangsläufig, dass wir in einer Woche an dieser Stelle etwas vom Erreichen der 1,15er Region lesen werden und und uns die Frage stellen, wie es von dort dann weitergeht. Im derzeit auszumachenden, Choppy-Marktumfeld ist jederzeit mit Bewegungen zu Rechnen, die nichts weiter als Marktrauschen sind und fundamental kaum begründbar sind.
Analyse geschrieben von Jens Klatt, Chefanalyst von DailyFX.de