DAX, VW, BMW – Bullenfalle oder Bodenbildung?
In Deutschland wurden die jüngsten Maßnahmen der chinesischen Notenbank am “Turnaround Tuesday” noch euphorisch gefeiert, in den USA verpuffte hingegen sehr schnell die Begeisterung. Ausgehend vom Tageshoch sackte der Dow um knapp 700 Punkte ab und zeigte das kräftigste Intraday-Reversal seit Oktober 2008. Nur Apple und Walt Disney legten zu. Die Signale aus China hinterlassen durchaus einen faden Beigeschmack. Denn gerade die Ankündigung, den Reservesatz zu senken, ist doch ein recht deutlicher Hinweis, dass die chinesische Zentralbank auf die Finanzmärkte reagiert und nicht auf die schwächeren Konjunkturdaten.
Mit dem neuen Maßnahmenpaket wurde der Abwärtstrend an Chinas Aktienmärkten zumindest kurzzeitig gestoppt, der Hang Seng steht nahezu unverändert, in Japan legt der Nikkei sogar um rund drei Prozent zu. Vorerst ist aber das Vertrauen verloren. Erst wenn wieder positivere Wirtschaftsdaten aus China gemeldet werden, dürften auch ausländische Investoren langsam zurückkehren.
Eng damit verknüpft ist besonders die weitere Entwicklung der deutschen Autohersteller. Nach Einschätzung von Niall Gallagher, Fondsmanager des GAM Star European Equity, werden die Margen von BMW und VW aufgrund der jüngsten Turbulenzen signifikant fallen. Mit entsprechend negativen Folgen für die anstehenden Bilanzen, denn im Vergleich zum europäischen Absatzmarkt erzielen die heimischen Hersteller in China drei bis vier Mal so hohe Margen.
Risiken begrenzt
Wie wichtig der chinesische Absatzmarkt ist, zeigen auch die neuen Verkaufszahlen von VW. Im vergangenen Monat sanken die weltweiten Verkäufe um 3,7 Prozent, in China schrumpfte der Konzernabsatz um 5,3 Prozent. Richtig ist aber auch, dass inzwischen viele negative Nachrichten in den Kursen enthalten sind.
Seit dem Rekordhoch im März sackte die VW-Aktie um rund 40 Prozent ab und steht auf einem ähnlichen Niveau wie im Oktober 2014. Der gesamte positive Effekt aus der Euro-Abwertung ist somit wieder ausgepreist, obwohl die Gemeinschaftswährung mit 1,15 Dollar im Vergleich zum Vorjahr deutlich tiefer steht. Charttechnisch recht zuverlässige Haltemarken liegen allerdings erst bei 146 bis 148 Euro, gut zehn Prozent unter dem aktuellen Niveau. Auch von der Bewertung sind die Papiere inzwischen wieder attraktiver, BMW, Daimler und VW liegen beim 2016er-KGV teilweise deutlich unter dem 10-Jahres-Durchschnitt.
Volatile US-Zinsen
Aber nicht nur am Aktienmarkt, auch bei den Bonds bleibt die Verunsicherung spürbar. So kletterten 10jährige US-Staatsanleihen auf das höchste Renditeniveau seit einer Woche bei 2,13 Prozent. Das war ein Renditesprung von fast 14 Basispunkten, dem stärkste Tagesanstieg seit Juli 2013. Auch die US-Wirtschaftsdaten sind unverändert durchwachsen. Das Konsumentenvertrauen überrascht positiv während die Hauspreise enttäuschten.
Die Signale für DAX & Co
Unter dem Strich fiel die gestrige Marktreaktion in den USA eindeutig enttäuschend aus und muss als Bullenfalle eingeordnet werden. Nun blicken die Akteure zunächst auf das Jackson Hole Treffen der Fed. Nach den jüngsten Verwerfungen sind Zinserhöhungen vom Tisch, zumindest bis zum Jahresende.
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Man darf gespannt sein, wie die Fed-Offiziellen eine weitere Verschiebung nach hinten kommunizieren werden, ohne noch mehr an Glaubwürdigkeit zu verlieren. Inzwischen nimmt gerade in den amerikanischen Medien die Diskussion um ein neues QE-Programm der Fed wieder an Fahrt auf. Wir hatten dies bereits mehrfach in unseren Webinaren thematisiert, heute wird Egmond Haidt um 18 Uhr noch einmal ausführlich nachlegen.
In der Ruhe liegt die Kraft
Vorerst dürfte der DAX daher mit einer Bodenbildungsphase beschäftigt sein. Eine V-förmige Erholung wie im vergangenen Oktober ist eher nicht zu erwarten und käme technisch gesehen auch erst 10.650 Punkten ins Spiel. Schaut man hingegen in den Rückspiegel, lassen die August-Korrekturen in 1990, 1998 und 2011 eher eine andere Entwicklung erwarten – wir haben dies ausführlich im gestrigen Chart-Webinar beleuchtet. Passende Papiere, vor allem auch für den längerfristigen Horizont, haben wir hier zusammengestellt. Für zahlreiche Einzelwerte finden Sie hier renditestarke Alternativen, darunter zahlreiche Ideen mit den bei Vermögensverwaltern beliebten Memory Express-Zertifikaten.