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    Nachhaltigkeitszertifikate  4322  0 Kommentare Zertifikate ohne Mehrwert

    DGNB, LEED, BREEAM - Nachhaltigkeitszertifikate sind beim Neubau von Gewerbeimmobilien mittlerweile fast selbstverständlich. Wer die Vermarktungschancen eines Objekts steigern möchte, kann auf sie nicht verzichten, so die allgemeine Annahme. Da stellt sich die Frage: Ist ein Gebäude mit Siegel automatisch nachhaltiger als eines ohne Siegel? Sicherlich nicht. Insbesondere in Deutschland sorgen verschiedene Bau-Standards und die Energieeinsparverordnung (EnEV) ohnehin dafür, dass Gebäude nachhaltig gebaut werden.

    Von Thorsten Wiehe, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der Goldwert Gruppe

    Die Verbreitung der Nachhaltigkeitszertifikate hat seinen Ausgangspunkt in den USA. Dort haben sie auch tatsächlich eine Berechtigung, weil die Ausgangssituation eine ganz andere ist. In den Staaten gehören Stromfresser wie Klimaanlagen seit vielen Jahrzehnten zur Standardausrüstung und nachhaltige Gebäude sind eher Mangelware. Die USA sind auch nicht unbedingt bekannt als das Land der Energiesparer. In diesem Umfeld kann sich eine zertifizierte Immobilie natürlich deutlich vom Wettbewerb abheben.

    Die Anbieter von Zertifikaten behaupten nicht ganz uneigennützig, dass durch die Zertifizierung höhere Mieten und dadurch höhere Kaufpreise realisiert werden können. Folglich würden die Kosten für das Siegel durch die höheren Einnahmen überkompensiert. Ich denke nicht, dass das der Realität entspricht.

    Ein Nachhaltigkeitszertifikat kann 1,5 Mio. bis 2,0 Mio. Euro kosten. Dieses Geld muss erstmal verdient werden. Dazu kommt: Durch den Verzicht auf eine Zertifizierung sind die Chancen bei Verkauf oder Vermietung nicht spürbar geringer. Profikäufer vertrauen ohnehin nicht alleine auf ein Ökosiegel, sondern prüfen im Rahmen der Due Diligence, wie nachhaltig die Gewerbeimmobilie ist. Natürlich gibt es Mieter, die keinen Mietvertrag in einer Immobilie ohne Ökosiegel unterzeichnen dürfen. Doch die Anzahl dieser Mieter ist begrenzt. Wenn diese Unternehmen ohnehin nicht zur Zielgruppe für die Immobilie gehören, ist auch dieses Argument sehr schwach. Denn auch Mieter achten nicht nur auf ein Zertifikat, sondern lassen sich konkrete Zahlen vorlegen.

    Letztlich ist es immer eine Betrachtung des Einzelfalls, ob sich die Zertifizierung lohnt. Wenn es sich um ein Gebäude handelt, in dem in erster Linie Unternehmen als Mieter angesprochen werden, die aus Imagegründen auf eine Zertifizierung nicht verzichten können und bereit sind, hierfür eine höhere Miete in Kauf zu nehmen, kann ein Zertifikat durchaus sinnvoll sein. Am Ende ist es eine nüchterne Kosten-Nutzen-Rechnung. Eine Immobilie, die beispielsweise auf mittelständische Unternehmen aus der Region ausgerichtet ist, wird auch sehr gut ohne Ökosiegel auskommen. Hier ist entscheidend, ob das Gebäude tatsächlich nachhaltig ist und das ist ohne Zertifizierung genauso gut darstellbar. Gleiches gilt für Wohnimmobilien. Bessere Vermietungschancen bietet das Siegel bei Wohnungsmietern sicherlich nicht. In diesen Fällen bieten Zertifikate keinen Mehrwert.




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    Nachhaltigkeitszertifikate Zertifikate ohne Mehrwert DGNB, LEED, BREEAM - Nachhaltigkeitszertifikate sind beim Neubau von Gewerbeimmobilien mittlerweile fast selbstverständlich. Wer die Vermarktungschancen eines Objekts steigern möchte, kann auf sie nicht verzichten, so die allgemeine Annahme. Da stellt sich die Frage: Ist ein Gebäude mit Siegel automatisch nachhaltiger als eines ohne Siegel? Sicherlich nicht. Insbesondere in Deutschland sorgen verschiedene Bau-Standards und die Energieeinsparverordnung (EnEV) ohnehin dafür, dass Gebäude nachhaltig gebaut werden.

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