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    Drama der Geldpolitik  10805  5 Kommentare Jetzt starten die Helikopter... Dann doch besser 10.000 Euro für Jeden, sofort!

    EZB-Chef Mario Draghi hat sein Versprechen wieder erneuert, die Politik der niedrigen Zinsen und des Aufkaufens von Anleihen so lange fortzusetzen, bis die Inflation sich in die gewünschte Richtung entwickle. Vielleicht gelingt es Politik und Notenbanken ja, das Unvermeidliche nochmals zu verschieben. Verhindern können sie es schon lange nicht mehr. Angesichts der bisherigen Ergebnisse sollten vielmehr Zweifel aufkommen: Ist nicht vielleicht die Medizin die Falsche? Aber wie für jeden mit einem Hammer, alles ein Nagel ist, ist für die Geldpolitiker alles eine Frage von noch mehr Geld.

    Wir befinden uns in einer Art „Endspiel“: der Kampf Jedes gegen Jeden hat begonnen, und die Helikopter kommen zum Einsatz. Doch zuerst der Reihe nach: Die Schulden der Welt wachsen seit Jahrzehnten viel schneller als die Wirtschaftsleistung. Die Dimensionen sind gewaltig, wie die Unternehmensberatung McKinsey im Frühjahr 2015 vorrechnete. Demnach sind die Schulden von Staaten (9,3 Prozent p. a.), privaten Haushalten (2,8 Prozent p.a.) und Nicht-Finanzunternehmen (5,9 Prozent p.a.) seit 2007 weltweit weiterhin drastisch und immer noch schneller als die Wirtschaft gewachsen. Dabei haben Unternehmen ungefähr im selben Maße neue Schulden wie im Zeitraum von 2000 bis 2007 gemacht, private Haushalte deutlich weniger (vor der Krise waren es 8,5 Prozent pro Jahr) und die Regierungen deutlich mehr (bis 2007 "nur" 5,8 Prozent pro Jahr). Letztere haben damit die geringere Neuverschuldung der privaten Haushalte und die damit wegfallende Zusatznachfrage durch eigene Schulden kompensiert. Das geht auf Dauer nicht gut.

    Das Gleiche gilt übrigens für die Länder der Eurozone. In keinem Land liegt die Gesamtverschuldung unter dem Niveau von 2008. Bei einigen Ländern hat sich die Struktur der Verschuldung geändert, so zum Beispiel in Spanien, wo geringeren Schulden der privaten Haushalte deutlich höhere Schulden des Staates entgegen stehen. Wir haben also – allen beschönigenden Aussagen der Politik zum Trotz – weiter gemacht wie zuvor. Von Sparen kann keine Rede sein.

    Neue Schulden hatten eine immer geringere Wirkung auf das Wachstum. Bewirkte ein US-Dollar neue Schulden in den 1960er-Jahren noch rund 80 Cent mehr BIP, so sank der Wert auf 30 Cent in den 1990er-Jahren und auf rund zehn Cent seit dem Jahr 2000.

    China hat die Entwicklung von uns in viel kürzerer Zeit nachvollzogen. Alleine in den letzten sieben Jahren hat sich dort die Verschuldung auf 28 Billionen US-Dollar versiebenfacht. Mindestens 6,8 Billionen dürften dabei in den Sand gesetzt worden sein, für leere Städte und nicht benötigte Kapazitäten. Auch hier ist der Grenznutzen neuer Schulden drastisch gefallen.


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    Daniel Stelter
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    Dr. Daniel Stelter ist Makroökonom und Gründer des Diskussionsforums „Beyond the Obvious“. Von 1990 bis 2013 war Stelter Unternehmensberater bei der Boston Consulting Group (BCG), wo er von 2003 bis 2011 weltweit das Geschäft der BCG Praxisgruppe Corporate Development (Strategie und Corporate Finance) verantwortete.

    Er ist Autor mehrerer Bücher. Sein aktuelles Buch „Das Märchen vom reichen Land - Wie die Politik uns ruiniert“ war auf der SPIEGEL Bestsellerliste. Twitter: @thinkBTO
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    Verfasst von Daniel Stelter
    Drama der Geldpolitik Jetzt starten die Helikopter... Dann doch besser 10.000 Euro für Jeden, sofort! Wir befinden uns in einem „Endspiel“: Der Kampf Jedes gegen Jeden hat begonnen, und die Helikopter sind gestartet. Vielleicht gelingt es Politik und Notenbanken, das Unvermeidliche nochmals zu verschieben. Verhindern können sie es schon lange nicht mehr.

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