Niedrigzinsen
Goodbye Garantiezins - Ergo verabschiedet sich von klassischen Lebensversicherungen
Niedrigzinsen machen den Lebensversicherern das Leben schwer. So schwer, dass einige von ihnen nun die Segel streichen und ihre klassischen Policen einstampfen. Auch Ergo plant einen radikalen Umbau.
Die Versicherungsbranche ist im Umbruch. Immer mehr Versicherer sagen dem Lebensversicherungsgeschäft heimlich, still und leise adé. Nach Zurich, Generali und Talanx steigt mit Ergo nun ein weiterer namhafter Anbieter aus. Clemens Muth, Ergo-Vorstand für Lebens- und Krankenversicherungen, bringt es gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“ auf den Punkt: „Warum soll ich als Lebensversicherer Produkte anbieten, von denen ich heute schon weiß, dass sie unprofitabel sind?“ Hintergrund ist die anhaltende Niedrigzinsphase, die das Geschäft mit garantierten Zinsen zunehmend unprofitabel macht.
Bei der Ergo sieht man sich deshalb zu einem radikalen Schritt gezwungen: „Wir werden die klassischen Produkte zum Jahresende für das Neugeschäft weitgehend schließen", so Muth. Statt garantierten Zinsen sollen sich die Policen der Munich-Re-Tochter künftig stärker an den Entwicklungen am Kapitalmarkt orientieren. Es sei nicht die Aufgabe eines Lebensversicherers, die Zinsrisiken der Politik der Europäischen Zentralbank (EZB) in seiner Bilanz aufzufangen, kommentierte der Ergo-Vorstand.
Schon wieder Ärger mit falschen Zahlen
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Die bisherige Nummer fünf der deutschen Lebensversicherer war kürzlich schon einmal in die Schlagzeilen geraten. Aufgrund fehlerhafter Computerprogramme wurden bei hunderttausenden Lebensversicherungen Erträge und Gutschriften falsch berechnet (siehe: Ergo kann nicht rechnen – Hunderttausende Lebensversicherungen falsch). Jetzt die nächste Hiobsbotschaft: Wie Vorstand Muth gegenüber der „SZ“ einräumt, werde Ergo demnächst weitere 15.000 Kunden anschreiben müssen. Hintergrund? Die Prognoseberechnungen für ihre vor Kurzem abgeschlossene Privatrente könnten deutlich von den tatsächlich zu erwartenden Erträgen abweichen. Das zeigten interne Berechnungen. In rund 300 Fällen soll die Differenz der Vorhersagen viele Tausend Euro betragen, heißt es in dem Bericht. Betroffen seien demnach hauptsächlich Kunden mit Großverträgen. Für einige Ergo-Kunden könnte es also bald ein böses Erwachen geben.