"Lance Armstrong der Automobilindustrie"
VW-Crash schockt die Märkte - Experten fordern Rücktritt Winterkorns
VW manipuliert Abgasuntersuchungen, die Quittung kommt prompt: Die Aktie rauscht um 20 Prozent in den Keller. Experten sind fassungslos – und fordern den Rücktritt von VW-Chef Winterkorn.
Der VW-Skandal um manipulierte Abgastests in den USA sorgt für Fassungslosigkeit am Finanzmarkt. Analysten und Händler reagierten am Montag unisono mit Unverständnis und Ungläubigkeit auf das Eingeständnis von Volkswagen, mit Hilfe einer Software die Resultate von Abgasuntersuchungen bei Diesel-Autos in den Vereinigten Staaten geschönt zu haben. Die VW-Vorzugsaktie brach am Morgen um mehr als 20 Prozent ein.
VW-Aktie im Fünf-Tagechart
„Unglaublich“, hieß es von einem Aktienhändler am Morgen. Der Schaden für die Marke sei immens und die Zukunft von VW-Chef Martin Winterkorn ungewiss. Analyst Sascha Gommel von der Commerzbank spricht von einem schweren Schlag für VW und die gesamte Dieselbranche in Deutschland. Goldman Sachs schlug in die gleiche Kerbe. Der Commerzbank-Experte spekulierte auch darüber, ob VW möglicherweise neben der drohenden Milliardenstrafe auch die betreffenden 482 000 Autos in den USA zurückkaufen müsse.
Experten des US-Analysehauses Bernstein bezeichneten VW als „Lance Armstrong der Automobilhersteller“. Ihr Fazit nach einem Gespräch mit einem ehemaligen Angestellten der US-Umweltbehörde EPA: „Das ist wirklich sehr ernst.“ Viel werde nun davon abhängen, wie VW mit der Angelegenheit in den USA umgehe. „Verantwortung abstreiten“ oder „einfach Ruhe bewahren“ werde in den USA nicht funktionieren.
"Winterkorn nicht mehr tragbar"
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Das sieht Ferdinand Dudenhöffer ganz genauso. Der Automobilexperte findet in der „Frankfurter Rundschau“ deutliche Worte für den VW-Skandal und fordert personelle Konsequenzen. Volkswagen-Chef Martin Winterkorn könne angesichts des Abgas-Skandals in den USA nicht im Amt bleiben. Winterkorn, in dessen Verantwortung auch die konzernweite Forschung und Entwicklung falle, habe entweder von den Manipulationen gewusst oder aber er sei ahnungslos und habe seinen Geschäftsbereich nicht im Griff, so der Direktor des CAR-Instituts der Universität Duisburg-Essen. „In beiden Fällen würde ich sagen, dass Winterkorn an der Konzernspitze nicht mehr tragbar ist.“ Der Vorfall sei ein „Imagekatastrophe par exellence“.
Volkswagen hatte am Sonntag eingeräumt, die Abgaswerte von Diesel-Autos in den USA für Fahrzeugtests manipuliert zu haben. Die US-Umweltbehörde EPA führt eine Untersuchung gegen den Konzern unter anderem wegen des Verstoßes gegen das Klimaschutzgesetz "Clean Air Act" verstoßen. Dem Dax-Konzern drohen deswegen schlimmstenfalls Strafzahlungen von mehr als 18 Milliarden Dollar und ein nicht abzuschätzender Imageschaden.
Mit dpa-AFX