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    Boaz Weinstein  7870  0 Kommentare Trader, Spieler ... Betrüger? Der tiefe Fall des einstigen "Hedgefonds-Wunderkindes"

    Er galt als Ausnahmetalent. Einer, der das Risiko nicht scheut und für einen guten Deal sprichwörtlich über Leichen geht. Boaz Weinstein - Ein Top-Trader, ein „Wunderkind“ … und am Ende bloß ein Betrüger?

    Für Boaz Weinstein ist das Leben ein einziges Spiel. Es begann als Schachspiel, dass Weinstein bereits mit 16 perfekt beherrschte. Gelangweilt suchte er sich den nächsten Kick. Poker, Blackjack, egal, Hauptsache viel Risiko und viel Nervenkitzel. Doch auch das erfüllte ihn nicht. Er war 24, das Leben lag ihm zu Füßen und so wagte er sich hinein in das größte und zugleich gefährlichste Glücksspiel überhaupt: den Finanzmärkten. Weinstein heuerte bei der Deutschen Bank an. Keine drei Jahre später wurde er mit 27 zum bis dato jüngsten Geschäftsführer des Unternehmens ernannt. Der Grund: Weinstein hatte eine fast schon beängstigende Glückssträhne.

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    Weinstein, der Spieler, fuhr in 10 seiner insgesamt 11 Jahre bei der Deutschen Bank Gewinne ein. Bis zu 40 Milliarden Euro soll er jährlich verdient haben. Die Branche überschlug sich mit Lob, nannte ihn den heißesten Trader, den es je gab. Er sei ein „Monster“, schrieb die „New York Times“, ein „aggressiver Trader, der hoch wettet und schnell handelt.“ Es hieß, er schätze einen guten Deal mehr als irgendeine althergebrachte Etikette. Weinsteins Zuhause waren komplexe Credit Default Swaps (CDS), Kreditderivate, mit denen er auf den Ausfall von Krediten oder Anleihen wettete. Oft konzentrierte er sich dabei auf Preisunterschiede bei Anleihen des gleichen Unternehmens und Weinstein war bekannt dafür, oft alles auf eine Karte zu setzen. Warum auch nicht, immerhin war das Glück auf seiner Seite. Er, das kompromisslose, hungrige, junge Ausnahmetalent … Und dann war plötzlich alles vorbei.

    Das Spiel wendet sich gegen ihn

    Ausgerechnet auf dem Höhepunkt riss plötzlich seine Glückssträhne und Weinstein stand vor den Trümmern seiner Karriere. Die Finanzkrise wurde dem jungen Trader zum Verhängnis. Im Jahr 2008 verlor die Trading-Abteilung unter seiner Führung 1,5 Milliarden Euro – zu viel für die Deutsche Bank, die die Abteilung daraufhin dichtmachte. Weinstein zog die Konsequenzen aus dem Debakel und verließ 2009 nach 11 Jahren das Unternehmen, um seinen eigenen Hedgefonds zu gründen.

    Noch im gleichen Jahr öffnete Saba Capital Management in New York seine Pforten. Die Erwartungen an Weinsteins Hedgefonds waren hoch, doch das Glück wollte nicht so recht zurückkehren. 2012 blitzte Weinsteins Können noch einmal kurz auf, als er mit einer erfolgreichen Wette gegen JP Morgan Chase für Schlagzeilen sorgte. Man erinnerte sich plötzlich wieder an Weinstein, das Ausnahmetalent. Die New York Times adelte ihn im Zuge des „London Whale“-Debakels von JP Morgan gar als „Wunderkind der New Yorker Hedgefonds-Branche“. Weinstein, so schien es, war ein fulminantes Comeback gelungen.

    Auf das Comeback folgt erneut der Absturz

    Aber sein Leben ist und bleibt ein Spiel. Ein Spiel, bei dem auf jedes atemberaubende Hoch ein ebenso tragisches Tief folgt. Entsprechend ging Saba Capital in den darauffolgenden Jahren durch das Tal der Tränen, drei Jahre in Folge prangerte am Jahresende ein Minus. Im Januar dieses Jahres zogen viele Investoren schließlich die Reißleine und forderten ihr Geld zurück. Weinstein stand mit dem Rücken zur Wand – und genau hier nimmt das Unheil seinen Lauf.

    Und genau hier endet auch die Geschichte, zumindest die offizielle. Denn über das, was anschließend passierte, existieren zwei widersprüchliche Versionen. Die eine erzählt die Geschichte eines Betrügers, der Investoren um ihr Geld brachte. Die andere von einem Hedgefondsmanager, dessen Ruf von „absolut lächerlichen Vorwürfen“ ruiniert wird. Welche von beiden am Ende zur offiziellen Version gekürt werden wird, darüber muss nun der New Yorker Supreme Court entscheiden.

    Eine Auktion mit (un-)beabsichtigten Folgen

    Public Sector Investment Board (PSP) hat in dieser Woche Klage gegen Saba Capital eingereicht. Die Kanadier werfen dem Hedgefonds laut „Wall Street Journal“ vor, Anleihen künstlich abgewertet zu haben und so Investoren um ihr Geld betrogen zu haben. Hintergrund ist die besagte Forderung diverse Investoren, die Anfang des Jahres ihr Geld wieder haben wollten. Auch PSP forderte die 500 Millionen US-Dollar zurück, die es 2012 und 2013 in einen Offshore-Fond des Hedgefonds investiert hatte. Man habe angefangen, „das Vertrauen in die Fähigkeit des Angeklagten zu verlieren, effektive Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen oder ein richtig konstruiertes Investmentportfolio zu verwalten“, so PSP.

    Laut Anklageschrift unterstellen die Kanadier dem Hedgefonds, dieser habe daraufhin Anleihen im Portfolio künstlich abgewertet, um so die Summe der Rückzahlung zu drücken. Unmittelbar nach erfolgter Rückzahlung soll Saba Capital den Wert der Anleihen dann wieder auf das ursprüngliche Niveau angehoben haben.

    Weinstein nennt diese Vorwürfe „völler Unsinn“ und „komplett falsch“. Er habe lediglich einen „standardmäßigen Auktionsprozess“ initiiert, weil er den Wert der Anleihen ermitteln wollte. Im Zuge dieser Auktion soll der Hedgefonds dann aber bewusst unterschätzte Angebote entgegengenommen haben, sagt PSP. Weinstein verteidigt sich: „Die Andeutung, Saba habe irgendwie eine riesige Verschwörung eingefädelt um Niedrig-Angebote zu erhalten … ist lächerlich und unbegründet.“ PSP wiederum argumentiert, dass der Hedgefonds die Anleihen im Anschluss an die Auktion gar nicht verkauft habe. Ihrer Ansicht nach habe der Bieterprozess deshalb einzig und allein dem Zweck gedient, die Anleihen und damit die Rückzahlungen nach unten zu drücken.

    Welche Version der Wahrheit entspricht, können wir (noch) nicht beurteilen. Klar ist nur: Aus dem Wunderkind ist endgültig ein Sorgenkind geworden … und möglicherweise sogar ein Problemkind.




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