ROUNDUP 2
SAPs Geschäft mit Mietsoftware nimmt weiter Fahrt auf
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WALLDORF (dpa-AFX) - Gute Geschäfte in Industriestaaten und der Datenwolke, dazu der schwache Euro: Europas größter Softwarekonzern SAP hat im dritten Quartal der Schwellenländer-Schwäche getrotzt und operativ überraschend viel verdient. Zudem nimmt der Umbau weiter Formen an. Der Umsatzanteil der zur Miete angeboten Software und mit ihr verbundene Dienstleistungen (Cloud Geschäft) stieg im dritten Quartal weiter, wie der Konzern am Dienstagmorgen mitteilte. Allerdings legte der Softwarekonzern auch in seinem klassischen Geschäft mit Softwarelizenzen wieder deutlicher zu. Die Walldorfer setzen mehr und mehr auf Software, die zur Miete angeboten wird.
Der um Sondereffekte bereinigte Betriebsgewinn sei um 19 Prozent auf 1,62 Milliarden Euro geklettert, teilte der Konzern überraschend am Dienstagabend in Walldorf mit. Experten hatten mit einem geringeren Anstieg gerechnet. Der Umsatz zog getrieben von einem starken Zuwachs mit der sogenannten Cloudsoftware, also dem Geschäft mit Mietsoftware, um 17 Prozent auf knapp fünf Milliarden Euro an. Damit schnitt SAP etwas besser ab als erwartet. Zudem zog die operative Marge leicht an.
AKTIE VERTEUERT SICH UM RUND 5 PROZENT
Der Konzern konnte die Erlöse in dem neuen Geschäftsfeld auch dank der Übernahmen im vergangenen Jahr mehr als verdoppeln. SAP hatte den Anbieter von Software zur Reisekostenabrechnung Concur und die Firma Fieldglass übernommen, die Software zum Management von Leiharbeitern entwickelt. Die Umsätze von Concur schlagen sich erst seit Dezember in der Bilanz nieder. Deshalb fällt das Wachstum im Cloudgeschäft in diesem Jahr noch so stark aus. Wie der Konzern aus eigener Kraft in seinem neuen Geschäftsfeld wächst, dürfte sich dann erst im kommenden Jahr zeigen.
An der Börse kamen die Eckdaten zum dritten Quartal gut an. Das im Dax notierte Papier zog am Vormittag um rund fünf Prozent an und baute damit die jüngsten Gewinne aus. Es gab durchweg gute Kritiken: Der Softwarekonzern habe in jeder Hinsicht die Markterwartungen übertroffen, schrieb Analyst Mark Moerdler vom US-Analysehaus Bernstein. SAP habe seine Stärken im Kerngeschäft unterstrichen und bewiesen, dass die Neuausrichtung hin zur Cloud zu Umsatzsteigerungen führe.
LAGE IN SCHWELLENLÄNDERN BLEIBT UNSICHER
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SAP-Chef Bill McDermott bekräftigte nach den ersten neun Monaten zudem die Prognose für das laufende Jahr. Demnach sollen die Cloud- und Softwareerlöse bereinigt um Sondereffekte und Währungsschwankungen um 8 bis 10 Prozent auf bis zu 15,8 Milliarden Euro steigen. Das bereinigte Betriebsergebnis soll zwischen 5,6 und 5,9 (2014: 5,64) Milliarden Euro liegen.
Die größte Unsicherheit komme derzeit aus den Schwellenländern, die sich aktuell in einem schwerem Fahrwasser befinden. "Wir erwarten in diesen Märkten weiterhin eine hohe Volatilität und wirtschaftliche Herausforderungen", sagte Finanzvorstand Luka Mucic. Das gute Ergebnis im dritten Quartal zeige aber den anhaltenden Erfolg beim Übergang zum neuen Geschäftsmodell.
DEUTSCHE BANK: SAP BIETET SKEPTIKERN PAROLI
Deutsche-Bank-Analyst Alex Tout sieht sich in seiner positiven Einschätzung bestätigt. Das Geschäftsmodell von SAP erweise sich als belastbar, schrieb er in einer Studie nach den Eckdaten. SAP biete den Zweiflern weiter die Stirn. Einige Experten trauen dem Konzern nämlich nicht zu, dass er sich noch stärker auf die Mietsoftware über das Internet - die sogenannte Cloud - ausrichtet und dabei weiter so profitabel bleibt.
Um das Geschäft zu stärken, hatte der deutsche Konzern in den vergangenen Jahren immer wieder zugekauft.
Dies drückt neben der zunächst geringeren Profitabilität des Cloud-Geschäfts erst einmal auf das Ergebnis. So zog der Betriebsgewinn inklusive der Sondereffekte nur um fünf Prozent auf 1,21 Milliarden Euro an. Die Differenz zum bereinigten Ergebnis kommt zustande, weil der Konzern die Zahl für seine interne Planung beispielsweise um Kosten für Übernahmen, aber auch Umstrukturierungskosten bereinigt.
DETAILLERTES ZAHLENWERK AM 20. OKTOBER
Diese fallen in diesem Jahr an, weil SAP im Zuge des Umbaus seines Geschäftsmodells weltweit Stellen streicht. Nach dem ursprünglichen Plan sollen etwa drei Prozent oder rund 2000 der weltweit 74 000 Beschäftigten im Laufe des Jahres auf eine neue Stelle wechseln oder ab einem bestimmten Alter mit einer Abfindung zum Gehen bewegt werden. Das Freiwilligenprogramm kam allerdings besser an als gedacht.
Einem Sprecher zufolge wurde das Programm von gut vier Prozent der Mitarbeiter angenommen. Weil in anderen Bereichen Stellen aufgebaut werden, will SAP am Ende des Jahres aber wieder mehr Mitarbeiter haben als ein Jahr zuvor. Unter dem Strich stagnierte der Gewinn je Aktie sogar im dritten Quartal bei 75 Cent - im ersten Halbjahr war das Ergebnis allerdings noch rückläufig. Dezidierte Angaben zum Überschuss machte SAP noch nicht. Diese soll es bei der Vorlage der detaillierten Zahlen am 20. Oktober geben./zb/ang/DP/zb