Rekord-Geldspritze
Warum reißen sich Gates, Hopp und Co. um dieses Biotech-Unternehmen?
Mit 100 Millionen Euro erhält CureVac die bislang größte Finanzspritze aus privater Hand. Noch nie floss so viel Geld mit einem Schlag in ein deutsches Biotechnologie-Unternehmen. Der Börsengang steht derweil noch aus. Man wolle sich auf die Produktentwicklung konzentrieren und nicht ständig auf Roadshow gehen müssen.
Die Mitarbeiter des im Jahr 2000 gegründeten Biotech-Unternehmens haben Großes vor und dabei wenig Zeit. Mithilfe des RNA-Botenstoffs sollen Wirkstoffe zielgenau an ihren Einsatzort im Körperinneren transportiert werden. Ein bis vor wenigen Jahren unmögliches Unterfangen, galt das Molekül doch lange als viel zu instabil und klinisch kaum beherrschbar. Die Visionäre von CureVac haben es dennoch geschafft, Ribonukleinsäure ( RNA) zu stabilisieren und nutzbar zu machen. Auf dieser Basis sollen die ersten Arzneimittel Anfang des kommenden Jahrzehnts auf den Markt kommen. Doch die amerikanische Konkurrenz, welche dasselbe Prinzip verfolgt, schläft nicht. Nun komme es auf Tempo an. Und auf die richtigen Geldgeber.
So trommelte das Unternehmen Investoren mit rein finanziellen Interessen zusammen und verzichtete - ob der Unabhängigkeit - auf strategische Partner, wie einen Pharmakonzern. Die neue Finanzierungsrunde besteht aus der schottischen Vermögensverwaltung Baillie Gifford, der angloamerikanischen Investmentgesellschaft Chartwave, Northview und Sigma sowie der mexikanischen Unternehmerfamilie Coppel. Für eine Beteiligung von zusammen 6,7 Prozent wurden laut Frankfurter Allgemeine Zeitung dabei insgesamt 100 Millionen Euro über den Tisch gereicht.
Damit erhöht sich das bislang erworbene Kapital schlagartig um satte 50 Prozent von 200 auf 300 Millionen Euro. Der hochgerechnete Markenwert steigt auf 1,5 Milliarden Euro, obwohl der Arzneimittelhersteller noch kein einziges Produkt auf dem Markt hat. Der hohe Wert resultiert aus den prestigeträchtigen Anteilseigern Bill und Melinda Gates, mit deren Stiftung die beiden im März ein Paket von 4 Prozent am Unternehmen für 52 Millionen Dollar (damals 46 Millionen, jetzt 47 Millionen Euro) erwarben. Mehrheitseigentümer bleibt Dietmar Hopp, Mitbegründer des Softwareunternehmes SAP, mit seiner Investmentgesellschaft Dievini.
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Auch wenn CureVac die formalen Voraussetzungen erfüllt, wird ein Börsengang aktuell noch nicht in Betracht gezogen. Viel wichtiger sei es nun, mit dem Geld die Erprobung der neuen Substanzen und die Weiterentwicklung der RNA-Technik bis 2018 voranzutreiben. „Wir sind froh, dass wir uns auf die Produktentwicklung konzentrieren können und nicht ständig auf Roadshow gehen müssen“, so der Vorstandsvorsitzende Ingmar Hoerr. Auch die Investoren seien nicht daran interessiert. Langfristig schließe man diese Option aber trotzdem nicht aus.