Neue Enthüllungen im Abgasskandal
Dramatischer Crash! Benzingate lässt VW-Aktie abstürzen
Neue Enthüllungen im Abgasskandal setzen Volkswagen unter Druck. Die Aktie des Wolfsburger Autobauers kann diesem Druck nicht standhalten und bricht am Mittwoch dramatisch ein. Auch andere Hersteller verlieren deutlich.
Das Dieselgate wird nun auch zum Benzingate. Volkswagen musste am Dienstagabend nach Manipulationen bei Stickoxid-Werten auch Unregelmäßigkeiten bei CO2-Werten einräumen. Es gehe hauptsächlich um Dieselfahrzeuge, aber auch eine geringe Anzahl von Benzinern. Damit erreicht der Abgasskandal eine neue Dimension. Wie deutlich der gemessene CO2-Ausstoß über den angegebenen Werten liegt, sagte ein VW-Sprecher zunächst nicht.
In dem neuen Fall geht es um den Ausstoß des klimaschädlichen Kohlendioxid (CO2) - und damit um den Spritverbrauch. „Nach derzeitigem Erkenntnisstand können davon rund 800 000 Fahrzeuge des Volkswagen Konzerns betroffen sein“, heißt es in einer VW-Mitteilung vom Dienstagabend in Wolfsburg. Der Autokonzern bezifferte die wirtschaftlichen Risiken in einer ersten Schätzung auf rund zwei Milliarden Euro.
Rabenschwarzer Börsentag für deutsche Autobauer
Anleger reagierten entsetzt auf die neusten Enthüllungen. Bereits am Dienstag rutschte die VW-Aktie im späten Handel rund fünf Prozent ins Minus. Am Mittwochmorgen setzte sich der Crash dann auf dramatische Weise fort. Die Aktie stürzt ins Bodenlose. Auch andere Wertpapiere der Branche wie BMW, Daimler oder Continental gaben deutlich nach. Es ist rabenschwarzer Börsentag für die deutschen Automobilkonzerne.
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VW-Chef Matthias Müller versprach unterdessen erneut eine „schonungslose“ Aufklärung. „Dabei machen wir vor nichts und niemandem Halt. Das ist ein schmerzhafter Prozess, aber er ist für uns ohne Alternative“, so Müller, der aufgrund der Manipulationsvorwürfe gegen Porsche nun ebenfalls in Bedrängnis gerät (wallstreet:online berichtete). Der Aufsichtsrat reagierte in einer Mitteilung „mit Betroffenheit und Sorge“ auf die neue Dimension des Abgasskandals. Nach dpa-Informationen wird sich die Aufsichtsratsspitze spätestens an diesem Sonntag treffen, der komplette Aufsichtsrat dann am Montag.
Bisher ging es in dem Skandal um Stickoxid (NOX). Im Rahmen der derzeit laufenden Überprüfungen aller Prozesse und Abläufe bei Dieselmotoren ist laut VW aufgefallen, dass bei der CO2-Zertifizierung einiger Fahrzeugmodelle zu niedrige CO2- und damit auch Verbrauchsangaben festgelegt wurden. Betroffen seien ganz überwiegend Fahrzeuge mit Dieselmotoren. Es gehe um Autos der Typen Polo, Golf und Passat, sagte ein VW-Sprecher auf Anfrage. Bei der VW-Tochter Audi seien A1- und A3-Modelle betroffen. Bei Skoda gehe es um den Octavia und bei Seat um den Leon und den Ibiza.
Benzingate mit unkalkulierbaren Folgen
Auch bei einem Benzinmotor mit Zylinderabschaltung habe es Auffälligkeiten gegeben, sagte der Sprecher. Es handele sich dabei aber um eine geringe Stückzahl. Bei den Dieselmotoren seien 1,4-, 1,6- und 2,0-Liter-Varianten betroffen. Alle Aggregate stammen einem Sprecher zufolge aus dem Wolfsburger Stammhaus von VW.
Die neue Dimension des Abgas-Debakels könnte für Volkswagen und seine Kunden mögliche Folgeprobleme haben. So hängt hierzulande die Höhe der Kfz-Steuer für jüngere Pkw mit Erstzulassungsdatum ab 1. Juli 2009 auch am Ausstoß von Kohlendioxid (CO2). Autos mit niedrigerer CO2-Emission sind steuerlich günstiger als welche mit einer höheren. Damit steht das Risiko im Raum, dass durch die Abgas-Manipulationen Kfz-Steuern für Autos aus dem VW-Konzern zu niedrig festgesetzt worden sind.
Mit dpa-AFX