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     1962  0 Kommentare Deutsche Bank – Sparen, streichen, schrumpfen

    DeutscheBank_Werbung_1Die Aktie der Deutschen Bank ist rapide unterwegs zum Jahrestief. Investoren hatten anfangs gehofft, dass der radikale Konzernumbau des hiesigen Branchenprimus durch Co-Chef John Cryan schnell Erfolge zeigen wird. Nun dämmert den Anlegern aber, dass das eine langwierige Operation werden könnte. Sind die schlechten Nachrichten schon ausreichend in der Aktie eingepreist?

    Seit Ende Oktober ist die Aktie der Deutschen Bank – den Kurs finden Sie hier – kräftig im Rückwärtsgang. Damals hatte Co-Chef John Cryan die “Strategie 2020″ vorgestellt, auf die Investoren allerdings sehr ernüchtert reagiert haben. Nachdem zuvor Hoffnungen auf einen radikalen Konzernumbau das Papier deutlich beflügelt hatten, dämmert Investoren nun, dass die großen Herausforderungen für die Deutsche Bank auf absehbare Sicht anhalten werden und die ersten deutlichen Erfolge bis 2018 auf sich warten lassen könnten. Denn um die schwache Profitabilität in den nächsten Jahren deutlich zu verbessern, heißt das Motto erst einmal: sparen, streichen, schrumpfen.

    DeutscheBankSo werden in den nächsten Jahren netto 9.000 Arbeitsplätze bei der Deutschen Bank abgebaut. Inklusive der geplanten Trennung von der Postbank – den Kurs finden Sie hier – sinkt die Mitarbeiterzahl bis 2018 um ein Viertel auf rund 77.000. Damit sollen die Kosten kräftig gedrückt werden. 2018 soll die Kostenbasis mit weniger als 22 Mrd. Euro deutlich unter dem aktuellen Niveau von 23,8 Mrd. liegen. Allerdings wird der Umbau erst einmal drei bis 3,5 Mrd. Euro kosten. „Wir gehen nicht davon aus, dass 2016 und 2017 starke Jahre sein werden. Die Kosten für Rechtsstreitigkeiten und regulatorische Aufwendungen werden unsere Ergebnisse belasten“, sagte Cryan. 2017 werde das erste „sauberere“ Jahr werden. Entsprechend hat der Firmenlenker die Dividende für 2015 und 2016 gestrichen.

    Wer bei der Deutschen Bank mit Hebelpapieren agieren möchte, hat auf der Long- bzw. Short-Seite folgende Papiere zur Auswahl: Unter den Knock-out-Bulls halten wir die WKN PA5Y22 (hier clicken) für ein gutes Handwerkszeug, für Short-Spekulanten ist die WKN CW6APG (hier clicken) geeignet – jeweils gehebelt mit 8.

    Deutlicher Kapitalbedarf

    Mit den zahlreichen Maßnahmen will Cryan die Kapitalausstattung deutlich verbessern, um eine Kapitalerhöhung, die für Druck auf die Aktie sorgen könnte, zu verhindern. So soll die Verschuldungsposition – sprich die Bilanzsumme bereinigt um etliche Posten – bis 2018 um 170 Mrd. Euro auf dann 1,25 Billionen Euro abgebaut werden. Zudem soll die harte Kernkapitalquote ab Ende 2018 auf mindestens 12,5 Prozent erhöht werden. Aktuell liegt sie erst bei 11,5 Prozent. Sie wird berechnet, indem man das harte Kernkapital durch die risikogewichteten Aktiva dividiert.

    Laut den Berechnungen der Deutschen Bank muss das Geldhaus das harte Kernkapital bis zum Jahr 2020 organisch um vier bis acht Mrd. Euro auf 51 bis 55 Mrd. Euro erhöhen, um die harte Kernkapitalquote bei 12,5 Prozent zu halten. Wenn alles wie geplant läuft, werde im Jahr 2018 eine Rendite auf das materielle Eigenkapital von mehr als zehn Prozent erwirtschaftet werden. Sie wird errechnet, indem man den Gewinn durch das – um den Firmenwert aus Übernahmen bereinigte – Eigenkapital dividiert. Zum Vergleich: im Jahr 2014 lag der Wert bei lediglich 2,7 Prozent und 2015 wird er sogar negativ sein.

    Fehlende Wachstumsstrategie sorgt für Skepsis

    Deutsche Bank in Euro auf ein Jahr

    Deutsche Bank in Euro auf ein Jahr

    Viele Investoren bereitet Kopfzerbrechen, dass Cryan einen Schrumpfkurs aufgezeigt hat, aber keine Wachstumsstrategie. Denn der Abbau vieler Bilanzpositionen bedeutet auch, dass die entsprechenden Gewinne wegfallen. Das belastet das Ergebnis. Wie sollen dann die Einnahmen und der Gewinn gesteigert werden? Das Problem ist: Um später einen Wachstumskurs einleiten zu können, müssen erst einmal über eine länger Zeit die Kosten deutlich gedrückt werden. Erst wenn das geschafft ist, kann man sich wieder Gedanken über Wachstum machen – vorausgesetzt das wirtschaftliche Umfeld und das Umfeld in der Branche lassen es dann zu.

    Wie groß die Skepsis der Investoren ist, zeigt die Bewertung gemessen am Buchwert. So liegt das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) gemessen am Eigenkapital je Aktie von zuletzt 46,16 Euro bei lediglich 0,52. Das KBV wird berechnet, indem an den Börsenwert durch das Eigenkapital dividiert, oder den Aktienkurs durch das Eigenkapital je Aktie. Ein derart hoher Abschlag gegenüber dem Eigenkapital bedeutet, dass Investoren mit einer anhaltend schwachen Profitabilität rechnen. Inzwischen schauen viele Analysten und Investoren daher auf das materielle Eigenkapital je Aktie von 38,99 Euro. Selbst gemessen daran liegt das KBV bei lediglich 0,61. Der Aktie der Deutschen Bank könnte es auf absehbare Zeit schwer fallen, deutlich nach oben zu drehen. Denn Investoren wird zunehmend klar, dass der radikale Konzernumbau eine Menge Zeit an Anspruch nehmen wird.




    Daniel Saurenz
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    Der ehemalige FTD-Redakteur und Börse Online-Urgestein Daniel Saurenz hat zusammen mit Benjamin Feingold das Investmentportal „Feingold Research“ gegründet. Dort präsentieren die beiden Börsianer und Journalisten ihre Markteinschätzungen, Perspektiven und Strategien samt Produktempfehlungen. Im strategischen Musterdepot werden die eigenen Ideen mit cleveren und meist etwas „anderen“ Produkten umgesetzt und für alle Leser und aktiven Anleger verständlich erläutert. Weitere Informationen: Feingold Research.
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    Verfasst von Daniel Saurenz
    Deutsche Bank – Sparen, streichen, schrumpfen Die Aktie der Deutschen Bank ist rapide unterwegs zum Jahrestief. Investoren hatten anfangs gehofft, dass der radikale Konzernumbau des hiesigen Branchenprimus durch Co-Chef John Cryan schnell Erfolge zeigen wird. Nun dämmert den Anlegern aber, …