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    Geld des Terrors  5806  1 Kommentar Öl, Menschenhandel, Hawala - So finanziert der IS seinen monströsen Terror

    „Unterbindet endlich die Finanzierung des Terrors!“, fordern Beobachter angesichts der schrecklichen Terrorangriffe in Paris. Doch wie lässt sich eine Terrororganisation aufhalten, die ihr eigenes Finanzsystem geschaffen hat und beinahe unabhängig vom internationalen Finanzstrom agiert?

    Gemeinsam mit seinen Verbündeten will Paris dem sogenannten Islamischen Staat (IS) endlich das Handwerk legen. Man sei „geeint im Kampf gegen den Terrorismus“, erklärten die Staats- und Regierungschefs beim G20-Gipfel in Antalya.

    Ein wichtiger Bestandteil des Anti-Terror-Kampfs: Dem Terror den Geldhahn zudrehen (Mehr dazu hier). Aber wie will man die Geldquellen einer Terrororganisation trocken legen, wenn sie selbst auf diesen Quellen sitzt? Fakt ist: Der IS sitzt auf milliardenschweren Ölressourcen und ist dadurch, anders als andere Terrororganisationen, kaum auf externe Spenden angewiesen. Die Abhängigkeit von ausländischen Finanzströmen sei „grundsätzlich gering“, konstatierte die Bundesregierung Anfang des Jahres in einer Antwort auf eine Anfrage der Linken.

    Der IS gilt als „reichste Terrormiliz aller Zeiten“ (wallstreet:online berichtete). Experten gehen davon aus, dass er über ein Vermögen von rund zwei Milliarden US-Dollar verfügt. Der IS sei damit die „kapitalkräftigste terroristische Organisation, mit der wir bislang konfrontiert wurden“, sagt David Cohen, Terrorismusexperte im US-Finanzministerium. Allein der Ölschmuggelt spült täglich rund 200.000 US-Dollar in die IS-Kassen. Doch das schwarze Gold ist nicht die einzige Geldquelle der Terrororganisation. Hier ein Überblick über das Finanzsystem des IS:

    Ölvorkommen in Milliardenhöhe

    Laut Bundesregierung sitzt der IS auf einem milliardenschweren Ölvorkommen. Die Ressourcen in den besetzten Gebieten in Syrien und im Irak sollen rund 1,1 Milliarden Barrel betragen. Während der Löwenanteil der 28.000 täglich produzierten Barrel für den Eigenbedarf gebraucht wird, kann der IS offenbar täglich rund 10.000 Barrel exportieren. Über Zwischenhändler gelangt das Öl auf etablierten Schmuggelkanälen zu den Käufern in den Nachbarstaaten. Nach Ansicht der Bundesregierung verdient der IS auf diese Weise „höchstens 200.000 US-Dollar“ pro Tag. Der Absturz des Ölpreises habe zu „erheblichen Einbußen“ im Ölgeschäft geführt, heißt es.

    Beinahe wirkungslos scheinen in diesem Zusammenhang dagegen die Luftangriffe der Anti-IS-Allianz zu sein. Der verursachte Schaden dürfte „sehr begrenzt sein“, räumte die Bundesregierung im März ein. Allerdings verstärken die USA in diesen Tagen ihren Kampf gegen die IS-Ölgeschäfte. Erstmals bombardieren US-Kampfflugzeuge gezielt Tanklaster der Terrororganisation. Die „Welt“ sieht darin ein durchaus profanes Mittel, um das Geschäft einzudämmen – je nachdem, wie viele Tanklaster zerstört werden können. Die wichtigere Frage sei jedoch: „Warum wurde das nicht schon längst getan?“

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    Steuern, Gebühren und Menschenhandel

    Der Ölschmuggel ist zwar eine zentrale Geldquelle des IS, aber bei Weitem nicht die Einzige. Hinzu kommen erbeutetes Geld aus Bankenplünderungen (ca. 1,5 Milliarden) sowie hohe Einnahmen aus Steuern und Gebühren. Die Terrororganisation hat in den von ihr kontrollierten Gebieten die staatlichen Steuern aufgehoben und die traditionelle islamische Almosensteuer („Zakat“) eingeführt. Demnach müssen Bewohner laut Bundesregierung 5 bis 15 Prozent des jeweiligen Einkommens abführen. Zudem wird eine sogenannte Steuer für nichtmuslimische „Schutzbefohlene“ („Dschizya“) erhoben. Darüber hinaus sorgen Gebühren auf Strom, Wasser, Straßen, Immobilien oder Telekommunikation für zusätzliche Einnahmen.

    Eine weitere wichtige Säule im Finanzsystem der Terrororganisation sind Erlöse aus Geiselnahmen und Menschenhandel. Die „F.A.Z“ geht von einem Betrag im zweistelligen Millionenbereich aus, die der IS auf diese Weise jährlich einnimmt. Die Bundesregierung bezeichnet Geiselnahmen als „wesentliche Einnahmequelle“, nannte aber keine Details zu etwaigen Lösegeldzahlungen.

    Private Spender aus den Golfstaaten

    Schließlich verdient der IS auch am Verkauf von geplünderten Antiquitäten kräftig. Eine Summe im einstelligen Millionenbereich sollen Käufer aus den Golfstaaten, Nordamerika und Europa jährlich für die erbeuteten Schätze zahlen.

    Private Spenden scheinen dagegen nur eine untergeordnete Rolle zu spielen. Dennoch kann auch der IS auf zahlreiche Gönner zurückgreifen. Immer wieder werden in diesem Zusammenhang private Finanziers aus den Golfstaaten genannt. Die Spenden würden unter anderem unter dem Deckmantel von Hilfsorganisationen zur Terrororganisation fließen. Russlands Präsident Wladimir Putin sprach beim G20-Gipfel darüber hinaus von Einzelpersonen aus 40 Ländern, die den IS finanziell unterstützten.

    Hawala-System garantiert informellen Geldtransfer

    Saudi-Arabien hatte angesichts dessen unlängst eine härtere Gangart gegen die Finanzierung von Terrorismus angekündigt. Noch ist das aber nicht viel mehr als ein Lippenbekenntnis. Aber unabhängig davon, dass mancher Akteure den Kampf gegen die Terrorismusfinanzierung nur halbherzig führt oder sogar bewusst eine Auge zudrückt, stellt sich die Frage: Wie will man Finanzströme unterbinden, die außerhalb des Bankensystems fließen? Tatsächlich agiert der IS abseits der etablierten Banken. Stattdessen spielt das sogenannte „Hawala“-System eine zentrale Rolle. Hier wird das Geld nicht über Banken transferiert, sondern über ein informelles System aus Vertrauenspersonen. Dieses zu überwachen oder gar zu unterbinden, ist nahezu unmöglich. Und selbst wenn es den Behörden gelänge, so Tom Keating, Experte für Terrorfinanzierung im „Handelsblatt“: Geld zur Finanzierung von Terrororganisationen sei so ähnlich wie Wasser. „Es findet stets seinen Weg - auch durch die kleinsten, noch vorhandenen Ritzen.“




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