DAX mit Fehlausbruch, Ifo überrascht - Seite 2
Ifo-Index bläst in das gleiche Horn
Gestern überraschte dann ein weiterer Stimmungsindikator positiv: Der Ifo-Geschäftsklimaindex ist im November auf 109,0 Punkte und damit den höchsten Stand seit Juni 2014 gestiegen.
Analysten hatten im Durchschnitt nur mit einem im Vergleich zum Vormonat Oktober unveränderten Indexwert von 108,2 Punkten gerechnet. Damit bewegt sich auch dieser Indikator auf einem Niveau, das auf ein weiterhin solides Wirtschaftswachstum in Deutschland im vierten Quartal hindeutet.
Sind weitere EZB-Maßnahmen überhaupt noch erforderlich?
Nach diesen Zahlen ist es kein Wunder, dass insbesondere einige Vertreter Deutschlands inzwischen weiteren geldpolitischen Maßnahmen der EZB immer skeptischer gegenüberstehen. Nach Bundesbank-Präsident Weidmann sprach sich auch EZB-Direktorin Lautenschläger dagegen aus. Dennoch fiel vorgestern der Euro zum US-Dollar in Erwartung einer weiteren Lockerung der Geldpolitik durch die EZB auf ihrer Sitzung am 3. Dezember auf den tiefsten Stand seit sieben Monaten.
Der Rohstoffmarkt und der BDI signalisieren hingegen Schwäche im Welthandel
Der Grund für diese Entwicklung könnte sein, dass der starke Dollar den Rohstoffmarkt belastet, auf dem die Preise für Basismetalle wie Kupfer, Nickel und Aluminium erneut Mehrjahrestiefs erreichten. So fiel der Kupferpreis auf den tiefsten Stand seit 2009, Nickel rutschte sogar auf das tiefste Niveau seit zwölf Jahren. Und auch der Baltic Dry Index (BDI), der die Entwicklung der Charterraten auf den wichtigsten Seehandelsrouten widerspiegelt, brach alleine seit Mai um 60 Prozent ein und rutschte in der vergangenen Woche mit 498 Punkten sogar auf das Allzeittief seiner 30-jährigen Geschichte. Da sowohl die Rohstoffmärkte als auch der BDI als Frühindikatoren für die Entwicklung des Welthandels gelten, muss durchaus mit einer weiteren Schwäche der Weltwirtschaft gerechnet werden. Das würde sich auch auf die europäische Wirtschaft negativ auswirken. Hier fragt sich, was sich durchsetzt - die positive Stimmung der europäischen Einkaufsmanager oder die negativen Signale der Rohstoffmärkte, bzw. des BDI.
Der Druck auf die Inflationsraten zwingt EZB zum Handeln
Die EZB hat jedoch noch einen weiteren Grund, die geldpolitischen Maßnahmen auszuweiten: Die sinkende Rohstoffpreise entlasten zwar die Wirtschaft, doch gleichzeitig werden damit auch die Inflationsraten weiter gedrückt. Und das zwingt die EZB zu weiteren Maßnahmen, da sie auf jeden Fall deflationäre Entwicklungen vermeiden will und muss.
Märkte haben neue EZB-Maßnahmen bereits eingepreist
Die Märkte preisen, wie gesagt, neue EZB-Maßnahmen bereits ein, nicht nur über den Euro, sondern auch bei den Anleihen: So deutet zum Beispiel die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen von nur einem halben Prozent auf eine Ausweitung des QE-Programms hin. Die Rendite der zweijährigen Bundesanleihen hat mit minus 0,39 Prozent (!) sogar ein neues Allzeittief markiert, womit eine weitere Senkung des Einlagensatzes vorweggenommen wird. Wie es jedoch nach der EZB-Sitzung mit dem Bund-Future weitergeht, ist wohl die spannendste Frage in diesem Zusammenhang. Der „Short des Lebens“, über den ich am Mittwoch vergangener Woche berichtete, wird aber sicher noch etwas länger auf sich warten lassen.
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Viele Grüße
Jochen Steffens
(Quelle: www.stockstreet.de)