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Hendricks blickt positiv auf Klimagipfel - Forscher skeptischer
BERLIN (dpa-AFX) - Bundesumweltministerin Barbara Hendricks sieht viele positive Zeichen für den Klimagipfel in Paris, der auch für die Franzosen wichtig sei. "Ich bin froh, dass die französische Regierung die Klimakonferenz nicht abgesagt hat", sagte die SPD-Politikerin am Dienstagabend in Berlin mit Blick auf die Terroranschläge. So hätten alle Länder die Chance, sich ernsthaft mit Klimawandel zu befassen "aber zugleich ein starkes Zeichen der Solidarität für die französischen Bürgerinnen und Bürger zu geben."
Zum Gipfel selbst äußerte sie sich optimistisch. Die vorgelegten Klimaziele der Länder reichten zwar nicht aus, die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen, was als noch erträglich für Mensch und Natur gilt. Doch sie sei zuversichtlich, dass die Staatengemeinschaft nach Paris weiterkomme, sagte Hendricks etwa mit Blick auf die rasche Entwicklung bei den erneuerbaren Energien.
Zudem habe sich neben den G7-Staaten nun auch Brasilien zur Dekarbonisierung bekannt, also zur Abkehr von Kohle, Öl und Erdgas. Mehr als 170 von 195 Staaten haben laut Hendricks ihre Klimaziele gemeldet - auch die Golfstaaten. Die Verhandlerin für Deutschland und die EU, Nicole Wilke, meinte, die meisten Staaten seien sehr vorsichtig bei der Formulierung der Ziele gewesen. "Sie werden sie daher massiv übererfüllen."
Einige Forscher sehen die Klimaschutzbeiträge dagegen kritisch. "Manche Nationen setzen viel Zahlenkosmetik ein, andere halten ihre Ankündigungen bewusst vage", sagte der Leiter des NewClimate Institute, Niklas Höhne, der Wochenzeitung "Die Zeit".
Die Ziele müssten noch stärker präzisiert werden, sagte der Chefökonom des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Ottmar Edenhofer. "Wir sind von einer globalen Kooperation, die mit dem Zwei-Grad-Ziel vereinbar ist, noch weit weg", ergänzte er und warnte vor einem künftigen "enormen Zeitdruck." Wenn auch nur ein Drittel der derzeit geplanten Kohlekraftwerke zusätzlich zu den bestehenden gebaut werde - und dann wie üblich rund 40 Jahre in Betrieb sei - wäre allein durch Kohlekraft schon ein Großteil des für das Zwei-Grad-Ziel noch erlaubten CO2-Ausstoßes aufgebraucht.
Nach Angaben von Hendricks sollte im Abkommen von Paris das Zwei-Grad-Ziel enthalten sein - und auch der Weg dahin. Alle fünf Jahre ab 2020 müssten daher die Klimaziele überprüft und möglichst erhöht werden. Paris werde somit der Startpunkt für einen langen Transformationsprozess sein.
Die ärmeren Staaten brauchten zudem die verlässliche Zusage zu dem 2009 gegebenen Versprechen der Industrieländer, ansteigend bis 2020 zusammen 100 Milliarden Dollar pro Jahr an Klimahilfen bereitzustellen. "Wir gehen davon aus, dass wir etwa zehn Prozent von diesem Betrag stemmen können", sagte Hendricks mit Blick auf das Jahr 2020 alleine. Deutschland sei zu einem großen Teil mitverantwortlich für den bisherigen Kohlendioxidausstoß. "Wir sind zudem immer noch bei denjenigen, die mit am meisten ausstoßen." Im Jahr 2014 hatten die Industrieländer zusammen bereits 62 Milliarden Dollar an Klimahilfen aufgebracht.
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In Paris soll vom 30. November bis 11. Dezember ein Klimavertrag entstehen, an dem sich alle Staaten beteiligen./hu/DP/zb