checkAd

     2123  0 Kommentare Zinsschritt der Fed – unbedeutend und weitreichend - Seite 3

    (2) Die US-Zinserhöhung erzeugt durch die höhere Attraktivität des Dollar eher noch Druck auf die Rohstoffpreise. Gleichzeitig haben sich viele Unternehmen im vor 20 Jahren gestarteten Rohstoff-Boom hoch verschuldet. Um ihre Schulden zu bedienen, sind sie bei fallenden Preisen gezwungen, mehr abzusetzen, anstatt die Produktion zu kürzen, um sie mit der schwachen Nachfrage in Deckung zu bringen. Der Preisverfall hält an – das so erklärbare Überangebot legt nahe, dass wir uns mittlerweile in einer Übertreibungsphase befinden.

    Hinzu kommt beim Energiesektor: Die OPEC-Länder sind abhängig von Einkünften aus dem Ölgeschäft, um ihre Staatsapparate am Laufen zu halten. Es geht ihnen momentan um Marktanteile. Würden sie ihre Produktion drosseln, um damit die Preise zu stützen, würden alsbald wieder Niveaus erreicht, bei denen sich die Ölproduktion im Westen und insbesondere das Fracking in den USA wieder lohnt.

    Der Bereinigungsprozess bei Energieunternehmen und Minengesellschaften ist recht weit fortgeschritten. Investitionen und Belegschaften werden querbeet in diesem Sektor reduziert, aber die Zahl der Pleiten ist wohl noch nicht groß genug. Weitere müssen kommen, auch Firmen-Übernahmen, große Player in diesem Sektor müssen noch mehr desinvestieren und ihre Schulden reduzieren. Aktuelles Extrembeispiel ist Anglo American – die Firma will 85.000 von derzeit 130.000 Arbeitsplätzen streichen und 60% ihres Vermögens verkaufen. Erst wenn das Angebot so weit geschrumpft ist, dass es geringer ist als die Nachfrage, ist der Boden in diesem Geschäft erreicht. Obwohl Energieunternehmen mittlerweile 70% weniger Gewinn machen als ein Jahr zuvor, zahlen sie dank sinkender Investitionsausgaben noch Dividenden. Bleibt Öl aber noch länger so tief wie jetzt, dürften die ersten überlegen, Dividenden zu kürzen oder zu streichen. Das wäre ein ultimatives Zeichen für eine Stabilisierung in diesem Sektor, sagt Jim Puplava.

    (3) Die US-Industrieproduktion ist im November um 0,6% zurückgegangen, die größte monatliche Schrumpfung seit mehr als drei Jahren. Im Jahresvergleich liegt der Wert 1,2% niedriger, er verläuft jetzt unter seinem Trend, das spricht für weitere Rückgänge. Und: Chinesische Produkte werden mit schwächerem Yuan konkurrenzfähiger, was der US-Industrieproduktion auch nicht gerade hilft.

    Hinzu kommt der Aruoba-Diebold-Scotti-Index (ADS) der Fed von Philadelphia, der ziemlich zeitnah am ökonomischen Geschehen den Konjunkturzyklus verfolgt (h/t Capitalspectator). Der ADS wertet Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, Beschäftigung, Industrie-Produktion, persönliches Einkommen, reales BIP und andere Makrodaten aus. Sein Mittelwert ist Null, aktuell notiert er bei fast –0,6, die Eintrittsschwelle in Rezessionen liegt bei rund –0,8 (rote Linie).

    Seite 3 von 5



    Klaus Singer
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen
    Das Buch von Robert Rethfeld und Klaus Singer: Weltsichten - Weitsichten. Ein Ausblick in die Zukunft der Weltwirtschaft.
    Mehr anzeigen
    Verfasst von Klaus Singer
    Zinsschritt der Fed – unbedeutend und weitreichend - Seite 3 Die Fed hat den Zielbereich für die Fed Funds Rate um 25 Basispunkte auf 0,25% bis 0,50% angehoben, die erste Steigerung seit neun Jahren. Zur Begründung wird auf die deutliche Verbesserung im Arbeitsmarkt und den „positiven“ …