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     2302  0 Kommentare Bargeldverbot – die nächste Phase - Seite 2

    „Geld ist geprägte Freiheit,“ sagte Fjodor Michailowitsch Dostojewski. Und der im vergangenen Jahr gestorbene Chefökonomen der UBS, Andreas Höfert: „Ein vollelektronisches Geldsystem – völlig transparent, ohne jeglichen Schutz der Privatsphäre bei Transaktionen und mit dem ständigen Risiko einer Enteignung durch den Staat – bedeutet, dass Geld kein privates Eigentum mehr sein wird. Der Weg in die Hölle ist mit guten Absichten gepflastert.“

    Zu den Befürwortern der Bargeldabschaffung zählt der Wirtschaftsweise Peter Bofinger. Er erntete für sein Plädoyer im Mai 2015 einen Shit-Storm, woraufhin er seinen Vorschlag relativierte. Der frühere US-Finanzminister Larry Summers hat im Herbst 2013 den radikalsten Vorschlag im „War on Cash“ gemacht, als er seine These von der säkularen Stagnation aufstellte.

    Warum das alles? Warum wird die Einschränkung demokratischer Rechte in dieser Form betrieben?
    Die nach 2008 eingeleiteten QE-Maßnahmen haben als geldpolitische Dauerimpulse nur erreicht, dass das Loch, was die Finanzkrise in der Realwirtschaft gerissen hat, aufgefüllt wurde. Darüber hinaus konnte kein bedeutendes Wirtschaftswachstum initiiert werden, statt dessen wurden neue Blasen gezüchtet – und das auf Basis sowieso schon viel zu hoher Verschuldungsniveaus. Das unterscheidet die aktuelle Situation von früheren konjunkturzyklischen Endphasen und macht sie so gefährlich depressionsanfällig.

    Es steht zu befürchten, dass immer mehr Zentralbanken auf einen anhaltenden wirtschaftlichen Abschwung demnächst mit der Einführung negativer Zinsen anworten werden. Negative Zinsen sollen endlich die Kredittätigkeit anregen, ein Ziel, das QE nicht dauerhaft erreicht hat. Also ein erneuter Versuch, Blasen zu züchten. Dass Blasen nicht mit Blasen bekämpft werden können, ist spätestens seit der Ära nach 2008 klar. Weitere Fehlallokationen werden die Folge sein. Fehlinvestionen führen aber letztlich nicht zu Wachstum, sie kosten Wachstum – und das in einer Zeit, die bereits von struktureller Wachstumsschwäche geprägt ist. Also eine Maßnahme, die das Gegenteil von dem erreicht, was sie bewirken soll.

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    Darüber hinaus sind negative Zinsen ordnungspolitisch die extremste Form von Preis-Manipulation. Leitzinsen, die Preise für Geld, zählen zu den wichtigsten Parametern in auf Kredit aufgebauten Volkswirtschaften. Zinsen spiegeln Zeitpräferenzen wider, sie können aufgrund der Unsicherheit über die Zukunft aus sich heraus nicht negativ werden. Manipuliert man sie dennoch dahin, hat das weitreichende Konsequenzen für das gesamte Wirtschaftsgeschehen (siehe auch “Einmal mehr: Zinsen zu niedrig“!).

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    Klaus Singer
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