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    Was für ein Irrsinn  6043  5 Kommentare Schwarze Null - "Wohlstandsvernichtung durch deutsche Wirtschaftspolitik" - Seite 2

    Doch es ist nicht nur diese individuelle Fehlleistung der Bundesbürger die dazu führt, dass Ersparnisse nichts bringen. Es ist die fehlgeleitete Wirtschaftspolitik, die zudem medial so gefeiert wird, dass wir uns an unseren Erfolgen berauschen ohne zu realisieren, dass es keine sind.

    Denn was für jeden Bürger gilt, gilt auch für die ganze Volkswirtschaft. Um das zu erklären, nehmen wir einmal an, es gäbe keinen Außenhandel. In diesem Fall besteht die Volkswirtschaft aus den privaten Haushalten, den Unternehmen und dem Staat. Jeder dieser Sektoren kann sparen oder Schulden machen bzw. Eigenkapital erhöhen. Die Summe der Finanzierungssalden der drei Sektoren ist per Definition Null. Sparen die privaten Haushalte, was normalerweise der Fall ist, haben die Unternehmen üblicherweise ein Defizit, weil sie investieren und dabei auf die Finanzierung durch die privaten Ersparnisse angewiesen sind. Das, was die Unternehmen nicht brauchen, leiht sich dann der Staat. Sparen die Haushalte mehr als Unternehmen und Staat sich leihen wollen, kommt es zu einer Rezession und die Angleichung erfolgt über sinkende Einkommen und Ersparnis oder höhere Staatsdefizite. Es ist in einer geschlossenen Volkswirtschaft, also einer Welt ohne Außenhandel nicht möglich „zu viel“ zu sparen. Es kommt zu einem Ausgleich.

    Anders ist das in Theorie und Praxis, wenn man als weiteren Sektor das Ausland mit einführt. So kann es sein, dass ein Land Ersparnisse aus dem Ausland importiert oder eigene Ersparnisse exportiert. Die Summe der Finanzierungssalden der nun vier Sektoren, private Haushalte, Unternehmen, Staat und Ausland ist allerdings auch hier zwingend Null. Wichtig zu wissen ist zudem, dass ein Nettokapitalimport aus dem Ausland zwangsläufig ein genauso großes Handelsdefizit bedeutet und umgekehrt ein Handelsüberschuss immer auch einen Nettokapitalexport in gleicher Höhe bedingt. (Für die Volkswirte unter den Lesern sei hier angemerkt, dass ich natürlich weiß, dass neben dem Im- und Export von Waren und Dienstleistungen auch Übertragungen von Geld ins Ausland und die Bilanz der Vermögens- und Erwerbseinkommen dazu gerechnet werden, letztere sind aber von geringer Bedeutung verglichen zum Außenhandel). 


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    Daniel Stelter
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    Dr. Daniel Stelter ist Makroökonom und Gründer des Diskussionsforums „Beyond the Obvious“. Von 1990 bis 2013 war Stelter Unternehmensberater bei der Boston Consulting Group (BCG), wo er von 2003 bis 2011 weltweit das Geschäft der BCG Praxisgruppe Corporate Development (Strategie und Corporate Finance) verantwortete.

    Er ist Autor mehrerer Bücher. Sein aktuelles Buch „Das Märchen vom reichen Land - Wie die Politik uns ruiniert“ war auf der SPIEGEL Bestsellerliste. Twitter: @thinkBTO
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    Verfasst von Daniel Stelter
    Was für ein Irrsinn Schwarze Null - "Wohlstandsvernichtung durch deutsche Wirtschaftspolitik" - Seite 2 Die EZB zeigt, das bislang Undenkbare ist möglich: Geld leihen zum Nulltarif. Doch schon zeichnen sich die nächsten Schritte ab: direkte Staatsfinanzierung und Monetarisierung der Schulden über die EZB-Bilanz, Bargeldverbot und Kapitalbeschränkungen.

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