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    Marktkommentar  980  0 Kommentare Hayden Briscoe (AB): China öffnet Anleihenmarkt

    Aus China hörte man zuletzt vor allem besorgniserregende Konjunkturzahlen. Doch jetzt hat das Land mit einem zukunftweisenden Schritt aufhorchen lassen: die Öffnung des inländischen Interbanken-Anleihenmarktes. Diese Maßnahme hat positive Auswirkungen für die Kapitalflüsse und die Währung.

    Die Chancen und Risiken von Investitionen in China wirklich beurteilen zu können ist herausfordernd. Ein entscheidender Aspekt dabei ist das Zusammenspiel von zyklischen Trends und Strukturreformen.

    Sinkende Wachstumsraten, Kapitalabflüsse, ungesundes Kreditwachstum, Währungsabwertungen und volatile Finanzmärkte ergeben zusammengenommen einen recht negativen kurz- bis mittelfristigen Ausblick.

    Auf lange Sicht jedoch sind die Perspektiven besser: die Selbstverpflichtung der Regierung zu Reformen ist ermutigend für zukünftiges Wachstum - dazu gehören die Internationalisierung des Renminbi (RMB), die Liberalisierung der Kapitalmärkte sowie die Förderung von Privatinvestitionen (aus dem In- und Ausland) in aktuell staatliche Unternehmen.

    Die Notwendigkeit von Reformen bei gleichzeitig schwieriger wirtschaftlicher Lage erschwert es Chinas Führung, ihre Ziele zu verfolgen und diese effektiv an skeptische und nervöse Märkte zu kommunizieren.

    Je nach aktueller Nachrichtenlage werden Chinas Aussichten entweder in düsteren Farben gemalt oder in den Himmel gelobt. Dabei bedarf es eigentlich einer nüchternen, ausgewogenen Analyse. Durch die neueste Verkündung der Chinesischen Volksbank (CVB, Chinas Zentralbank) ist die Stimmung aktuell zunächst euphorisch.

    Kommet ihr Investoren

    Die CVB hat die Zulassungskriterien für den Interbanken-Markt gelockert. Nunmehr zugelassen sind alle ausländischen Geschäftsbanken, Versicherungen, Wertpapierfirmen, Vermögensverwalter und langfristige Anleger wie Pensionskassen und Stiftungen.

    Bislang war der Zugang nur jenen Banken vorbehalten, die RMB-Abwicklung und -Abrechnung anboten. Im Versicherungsbereich hatten nur einige wenige Unternehmen Zugang, wobei die Gründe dafür nie wirklich nachvollziehbar dargestellt wurden.

    Im Bereich Wertpapierfirmen und Vermögensverwalter waren zudem nur Teilnehmer an den Programmen Qualified Foreign Institutional Investor (QFII) und Renminbi Qualified Institutional Investor (RQFII) zugelassen.

    Ebenfalls aufgehoben: die Quotenbeschränkung für langfristige Anleger und die Mindestkriterien für Einzelteilnehmer hinsichtlich verwaltetem Vermögen und Geschäftserfahrung.

    Die einzigen Kriterien, welche Unternehmen nun noch erfüllen müssen sind, dass sie den lokalen Rechtsnormen genügen, solide Managementstrukturen und interne Kontrollmechanismen aufweisen, dass sie gebräuchliche Geschäftspraktiken befolgen, ihre Mittel legal erworben wurden, sowie dass sie in der Lage sind, die Risiken von Anleihen zu identifizieren, zu verstehen und zu managen.

    Einer der Gründe für das Timing dieser Maßnahmen ist wahrscheinlich das starke Wachstum des lokalen Anleihenmarkts: 35% im Jahr 2015, mit einem Nettoemissionsvolumen von 12,5 Bio. Renminbi (1,7 Bio. €). Wir erwarten, dass dieses Wachstum sich in diesem Jahr fortsetzen wird, sowohl im Zentralregierungsbereich als auch bei lokalen Emissionen.

    Kühlen Kopf bewahren

    Die Initiative der CVB ist unserer Ansicht nach nicht zu unterschätzen. Dadurch rückt Chinas Anleihenmarkt gleich mehrere Schritte näher an eine Aufnahme in globale Marktindizes. Dies wiederum hätte weitreichende Auswirkungen auf Anleger in passiven Anleihenstrategien, da diese ihre Portfolios entsprechend anpassen müssten.

    Unseren Schätzungen nach könnte dies zu Kapitalzuflüssen von 2,3 Billionen € führen.

    Dies sind vielversprechende Aussichten mit enormen Auswirkungen auf Chinas Wirtschaft, Kapitalmärkte und Währung, aber nochmals: man muss eine ausgewogene Analyse der Chancen und Risiken betreiben.

    Während unsere Überzeugung hinsichtlich Chinas langfristigen Aussichten durch die Maßnahme der CVB weiter gestärkt wurde, wird die kurzfristige Perspektive zwangsweise durch das Zusammenspiel von Reformen der Regierung, der wirtschaftlichen Realität und der Marktstimmung geprägt.

    So liegt etwa ein wesentlicher Fokus für die CVB zurzeit auf Liquiditätsspritzen in das Finanzsystem, um den durch Anlegerängste ausgelösten Kapitalabflüssen und Währungsabwertungen entgegenzuwirken. Inwieweit werden diese Faktoren eine Rolle spielen bei der Beurteilung der Benchmarkreife Chinas durch die globalen Indexanbieter?

    Derlei kurzfristige Problemfelder bestehen weiterhin, mit seinen langfristigen wirtschaftspolitischen Initiativen macht China jedoch stetige Fortschritte. Wir denken, dass die Anleger beide Seiten der Medaille bei ihrer Meinungsfindung zu China berücksichtigen sollten.

    Die hier geäußerten Einschätzungen und Meinungen sind weder Analysen noch dienen sie als Investmentberatung oder Anlageempfehlung. Sie geben nicht notwendigerweise die Ansichten aller Portfoliomanagementteams von AB wider.

    HAYDEN BRISCOE, Director-Asia-Pacific Fixed Income




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    Marktkommentar Hayden Briscoe (AB): China öffnet Anleihenmarkt Aus China hörte man zuletzt vor allem besorgniserregende Konjunkturzahlen. Doch jetzt hat das Land mit einem zukunftweisenden Schritt aufhorchen lassen: die Öffnung des inländischen Interbanken-Anleihenmarktes. Diese Maßnahme hat positive Auswirkungen für die Kapitalflüsse und die Währung.