Pharma-Coup
Boehringer-Sanofi-Deal: Was steckt hinter dem Tausch von Geschäftsfeldern?
Eine Übernahme des Tiermedizingeschäfts von Bayer kommt für Boehringer Ingelheim nach dem geplanten Erwerb der entsprechenden Sanofi-Sparte nicht in Frage. Die Produktpaletten der beiden deutschen Veterinäranbieter würden sich deutlich überlappen, wenn Boehringer erst einmal die Sanofi-Geschäfte übernehme, sagte Unternehmensleiter Andreas Barner im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (F.A.Z.). "Wenn wir die beiden zusammengebracht haben, dann haben wir eine relativ starke Überschneidung mit dem Bayer-Geschäft. Deswegen wäre das keine sinnvolle Kombination."
Bayer lässt die Zukunft seines vergleichsweise kleinen Tiergesundheitsgeschäfts seit Längerem im Unklaren. Der Konzern versuchte jahrelang vergeblich, die Sparte mit Akquisitionen auszubauen. Sie könnte zur Disposition stehen, sollten sich keine passenden Zukäufe ergeben, sagte kürzlich der designierte Bayer-Vorstandsvorsitzende Werner Baumann, der am 1. Mai die Bayer-Führung übernimmt.
Rezeptfreie Arzneien gegen Veterinärsparte
Deutschlands größter Pharmakonzern Bayer und die Nummer zwei Boehringer Ingelheim betreiben jeweils relativ kleine Tiermedizinsparten. Boehringer Ingelheim setzt aber gerade zu einem großen Coup an: Mit dem französischen Konkurrenten Sanofi verhandelt der Konzern exklusiv über einen Tausch von Geschäftsfeldern: Sanofi soll Boehringers Geschäft mit rezeptfreien Arzneien (over the counter, OTC) übernehmen; dafür würde Boehringer die Veterinärsparte von Sanofi bekommen und so zum zweitgrößten Anbieter in diesem Medizinsegment avancieren.
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Die Mitarbeiter der OTC-Sparte sollen aus der Transaktion keine Nachteile haben und zunächst auch eine Beschäftigungsgarantie erhalten. 350 Menschen arbeiten am Stammsitz Ingelheim im OTC-Geschäft, in Biberach 30. "Sanofi hat selbst gesagt, dass sie den Mitarbeitern für zwei Jahre eine Garantie geben", sagte Barner im F.A.Z.-Gespräch vor der Bilanzvorlage. Das gilt umgekehrt auch für die französischen Beschäftigten von Sanofis Tiermedizinsparte. Die Verträge der Boehringer-Mitarbeiter würden zudem zu unveränderten Bedingungen auf den neuen Besitzer übertragen, ergänzte ein Unternehmenssprecher später.