ROUNDUP/Aktien Frankfurt Schluss
Dax scheitert erneut an 10 000-Punkte-Hürde
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Hürde von 10 000 Punkten war am Dienstag wieder zu hoch für den Dax : Der deutsche Leitindex konnte seine Startgewinne nicht halten und schloss sogar 0,63 Prozent tiefer bei 9890,19 Punkten. Im frühen Geschäft war es mit dem Dax nach einer guten Vorgabe der Wall Street noch bis auf 10 080 Punkte hoch gegangen.
"Dem Dax fehlen neue positive Impulse", sagte Uwe Eilers von Geneon Vermögensmanagement. Die Umfragen zum Thema 'Brexit' - dem Ausscheiden des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union - sorgten zudem für Unsicherheit. Auch frische US-Daten halfen den Börsen nicht.
ARGUMENTE FÜR STEIGENDE KURSE FEHLEN
Der MDax der mittelgroßen Aktienwerte schloss 0,44 Prozent tiefer bei 20 064,14 Punkten. Für den Technologiewerte-Index TecDax ging es dagegen dank der Kursgewinne beim Schwergewicht United Internet um 0,91 Prozent auf 1660,44 Punkte nach oben.
"Ein Index, der keine Argumente hat zu steigen, fällt", sagte auch Experte Daniel Saurenz von Feingold Research. Denn auch der Eurokurs um 1,13 US-Dollar helfe den exportorientierten Großkonzernen nicht mehr. Zudem fehlen aus Saurenz' Sicht zündende Ideen von Unternehmensseite oder gute Konjunkturdaten, die einen Dax über 10 000 Punkten rechtfertigten.
SCHWACHE AUTOWERTE ZIEHEN DAX RUNTER
Autowerte standen dagegen nach einem verhaltenen Kommentar der britischen Investmentbank HSBC europaweit unter Druck: Der Branchenindex Stoxx Europe 600 Automobiles & Parts büßte als schlechtester Teilindex in Europas Branchentableau fast 3 Prozent ein. Auch Berichte im Magazin "Der Spiegel" und vom ARD-Magazin "Monitor" über Recherchen, die möglicherweise auf illegale Abschaltvorrichtungen bei der Abgasreinigung neuester Opel-Dieselmodelle deuteten, sorgten laut Händlern für Unsicherheit.
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Im Dax fanden sich die Aktien der Autobauer Daimler , BMW und Volkswagen sowie des Zulieferers Continental mit Kursverlusten von bis zu 3,52 Prozent am Indexende wieder.
Tagesverlierer waren aber RWE-Titel mit einem Minus von 4,37 Prozent. Die Ratingagentur Moody's hatte die Kreditwürdigkeitseinschätzung gesenkt. Händler verwiesen aber vor allem auf eine gestrichene Kaufempfehlung der Societe Generale. Die Analysten werden vorsichtiger für Versorgertitel.
ROHSTOFFTITEL UND UNITED INTERNET GEFRAGT
Rohstofftitel stemmten sich gegen den schwachen Markttrend. Schlechte Wirtschaftsdaten aus China hätten neue Spekulationen auf Konjunkturspritzen genährt, erklärte Analyst Mike van Dulken vom Handelshaus Accendo Markets das Plus. In Europa führten die Hersteller von Basisrohstoffen die Indexlisten an. Hierzulande gewannen die Papiere des Stahl- und Industriekonzerns Thyssenkrupp als bester Dax-Wert 1,47 Prozent. Die Aktien des Stahlkochers Salzgitter legten im MDax sogar um 2,90 Prozent zu.
Überraschend gute Geschäfte beim Internet- und Telekomkonzern United Internet trieben die Aktien mit plus 5,15 Prozent an die TexDax-Spitze. Im Tagesgeschäft war es für den Konzern rundgelaufen, ein Kurssturz bei Aktien der Beteiligung Rocket Internet hatte aber wie erwartet den Gewinn verhagelt. Analysten werteten das Zahlenwerk und die Aussichten meist positiv.
Aktien des Modekonzerns Hugo Boss legten um 2,35 Prozent zu. Nach dem Ausscheiden von Konzernchef Claus-Dietrich Lahrs wird Boss künftig vom bisherigen Finanzverantwortlichen Mark Langer geführt.
EUROKURS OHNE KLARE RICHTUNG
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 fiel um 0,45 Prozent auf 2938,09 Punkte. Auch in Paris gab es Verluste, während der FTSE 100 London zulegte. An der Wall Street notierte der Dow Jones Industrial zum Handelsende in Europa 0,40 Prozent tiefer.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere auf 0,06 (Freitag: 0,03) Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,14 Prozent auf 142,30 Punkte. Der Bund-Future kletterte bis zum Abend um 0,12 Prozent auf 164,08 Punkte nach oben. Der Eurokurs fand keine klare Richtung und kletterte zuletzt wieder auf 1,1340 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,1318 (1,1324) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit am Nachmittag 0,8836 (0,8831) Euro./fat
--- Von Frederik Altmann, dpa-AFX ---