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    taz  646  0 Kommentare taz-Kommentar von Svenja Bergt über Spezialdienste im Internet: Überholspur bleibt Überholspur

    Berlin (ots) - Die Telekom hat es schon wieder versucht. Ihr
    Deutschland-Chef warb am Wochenende für Spezialdienste im Internet.
    Also die, bei denen ein Anbieter (zum Beispiel für Onlinespiele) Geld
    an den Internetprovider (zum Beispiel die Telekom) zahlt, damit seine
    Daten schneller transportiert werden. Das sei eine gute Sache und
    habe mit einen Zweiklasseninternet nichts zu tun, so der
    Telekom-Chef. Ob er glaubt, die Behauptung würde dadurch wahrer, dass
    man sie möglichst oft wiederholt?

    Eine Überholspur für Anbieter, die extra zahlen, bleibt eine
    Überholspur für Anbieter, die extra zahlen. Auch dann, wenn man sie
    Spezialdienst nennt. Natürlich ist nicht auszuschließen, dass solche
    Überholspuren in irgendeinem Szenario mal sinnvoll sein können. Dass
    es tatsächlich eine Fern-OP gibt, bei der die Herzspezialistin nur
    dann die richtigen Entscheidungen treffen kann, wenn sie eine
    ruckelfreie Internetverbindung hat. Momentan ist so etwas allerdings
    nicht sehr gefragt. Vielmehr geht es um hochauflösende Videostreams
    oder die schnelle Verbindung fürs Online-Gaming. Nicht ganz die
    Tragweite einer Herz-OP.

    Aber, und das ist das Problem: Wo der Videoanbieter extra zahlt,
    damit seine Daten im Netz Vorfahrt bekommen, entsteht genau das: ein
    Netz der zwei Geschwindigkeiten. Der zwei Klassen. Und ein Netz, in
    dem der Kunde nicht mehr frei entscheidet, welchen der angebotenen
    Dienste er nutzt, weil die - vorhandene oder nicht vorhandene -
    Geschwindigkeit ihm die Entscheidung abnimmt. Kein Problem für große,
    zahlungskräftige Anbieter. Ungünstig für Start-ups, NGOs, Initiativen
    und Privatanbieter, deren Inhalte dann nicht mehr so schnell
    unterwegs sind.

    Das ist gar nicht so unrealistisch, denn um den Netzausbau steht
    es in Deutschland nicht gerade bestens. Wer war es noch mal, der
    dabei am Kupfer hängt, statt auf die schnellere Glasfaser zu setzen?
    Ach ja, genau: die Telekom.

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