taz
taz-Kommentar von Svenja Bergt über Spezialdienste im Internet: Überholspur bleibt Überholspur
Berlin (ots) - Die Telekom hat es schon wieder versucht. Ihr
Deutschland-Chef warb am Wochenende für Spezialdienste im Internet.
Also die, bei denen ein Anbieter (zum Beispiel für Onlinespiele) Geld
an den Internetprovider (zum Beispiel die Telekom) zahlt, damit seine
Daten schneller transportiert werden. Das sei eine gute Sache und
habe mit einen Zweiklasseninternet nichts zu tun, so der
Telekom-Chef. Ob er glaubt, die Behauptung würde dadurch wahrer, dass
man sie möglichst oft wiederholt?
Eine Überholspur für Anbieter, die extra zahlen, bleibt eine
Überholspur für Anbieter, die extra zahlen. Auch dann, wenn man sie
Spezialdienst nennt. Natürlich ist nicht auszuschließen, dass solche
Überholspuren in irgendeinem Szenario mal sinnvoll sein können. Dass
es tatsächlich eine Fern-OP gibt, bei der die Herzspezialistin nur
dann die richtigen Entscheidungen treffen kann, wenn sie eine
ruckelfreie Internetverbindung hat. Momentan ist so etwas allerdings
nicht sehr gefragt. Vielmehr geht es um hochauflösende Videostreams
oder die schnelle Verbindung fürs Online-Gaming. Nicht ganz die
Tragweite einer Herz-OP.
Aber, und das ist das Problem: Wo der Videoanbieter extra zahlt,
damit seine Daten im Netz Vorfahrt bekommen, entsteht genau das: ein
Netz der zwei Geschwindigkeiten. Der zwei Klassen. Und ein Netz, in
dem der Kunde nicht mehr frei entscheidet, welchen der angebotenen
Dienste er nutzt, weil die - vorhandene oder nicht vorhandene -
Geschwindigkeit ihm die Entscheidung abnimmt. Kein Problem für große,
zahlungskräftige Anbieter. Ungünstig für Start-ups, NGOs, Initiativen
und Privatanbieter, deren Inhalte dann nicht mehr so schnell
unterwegs sind.
Das ist gar nicht so unrealistisch, denn um den Netzausbau steht
es in Deutschland nicht gerade bestens. Wer war es noch mal, der
dabei am Kupfer hängt, statt auf die schnellere Glasfaser zu setzen?
Ach ja, genau: die Telekom.
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Deutschland-Chef warb am Wochenende für Spezialdienste im Internet.
Also die, bei denen ein Anbieter (zum Beispiel für Onlinespiele) Geld
an den Internetprovider (zum Beispiel die Telekom) zahlt, damit seine
Daten schneller transportiert werden. Das sei eine gute Sache und
habe mit einen Zweiklasseninternet nichts zu tun, so der
Telekom-Chef. Ob er glaubt, die Behauptung würde dadurch wahrer, dass
man sie möglichst oft wiederholt?
Eine Überholspur für Anbieter, die extra zahlen, bleibt eine
Überholspur für Anbieter, die extra zahlen. Auch dann, wenn man sie
Spezialdienst nennt. Natürlich ist nicht auszuschließen, dass solche
Überholspuren in irgendeinem Szenario mal sinnvoll sein können. Dass
es tatsächlich eine Fern-OP gibt, bei der die Herzspezialistin nur
dann die richtigen Entscheidungen treffen kann, wenn sie eine
ruckelfreie Internetverbindung hat. Momentan ist so etwas allerdings
nicht sehr gefragt. Vielmehr geht es um hochauflösende Videostreams
oder die schnelle Verbindung fürs Online-Gaming. Nicht ganz die
Tragweite einer Herz-OP.
Aber, und das ist das Problem: Wo der Videoanbieter extra zahlt,
damit seine Daten im Netz Vorfahrt bekommen, entsteht genau das: ein
Netz der zwei Geschwindigkeiten. Der zwei Klassen. Und ein Netz, in
dem der Kunde nicht mehr frei entscheidet, welchen der angebotenen
Dienste er nutzt, weil die - vorhandene oder nicht vorhandene -
Geschwindigkeit ihm die Entscheidung abnimmt. Kein Problem für große,
zahlungskräftige Anbieter. Ungünstig für Start-ups, NGOs, Initiativen
und Privatanbieter, deren Inhalte dann nicht mehr so schnell
unterwegs sind.
Das ist gar nicht so unrealistisch, denn um den Netzausbau steht
es in Deutschland nicht gerade bestens. Wer war es noch mal, der
dabei am Kupfer hängt, statt auf die schnellere Glasfaser zu setzen?
Ach ja, genau: die Telekom.
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