Luftfahrtmarkt
Europäische Fluglinien können aktuell im internationalen Wettbewerb nicht mithalten
Verkehrskommissarin Violeta Bulc hat der Lufthansa und den anderen großen europäischen Fluggesellschaften vorgeworfen, sich vor dem wachsenden internationalen Wettbewerb zu drücken. „Ich sehe Unternehmen wie Easyjet, Ryanair oder auch Wizz, die im europäischen Rahmen mit neuen Geschäftsmodellen erfolgreich sind“, sagte Bulc im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (F.A.Z.). In ihrer Kritik hält die EU-Verkehrskommissarin nicht hinterm Berg.
Versteckspiel, statt große Strategien
„Was mir fehlt sind neue Strategien der großen europäischen Fluglinien, um im globalen Wettbewerb mithalten zu können.“ Es bringe nichts, sich angesichts der wachsenden Konkurrenz zu verstecken, sagte die Slowenin der Zeitung: „Sie müssen den Wettbewerb aufnehmen.“ Verantwortlich für die zögerliche Haltung bisher seien nicht zuletzt die Gewerkschaften. „Ich sehe an der Spitze vieler Luftfahrtunternehmen in der EU fähige Chefs“, sagte Bulc weiter. „Sie müssen nur die Gewerkschaften an Bord holen.“
Offener Luftfahrtmarkt ohne Wettbewerbsverzerrungen
Die Verkehrskommissarin sagte den europäischen Luftfahrtgesellschaften zu, mit allen Mitteln dafür zu sorgen, dass der Wettbewerb auf der Welt nicht verzerrt wird: „Meine Vision ist ein offener globaler Luftfahrtmarkt.“ Die Europäische Kommission will dazu zunächst mit den Vereinigten Arabischen Emiraten, Katar, den südostasiatischen Asean-Staaten sowie der Türkei über bilaterale Luftverkehrsabkommen verhandeln. Dabei werde es zum einen darum gehen, ungerechtfertigte Subventionen für Fluglinien zu unterbinden. Im Gegenzug werde man über Beschränkungen für Investoren aus Drittstaaten reden müssen, sagte Bulc. Bislang ist es ihnen nicht erlaubt, die Mehrheit einer europäischen Fluggesellschaft zu übernehmen.
Klagen über Geschäftsgebahren der Konkurrenz
Bulc forderte die europäischen Luftfahrtunternehmen auf, ihr Belege für unfaire Geschäftspraktiken der Konkurrenz aus Katar oder den Vereinigten Arabischen Emiraten zu liefern. „Ich höre viele Klagen, habe bisher aber noch nicht eine einzige formale Beschwerde erhalten“, sagte sie der F.A.Z. „Ich rufe alle Betroffenen auf: Gebt mir Belege und ich werde handeln.“ Die europäischen Gesellschaften sehen sich – allen voran gegenüber den Konkurrenten aus Ländern wie den Vereinigten Arabischen Emiraten oder Katar – ins Hintertreffen geraten. Deren Erstarken soll mit dazu beigetragen haben, dass in der europäischen Luftfahrt in den vergangenen Jahren 20.000 Stellen weggefallen sind, rechnet die hiesige Branche vor.