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    Marktkommentar  759  0 Kommentare Darren Williams (AB): Welche Auswirkungen hätte ein Brexit für die Eurozone?

    Falls Großbritannien die Europäische Union (EU) verlässt, sind das Ausmaß und die Konsequenzen der Entscheidung kaum Einzuschätzen Über die unausweichlichen negativen Folgen für die britische Konjunktur und die globalen Finanzmärkte hinaus könnten die politischen Auswirkungen auf die Eurozone gravierend sein.

    Die Umfrageergebnisse für das britische EU-Referendum am 23. geben kein klares Bild ab. Wir rechnen jedoch nach wie vor eher mit einem Votum zum Verbleib in der EU, aber das Risiko einen Austritts bleibt eine reale Gefahr.

    Die wirtschaftlichen Auswirkungen

    Es bestehen kaum Zweifel, dass ein Brexit negative Folgen für die britische Wirtschaft hätte, zumindest kurzfristig. Aber in welchem Ausmaß?

    Zunächst rechneten wir mit eher milden Konsequenzen. Inzwischen machen wir uns jedoch größere Sorgen, dass ein Brexit Großbritannien in eine Rezession stürzen könnte.

    Dafür gibt es drei Gründe:

    Erstens wird immer klarer, dass schon jetzt die Unsicherheit durch das Brexit-Risiko eine konjunkturelle Bremswirkung entfaltet hat.

    Zweitens könnten die negativen Szenarios, die unter anderem die britische Regierung, die Bank of England und der Internationale Währungsfonds (IWF) ausmalen, zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung werden könnten, sollte es tatsächlich zu einem Brexit kommen.

    Drittens ist das Land für die Finanzierung seiner öffentlichen und privaten Haushaltsdefizite von ausländischen Investoren abhängig. Ein Brexit könnte zum Versiegen der benötigten Kapitalflüsse führen.

    Dennoch glauben wir nicht, dass ein Brexit unausweichlich zum Desaster führen würde. Es fehlen einfach historische Vergleichsmöglichkeiten, um das Ausmaß der Folgen einzuschätzen.

    Brexit: Die globalen Folgen

    Über die britische Insel hinaus rechnen viele Beobachter mit ernsthaften Folgen für die globale Wirtschaft, sollte es zu einem EU-Austritt der Briten kommen.

    Auf den ersten Blick sind diese Befürchtungen nur schwer nachvollziehbar. Großbritannien macht nur 2 % der globalen Wirtschaftsleistung aus und es würde außerdem eine mindestens zwei Jahre andauernde Übergangsperiode geben.

    Das britische Pfund würde sicherlich herbe Kursverluste hinnehmen müssen. Aber darüber hinausgehende potenzielle Turbulenzen an den Finanzmärkten sind nur schwer zu prognostizieren. Die Zentralbanken haben immerhin genügend Vorbereitungszeit, um eine Finanzkrise zu verhindern. Wir glauben daher, dass sich die Märkte spätestens mittelfristig wieder anderen Problemen, wie der Entwicklung in China, zuwenden würden.

    Größere Auswirkungen erwarten wir hingegen im politischen Bereich für Europa. Großbritannien war für die anderen EU-Länder immer ein schwieriger Partner. Ein Ausscheiden des Landes wäre dennoch der bislang größte Rückschlag für das europäische "Projekt".

    Und es wäre ein gefundenes Fressen für radikale und separatistische Parteien europaweit. Auch die Zukunft der Einheitswährung würde infrage gestellt. Und dies zu einer Zeit, in der die EZB-Geldpolitik vor allem in Deutschland bereits heftig kritisiert wird. Daraus könnte sich eine weitere Staatsschuldenkrise ergeben.

    In der Vergangenheit haben die politischen Führer der Europäischen Union auf Rückschläge stets mit einer weiteren Vertiefung der europäischen Integration reagiert. Doch in fast allen EU-Ländern mit Ausnahme Deutschlands fehlt es an Führungsstarken Regierungen, um solche Reformen durchzudrücken. Ein Brexit könnte daher den Zusammenhalt der Europäischen Union noch brüchiger machen, als er ohnehin schon ist.

    Die hier geäußerten Einschätzungen und Meinungen sind weder Analysen noch Investmentberatung oder Anlageempfehlungen. Sie geben nicht notwendigerweise die Ansichten aller Portfoliomanagementteams von AB wieder. AB ist von der britischen Finanzmarktaufsicht genehmigt und wird von ihr beaufsichtigt.

    Darren Williams, Senior Economist-Europe




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