Alles muss raus!
Ausverkauf in North Dakota: Braucht jemand noch dringend ne Ölquelle?
In North Dakota findet derzeit ein reger Handel mit Ölbohrlöchern statt, viele Neueinsteiger erhoffen sich davon langfristigen Profit. Im Zuge der massiven Verluste aus der jüngsten Ölschwemme sehen sich die etablierten Fördergesellschaften zunehmend zum Verkauf gezwungen.
Die Bakken-Formation im Bundesstaat North Dakota gleicht dieser Tage einem hektischen Basar, auf dem hunderte Ölquellen aufgrund mangelnden Profitabwurfs die Besitzer wechseln. Die glücklichen Käufer sind zum Teil versierte Experten auf dem Gebiet der Ölwirtschaft, zum Teil aber auch Neueinsteiger auf der Suche nach ihrem persönlichen Glück.
So erwarb das von einem ehemaligen Goldman-Sachs-Mitarbeiter gegründete Unternehmen Lime Rock Resources erst im November 340 Quellen von der Occidental Petroleum Corporation. Einen Monat später kaufte die Angelus Group der Emirald-Oil-Gesellschaft ein paar Dutzend Quellen für rund 10 Millionen Dollar ab. Zur gleichen Zeit gingen bei der Whiting Petroleum Corporation - bis vor Kurzem noch größter Ölproduzent - insgesamt 153 Quellen über den Ladentisch, 53 davon an NP Recources und 100 an Foundation Energy, einer Investmentgesellschaft, die im Auftrag von diversen Stiftungen und Pensionskassen insgesamt 3.000 Quellen in ganz Amerika betreibt.
"In dieser Krise gibt es definitiv günstige Gelegenheiten, ein paar zweitrangige unkonventionelle Reservoirs zu übernehmen", sagte Foundation-Energy-Chef Eddie Rhea dem "Wall Street Journal". "Wir kaufen den Laden, hübschen ihn auf und verkaufen ihn wieder. Etwas völlig neues aus dem Boden zu stampfen überlassen wir lieber jemand anderem."
Für diejenigen großen Ölfördergesellschaften, die solche Bohrquellen als Erstes angezapft haben, ist der Betrieb auf den Böden North Dakotas teilweise finanziell nicht mehr tragbar. Weil die Löcher hier sehr tief gebohrt werden müssen und die allgemeine Infrastruktur nur mangelhaft ausgebaut ist, hat sich die Bakken-Formation in diesem Bundesstaat als eines der teuersten Onshore-Ölfelder in ganz Amerika erwiesen. Viele Bohrstätten liegen seit über einem Jahr brach, weiß das "Wall Street Journal" zu berichten. Im westlichen North Dakota sind über 2.000 Quellen ungenutzt.
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Produzenten wie Whiting, Occidental oder Emerald kommen die Geier daher gerade ganz recht. Durch den Verkauf ihrer Sorgenkinder sind sie nun wenigstens in der Lage, ihre Schulden aus der jüngsten Ölpreiskrise zu tilgen.