Stellen Sie die richtigen Fragen! - Seite 2
Bei Aktien und Währungen auffällige Kursbewegungen
Aber diese Ausschläge sind im Vergleich zu den Kursbewegungen der vergangenen Monate eher untergeordneter Natur. Und das hat folgenden Grund: Ursprünglich war das Brexit-Referendum von der britischen Regierung offiziell für „spätestens 2017“ angekündigt worden. Die Spekulationen um einen Termin in 2016 begannen aber schon Ende 2015 im Laufe der Verhandlungen Großbritanniens mit der EU über eine Reform im britischen Sinne.
Und so kommen wir zur vierten wichtigen Frage: Lässt sich in den Charts ab November/Dezember 2015 eine deutliche Reaktion erkennen, die auf eine entsprechende vorausschauende Positionierung institutioneller Anleger hindeuten könnte? Auch diese Frage können wir anhand der obigen beiden Charts klar bejahen.
An den Devisenmärkten kam es ab November/Dezember zu einem starken Kursverfall des Britischen Pfunds gegenüber Euro und US-Dollar (siehe oberer Chart). An den Aktienmärkten war dagegen zu sehen, dass der britische Leitindex „Footsie“ (FTSE 100) zwar fiel, dabei aber relativ stärker blieb als der paneuropäische Leitindex STOXX 600. Das ist an der steigenden blauen Kurve im unteren Chartteil des unteren Charts zu erkennen. (Diese Kurve zeigt mit einem steigenden Verlauf eine relative Stärke des Footsie gegenüber dem STOXX 600 an, mit einem fallenden Verlauf dagegen eine relative Schwäche.)
Diese Kursbewegungen machen durchaus Sinn: Als Nicht-EU-Mitglied würde Großbritannien vollends als „kleiner“ Währungsraum gegen zwei große Währungsräume (Euro-, US-Dollarraum) konkurrieren müssen. Dieser faktische Bedeutungsverlust des Pfunds wurde durch fallende Kurse eingepreist. Gleichzeitig vergrößert aber ein schwaches Pfund die Chancen britischer Unternehmen im Ausland. Folglich machen die Aktien britischer Unternehmen gegenüber anderen europäischen Aktien Boden gut.
Längst eingepreist haben die "Instis" den Bexit
Diese markanten Kursbewegungen endeten aber nahezu schlagartig nach der Bekanntgabe des genauen Referendumstermins am 20. Februar 2016 (siehe entsprechende senkrechte gestrichelte Linien in den Charts). Denn damit war eine wesentliche Unsicherheit für die Märkte beseitigt. Sie konnten sich darauf konzentrieren, die jeweiligen Wahrscheinlichkeiten des Abstimmungsergebnisses zu bewerten und einzupreisen. Das führte zu einer leichten Korrektur der vorherigen Verläufe – also eine tendenzielle Schwäche des Footsie gegenüber dem STOXX 600 bzw. einer spürbaren Erholung des Pfunds gegenüber Euro und US-Dollar. Auch an den Anleihemärkten kam es zu ähnlichen markanten Kursbewegungen in den genannten Zeiträumen.