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    Marktkommentar  1768  0 Kommentare Harald Berres (GS&P): Das Ende der heilen Welt - sind die Multi-Asset-Strategien in Gefahr?

    Sollte in zinslosen Zeiten noch in Renten investiert werden? Und falls nein, sollte dann noch in Mischfonds angelegt werden, die Renten enthalten? Oder sollte sich der Anleger direkt auf die Aktienseite konzentrieren? Fragen über Fragen. Harald Berres, Fondsmanager bei GS&P, liefert Antworten.

    Es bestehen keine Zweifel daran, dass Multi-Asset-Produkte in den letzten 10 Jahren eine große Erfolgsgeschichte geschrieben haben. Richtig in Fahrt kam der Boom nach der Finanzkrise 2008/2009. Nach dem zweiten großen Kurssturz innerhalb von 10 Jahren wandten sich die Anleger massenhaft vom Aktienmarkt ab und suchten risikoärmere Alternativen zum reinen Aktienfonds. Bis dato war der klassische Aktienfonds ein relativ striktes Produkt, das mehr oder weniger immer zu 100% investiert war.

    Multi-Asset-Fonds haben den Vorteil, dass sie die Aktienquote viel aktiver steuern als reine "long only" Fonds, zudem ist bei vielen Produkten die Aktienquote von vornherein limitiert bei bspw. 50%. Die einzige Assetklasse, die 2008 gute Ergebnisse erzielte, waren Anleihen von Top-Schuldnern, hier insbesondere Staatsanleihen mit einem AAA-Rating. Multi-Asset-Fonds, die stabile Anleihen im Depot hatten und geschickt die Aktienquote allokierten, haben 2008 gut überstanden und wurden anschließend mit reichlich Mittelzuflüssen belohnt. Die Jahre nach der Finanzkrise stellten sich im Nachhinein als ein Paradies für diese Produktgattung dar. Die Aktienmärkte marschierten stramm nach oben und die Zinsen fielen ins Bodenlose, d.h. auf beiden Seiten - Aktien und Renten - wurde kräftig verdient.

    2011 kam der Aktienmotor erneut ins Stottern, wieder zeigte sich die Überlegenheit der Allzweckwaffe "Multifonds", die die Korrektur geschickt ausnutzten, um weiterhin attraktive risikoadjustierte Renditen zu erzielen. Generell scheint diese Produktgattung perfekt zum eher schwierigen und konservativen Anlegertypus in Deutschland zu passen. Im Zuge des anschließenden Booms haben mehrere Multifonds das Volumen von 10 Mrd. Euro überschritten und zählen nun zu den größten Publikumsfonds in Europa. Der Zeitpunkt extremer Mittelzuflüsse markiert am Kapitalmarkt oft einen Wendepunkt im Anlegerverhalten. Die größten Zuflüsse verzeichnete der Aktienmarkt im Jahr 2000 und 2007, also beide Male kurz vor dem Absturz der Märkte.

    Sind Multi-Asset-Produkte konkret gefährdet? Erste Bremsspuren sind sichtbar, so tun sich einige Fonds der angesprochenen Produktkategorie im aktuellen Umfeld äußerst schwer. Der Rentenmarkt knabbert aufgrund von negativen Zinsen an der Substanz und die Aktienmärkte kommen seit 2 Jahren nicht so recht in Schwung, ein anspruchsvolles Umfeld für Anlegers Liebling - den Multifonds. Ein weiteres Argument für ein schwieriger werdendes Umfeld ist die sich reduzierende Diversifikation zwischen Aktien und Renten. Die gegensätzliche Korrelation von Aktien und Renten - fallender Aktienmarkt = steigender Rentenmarkt und umgekehrt - war einer der Hauptgründe für den Erwerb von Multi-Asset-Bausteinen im Portfolio. Im derzeitigen Zinsumfeld entfällt dieser Diversifikationseffekt weitestgehend, was das Risiko erheblich erhöht. Für die Manager dieser Produkte besteht die größte Herausforderung darin, die Rentenseite adäquat zu ersetzen. Die Aktienseite alleine kann die "Rentenlücke" nicht ausfüllen und Cash rentiert negativ, so dass das Umfeld ohne jeden Zweifel anspruchsvoller geworden ist.

    Aufgrund der hohen risikoadjustierten Renditen in der Vergangenheit sind die Ansprüche der Anleger an diese bisher als Alleskönner beschriebenen Fonds enorm, ein entsprechend großes Potenzial für Enttäuschungen ist daher gegeben. Die Produktkategorie abzuschreiben oder komplett zu meiden, wäre falsch, die Erwartungen an zukünftige Erträge sollten allerdings geringer ausfallen als in der Vergangenheit. Das Kapitalmarktumfeld während der letzten 5 Jahre war nahezu perfekt, diese heile Welt scheint in der Tat der Vergangenheit anzugehören.




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