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    Marktkommentar  994  0 Kommentare Gareth Isaac (Schroders): Würfeln mit Schulden - das Dollar-Dilemma der Fed

    Der Marktstress am Jahresanfang scheint sich gelegt zu haben - doch glauben wir, dass sich Anleger in den kommenden Monaten auf stürmische Zeiten einrichten sollten.

    Würfeln mit Schulden - das Dollar-Dilemma der Fed

    Das Marktdrama Anfang des Jahres scheint sich beruhigt zu haben. Doch wir glauben, dass sich Anleger auf weitere stürmische Momente in den kommenden Monaten einstellen sollten.

    Nach der Unruhe im ersten Quartal 2016 haben es die Anleger nun für den Rest des Jahres mit Unübersichtlichkeit am Markt zu tun. Vor dem Hintergrund einer Weltwirtschaft, die im Januar noch relativ resilient erschien, grenzte der Markteinbruch schon fast an Hysterie. Die Korrelation zwischen verschiedenen Anlageklassen war auf einmal sehr hoch, wie es häufig in Phasen von ausgeprägtem Marktstress der Fall ist. Und damit waren die Versteckplätze für Anleger rar. An den Märkten wird seither darüber diskutiert, wo die Hauptschuld für die Instabilität zu suchen ist. Unserer Ansicht nach sollte man dabei zuerst einmal in Richtung US-Dollar schauen.

    Der stärkere Dollar

    Ein Großteil der Turbulenzen geht auf die Mitte des vergangenen Jahres zurück. An den Märkten war man sich immer sicherer, dass die US-Notenbank (Fed) den Leitzins in der zweiten Jahreshälfte erhöhen werde, was im Dezember dann auch eintrat. Von Mitte Juli bis Januar 2016 bewegte sich der US-Dollar auf steilem Höhenflug: Er legte um 12 % gegenüber dem chinesischen Renminbi und über 30 % gegenüber dem brasilianischen Real zu.

    Die Wertsteigerungdes Dollar bedeutete einen Anstieg der lokalen Rohstoffkosten, von denen die meisten in US-Dollar gehandelt werden. Rohstoffpreise stürzten in den Keller. So fiel Kupfer in dem oben genannten Zeitrahmen um fast 24 %. Eisenerz verlor mehr als 34 %, während Öl - gleichzeitig mit Angebotsüberschuss konfrontiert - über 52 % nach unten rauschte. Die hohe Verschuldung einiger großer Unternehmen der Grundstoffindustrie brachte vielerorts die Bilanzen ins Wanken: Es gab Fälle, in denen der Verschuldungsgrad sogar den Wert der Firmen selbst überstieg. In einigen Ländern wie Brasilien katapultierten die niedrigen Rohstoffpreise die Kosten für die Staatsschulden auf weltweite Höchststände.

    Chinas Verschuldung

    Gleichzeitig ließen die Staatsschulden Chinas aus verschiedenen Gründen Sorge aufkommen. Wenn auch der Grad der Verschuldung in China selbst nicht wirklichbedenklich war, so hatte sich das Ausmaß der zur Schuldenfinanzierung zur Verfügung stehenden privaten Ersparnisse zum ernsthaften Problem entwickelt. Bis gegen August vergangenen Jahres hatte China eine sehr hohe Sparquote. Doch die einmalige Abwertung des - an den US-Dollar gekoppelten - Renminbi veranlasste viele Chinesen dazu, große Teile ihrer Ersparnisse ins Ausland zu schaffen, was die chinesische Zentralbank dazu zwang, die Währung zu verteidigen.

    Seit sich die Markterwartungen in Bezug auf weitere Zinserhöhungen nach Kommentaren der Fed Mitte Februar abgekühlt haben, hat sich die Marktstimmung erheblich verbessert. Auch die Maßnahmen anderer Zentralbanken wirkten beruhigend. Die Europäische Zentralbank (EZB) und die Bank of Japan (BoJ) haben ihre lockere Politik verlängert und zeitgleich mit dem Stimmungsaufschwung setzte eine starke Erholung des Ölpreises ein. Anleger scheinen die Marktberuhigung als ein Zeichen zu sehen, dass die Risiken nachlassen. Doch wann - seit 2009 - war das wirklich der Fall?

    Eine Zinserhöhung ist immer noch möglich

    Die Tendenz, stillschweigend eine Zinserhöhung zu erwarten, ließ am Markt im Februar deutlich nach. Auch jetzt scheint der Markt nicht auf den Schritt vorbereitet zu sein, den die Fed unserer Meinung nach unternehmen muss. Der Druck auf die Fed, die Zinsen anheben zu müssen, hat sich im Mai stärker in den Währungen der Schwellenländer gespiegelt, während überall sonst die Selbstzufriedenheit zu grassieren scheint. Auch wenn sich die Fed und ihre Chefin Janet Yellen noch länger mit den globalen Folgen eines höheren US-Leitzinses schwertun mögen: Wir gehen nicht davon aus, dass die Notenbank ihre nächste Straffung auf 2017 verschieben wird.

    Mischfonds hatten es 2015 schwer, als viele Anlageklassen in dieselbe Richtung gingen. Angesichts der derzeitigen Rahmenbedingungen sollten Anleger ihr Engagement bei Schwellenländerwährungen, Unternehmensanleihen und US-Zinsen unter die Lupe nehmen. Auf längere Sicht sind wir weiter im Großen und Ganzen positiv gestimmt, was die breiteren Risikomärkte anbelangt. Doch jetzt haben wir das Risiko reduziert, da sich der vor uns liegende Sommer als sehr volatil erweisen könnte.

    Schroders hat in diesem Dokument eigene Ansichten und Meinungen zum Ausdruck gebracht. Diese können sich ändern.




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