Aktien Frankfurt
Anleger nehmen Sieg der Brexit-Gegner vorweg
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger am deutschen Aktienmarkt scheinen zunehmend überzeugt vom Verbleib der Briten in der EU und haben den Dax am Donnerstag zeitweise sogar über 10 300 Punkte getrieben. Am Tag der Volksabstimmung in Großbritannien stieg der deutsche Leitindex bis zum Nachmittag um 1,68 Prozent auf 10 240,36 Punkte und verzeichnete damit seinen fünften Gewinntag in Folge. Seit seinem zwischenzeitlichen Tief vor einer Woche legte das Börsenbarometer um 8,6 Prozent zu und machte seine seit Monatsbeginn erlittenen Verluste wett.
"Der Markt nimmt den Sieg der Brexit-Gegner vorweg", sagte Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets. "Die Kurse steigen wieder, weil weitere Umfragen Entwarnung gaben. Das alles zeigt, wie stark die Aktienkurse derzeit auf das Referendum fixiert sind." Dies bewies auch die kräftige Aufwertung des Pfund zum US-Dollar, das auf den höchsten Stand seit Dezember 2015 stieg.
Der MDax der mittelgroßen Konzerne rückte um 1,28 Prozent auf 20 756,45 Punkte vor. Der Technologiewerte-Index TecDax stieg um 0,82 Prozent auf 1639,89 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 übersprang wieder locker die Marke von 3000 Zählern und gewann zuletzt 1,93 Prozent.
RWE UND EON NACH STUDIE DAX-FAVORITEN
Im Dax setzten sich die Versorger Eon und RWE nach einer positiven Studie der britischen Bank Barclays an die Spitze und stiegen zwischen 2,6 und 3,7 Prozent. Analyst Mark Lewis rät, Eon in den Portfolios nun überzugewichten und gab auch seine negative Einstufung für RWE auf.
Die Anteilsscheine von Thyssenkrupp stiegen um 3,5 Prozent. Händlern zufolge profitierten sie von einem Medienbericht über einen womöglich bald schon bevorstehenden Zusammenschluss der europäischen Stahlgeschäfte von Thyssenkrupp und dem indischen Tata-Konzern. Schon in wenigen Wochen könnten beide eine Absichtserklärung vereinbaren, berichtete das "Manager-Magazin" am Donnerstag vorab, ohne genaue Quellen zu nennen. Gerüchte über solche Gespräche gibt es schon seit Wochen.
Ebenfalls stark zeigten sich abermals die Deutsche Bank und die Commerzbank mit Kursgewinnen von um die 3 Prozent. Banken würden besonders unter einem Brexit leiden.
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GEWINNMITNAHMEN BEI ADIDAS NACH REKORDHOCH
Einziger Verlierer im Leitindex war die Aktie des Sportartikelherstellers Adidas mit minus 0,16 Prozent auf 123,65 Euro. Allerdings war sie im Handelsverlauf noch zeitweise bis auf ein Rekordhoch bei 124,75 Euro gestiegen.
Im MDax sprangen die Anteilsscheine von K+S um 6,1 Prozent hoch. Händler verwiesen darauf, dass Weißrussland und Russlands größter Kalihersteller Uralkali eine Vertriebsallianz für Kali eingehen könnten. Eine solche Allianz könnte die Kali-Preise insgesamt stützen.
DRILLISCH GEBEN VORTAGESGEWINNE WIEDER AB
Die Aktien von Kion erholten sich wie bereits am Vortag mit einem Plus von 2,2 Prozent von ihrem jüngsten Kurseinbruch. Die Ankündigung eines milliardenschweren Zukaufs, den der Gabelstapler-Hersteller unter anderem über eine Kapitalerhöhung finanzieren will, hatte den Papieren am Dienstag ein Minus von fast 7 Prozent beschert.
Zugleich büßten die tags zuvor von Übernahmespekulationen deutlich angetriebenen Drillisch-Papiere 3,7 Prozent ein, während die Aktien von United Internet um 1,4 Prozent stiegen. Dass der Internetprovider den Mobilfunkdienste-Anbieter Drillisch übernehmen könnte, werde am Markt aktuell wieder ausgepreist, hieß es./ck/das
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---