BREXIT - Pfund bricht ein
Pfund fällt auf tiefsten Stand seit 1985 - Aktien rutschen ab
LONDON/TOKIO/SINGAPUR (dpa-AFX) - Der zunehmend wahrscheinlicher werdende Brexit hat die Finanzmärkte am Freitagmorgen heftig durcheinander gewirbelt. Vor allem auf dem Devisenmarkt sorgte der sich abzeichnende Sieg des Austritt-Lagers für heftige Turbulenzen. Das britische Pfund rutschte auf den tiefsten Stand seit 1985 ab und der Euro gab deutlich nach.
An den Aktienmärkten in Asien ging es stark nach unten. In Europa werden ebenfalls heftige Verluste erwartet. So wird der Dax mit einem deutlichen Abschlag erwartet. Wegen der Furcht vor den wirtschaftlichen Folgen eines EU-Austritts aus Großbritannien verbilligte sich das Öl. Gesucht waren dagegen sichere Häfen wie Gold und Staatsanleihen.
PFUND STEUERT AUF GRÖSSTEN TAGESVERLUST ZU
Da sich viele Marktteilnehmer in den vergangenen Handelstagen auf einen Verbleib Großbritanniens in der Europäischen Union eingerichtet hatten, waren die Ausschläge ungewöhnlich hoch. Doch das Wähler-Votum fiel anders aus. Nach 355 von 382 ausgezählten Wahlbezirken liegt das Brexit-Lager mit knapp 52 Prozent vorne. Aktuell lagen die Befürworter eines Austritts mit 1,1 Millionen Wählern vorne.
Dies sorgt vor allem beim Pfund für einen Ausverkauf. Die britische Währung fiel unter 1,33 Dollar und war damit rund elf Prozent billiger als am frühen Morgen, als das Pfund zeitweise noch etwas mehr als 1,50 Dollar gekostet hatte. Damit dürfte die britische Währung noch mehr verlieren als am 16. September 1992, als Großbritannien am 16. September nach massiven Verkäufen großer Investoren das Europäische Währungssystem (EWS) verlassen musste.
EURO RUTSCHT FÜNF CENT AB
Auch der Euro stand stark unter Druck. Am frühen Morgen kostete die europäische Gemeinschaftswährung mit 1,0978 Dollar fast fünf Cent weniger als noch wenige Stunden davor, als die Hoffnung auf einen Verbleib Großbritanniens noch überwogen hatte. Experten rechnen im Handelsverlauf mit weiter starken Bewegungen.
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Ebenfalls heftige Ausschläge gab es an den Aktienmärkten in Asien. Der japanische Leitindex Nikkei 225 verlor zuletzt knapp 7 Prozent. Die Börsen in London werden aktuell mit einem Abschlag von 8 Prozent erwartet. Dabei dürften vor allem die Großbanken unter die Räder kommen - so verloren die in Hongkong notierten Großbanken HSBC und Standard Chartered zweistellig.
'ALLE SIND FALSCH POSITIONIERT'
In Deutschland dürfte der Dax mit einem deutlichen Abschlag eröffnen. Der Broker IG taxierte den deutschen Leitindex Dax zweieinhalb Stunden vor Handelsbeginn bei 9565 Punkten und damit um 6,75 Prozent oder annähernd 700 Punkten unter seinem Schlussstand vom Vortag. "Alle sind falsch positioniert", sagte ein Börsianer am frühen Morgen. "Keiner hat damit gerechnet, dass die Briten wirklich austreten. Jetzt gibt es immensen Absicherungsbedarf."/zb/fbr